Jörg Büchi ist Junglandwirt und Agronom und publiziert auf Instagram Videos rund um seine Arbeit als Landwirt. Eines seiner Videos ging kürzlich viral. Mit Video.
«Schweizer Bauer»: Ihr Video bezüglich der Kampagne «Agrarlobby stoppen» kursiert zurzeit auf den sozialen Medien. Können Sie kurz sagen, um was es geht?
Jörg Büchi: Im Video habe ich mich über die Kampagne «Agrarlobby stoppen», initiiert unter anderem durch die Umweltorganisationen WWF, Pro Natura, Greenpeace und Bird Life, informiert und geschaut, wer dahintersteckt und wer die Kampagne überhaupt finanziert. Dabei ist mir ein Schnitt beim Geldfluss aufgefallen, und ich habe etwas weiter geforscht. Zusammengefasst: Luc Hoffmann, der verstorbene Enkel des Gründers des Pharmaunternehmens Roche, dessen Kinder teilweise im Verwaltungsrat der Roche sind, hatte zu seinen Lebzeiten eine Stiftung gegründet.
Was hat es mit dieser Stiftung auf sich?
Diese Stiftung unterstützt eine weitere Stiftung namens «Stiftung für nachhaltige Landwirtschaft» – welche nach eigenen Angaben aber kein Geld annimmt. Und diese Stiftung wiederum finanziert die Kampagne «Agrarlobby stoppen», welche sich gegen Pharmamultis richtet. Eine Kampagne, die sich gegen Pharamaunternehmen richtet, wurde also ursprünglich von einem Pharmaunternehmen unterstützt. Das ist doch unlogisch. Ein Blick auf die Firmengeschichte von Roche zeigt auf, dass sie seit über 30 Jahren in der Forschung von Gentechnologie tätig ist. Deshalb habe ich im Video folgende These aufgestellt: Wie sollen wir unsere Pflanzen schützen, wenn Pflanzenschutzmittel verboten werden? Durch Gentechpflanzen. Aber Pro Natura und Co. wollen doch eigentlich gar keine Gentechpflanzen, oder etwa doch?
Was waren die Rückmeldungen auf das Video?
Das Video hat eine Welle ausgelöst und ging quasi viral. Über Facebook und Instagram haben mich viele Nachrichten erreicht. Die meisten waren positiv. Besonders gefreut hat es mich, dass Leute auf mich zugekommen sind, die wirklich «Grün» sind und denen Umweltschutz wirklich am Herzen liegt. Wenn Landwirte mit solchen Leuten zusammenarbeiten könnten und nicht mit Leuten, die heuchlerisch vom Büro aus unter dem Vorwand des Umweltschutzes «Greenwashing» betreiben wollen, dann könnte man gemeinsam eine tolle Sache bezüglich Umweltschutz aufziehen. Eine Sache, die der Umwelt wirklich etwas nützt und die wirklich nachhaltig ist: sozial, ökologisch und ökonomisch.
Haben Sie damit gerechnet?
Ich habe damit gerechnet, dass es etwas auslösen wird. Ich werde nun als Verschwörungstheoretiker betitelt. Wenn meine Thesen widerlegbar wären, wäre das wohl nicht so. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine Schmutzkampagne gegen die Landwirtschaft. Wenn eine Kampagne gegen Pharmaunternehmen durch Pharmagelder finanziert wird, kann es nicht mit rechten Dingen zu- und hergehen. Auf jeden Fall finde ich den Schulterschluss zwischen Umweltorganisationen und Pharmaunternehmen sehr speziell.
Wie sind Sie dazu gekommen, auf Instagram Erklärvideos zur Landwirtschaft zu machen?
Ich wurde schon früh mit Vorurteilen konfrontiert. Als Sohn eines Landwirtes wird man als Kind in der Schule automatisch als «Bauer» abgestempelt. Später ist mir aufgefallen, dass viele Leute gar nicht wissen, dass Landwirt ein Beruf ist und was man da genau macht. Das Bild der Bevölkerung vom Landwirt ist häufig völlig verzerrt. Viele denken, Landwirte seien Ungelernte und würden einfach einmal irgendetwas ohne Ausbildung und Fachwissen machen. Das hat mich immer gestört. Ich wollte schon lange einen Youtube-Kanal oder so beginnen, um vor allem meinen Kollegen zu zeigen, was ich als Landwirt überhaupt mache. Und dass manchmal einfache Fragen oder Anforderungen von Kunden in der Praxis zu grossen Zielkonflikten führen.
Was bezwecken Sie mit den Videos?
Ich möchte diese Zielkonflikte und die Realität der Landwirtschaft zeigen. Denn sowohl die Detailhändler wie auch Aktivisten suggerieren der Bevölkerung ein völlig falsches Bild der Landwirtschaft. Letztes Jahr gegen Ende des Studiums und mit den Coronamassnahmen habe ich dann endlich etwas Zeit gehabt und habe auf Instagram angefangen mit den Videos und Berichten. Mir kommt dabei zugute, dass ich ursprünglich zum Fernsehen oder als Multimediaelektroniker eine Lehre machen wollte.
Was ist Ihre Motivation?
Ich möchte mit ehrlichen Berichten und Bildern den Stadt-Land-Graben überwinden und mit Vorurteilen aufräumen. Der Bevölkerung aufzeigen, dass es viele Landwirte und Landwirtinnen gibt, die ihren Job lieben und ganz genau wissen, was sie tun, weil sie gut ausgebildet sind.
Welche Themen beschäftigen Sie besonders?
Die Agrarinitiativen. Dann habe ich vor kurzem den Betrieb vom Vater übernommen. Nebenbei arbeite ich in einem Treuhandbüro, dort haben wir gerade Hochsaison.
Wie sehen Sie die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft?
Es kommt jetzt darauf an, was die Initiativen bringen. Aber ganz abgesehen davon, meine Berufskollegen sind alles mega-innovative Leute. Dank Instagram und anderen sozialen Medien ist es viel einfacher, über die Grenzen hinaus zu sehen. Ob in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich oder Übersee, ich sehe junge, motivierte Leute, die ihren Job lieben. Ich sehe aber auch junge Leute, die sich mit der Ernährung beschäftigen und wissen wollen, woher das Essen kommt. Ich sehe das als grosse Chance für beide, um zusammenzuarbeiten und Lösungen zu finden. Ich sehe anpassungsfähige Landwirte mit Tatendrang.
Was motiviert Sie in so unsicheren Zeiten, einen Landwirtschaftsbetrieb zu übernehmen?
Ich habe gemerkt, dass es der schönste Job der Welt ist. Ich glaube an die Landwirtschaft und bin mit Herzblut Landwirt. In keinem anderen Beruf kann ich so viele unterschiedliche Arbeiten an einem einzigen Tag machen. Der Beruf Landwirt ist so vielseitig und ganz ehrlich, es ist einfach schön auf dem Land. Mit der Übernahme des Betriebs darf ich eine lange Familientradition weiterführen, und das freut mich.
Was sind Ihre Betriebsziele?
Ich habe den Betrieb meines Vaters Anfang Jahr übernommen und bin betrieblich gesehen gerade in einer Selbstfindungsphase, in der ich mir eben diese Frage selbst stelle. Wo möchte ich hin, und was möchte ich machen? Es gibt mega-viele Möglichkeiten, ich bin offen für weitere Ideen und am Herumhören. Meine Kühe möchte ich behalten.
Beenden Sie die Sätze
Die Initiative ist… eine gefährliche Mogelpackung und für mich eine falsche Lösung. Sie sind gut gemeint und schlecht gemacht.
Landwirtschaft … bietet den schönsten Beruf der Welt.


Die Wahrheit kommt immer ans Licht, früher oder später. Gratulation an Jörg Büchi für das Video.
Das Böse kann sich nur durchsetzen, wenn die Guten schweigen.