
Auch an den World Cheese Awards 2023 in Trondheim, Norwegen, freute sich die grosse Jury auf die Degustation von Käse aus aller Welt.
Håkon Borgen
«Das ist ein Once-in-a-Lifetime-Event.» Also etwas, das man nur einmal erlebt, sagte Martin Spahr, Marketingchef von Switzerland Cheese Marketing (SCM), im Sommer. Er sprach über die World Cheese Awards, die dieses Jahr in Bern stattfinden. Der Wettbewerb wird seit 1988 jedes Jahr ausgetragen. Gegründet hat ihn ein britisches Unternehmen, die Guild of Fine Food.
Zunächst wurde der Anlass jeweils in England durchgeführt, seit einigen Jahren reist er aber in Länder mit einer Käsetradition. Er war etwa in Wales, in Norwegen und zuletzt in Portugal. Noch nie aber in der Schweiz. Das wollte Spahr ändern. Und es gelang ihm. Am Donnerstag ist es so weit, und der Wettbewerb geht in der neuen Festhalle in Bern über die Bühne.
Käsevielfalt unserer Welt
265 Jurorinnen und Juroren aus der ganzen Welt werden insgesamt 5244 Käse beurteilen (siehe Kasten). Unter diesen befinden sich 948 aus der Schweiz, was einem Rekord entspricht. Aber nicht unbedingt überrascht. Die Vertreterinnen und Vertreter der Branche zeigten sich im Vorfeld motiviert, ihre Produkte einzureichen, um der Welt unsere Käsevielfalt zu zeigen. Im Hinterkopf hat wohl der eine oder die andere auch, dass eine hohe Teilnahme die Chancen auf einen Sieg erhöht. Man darf gespannt sein, ob es gelingt und ob ein Schweizer Käse zum Weltmeister gekürt wird.
Obwohl die Chancen dafür intakt sind, ist auch die Konkurrenz gross. Insgesamt wurde Käse aus 46 Ländern eingereicht. Ein Logistiknetz mit über 20 internationalen Sammelpunkten bringt die Käse aus aller Welt nach Bern. «Dadurch werden Kosten gesenkt, und auch kleine Betriebe können ihre Spezialitäten der Jury präsentieren», heisst es in einer Medienmitteilung von SCM.
Käse wird anschliessend verbrannt
Die eindrückliche Menge an Käse klingt erfreulich. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings. «Aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen muss der Käse im Anschluss an den Wettbewerb vernichtet werden», sagt Desirée Stocker von SCM auf Anfrage. «Er wird in der Kehrichtverwertungsanlage Thun verbrannt und so zu klimafreundlicher Energie umgewandelt.» An den Awards selbst wird wohl kaum jemand an den Abfall denken. Vielmehr wird Käse gegessen. Nicht nur von der Jury.
Am Swiss Fine Food Market gibt es vom 13. bis 15. November Marktstände mit Schweizer Käse- und anderen Spezialitäten, zudem gibt es ein Rahmenprogramm. Der Schweizer Käse kann also von allen gefeiert werden – ob nun einer davon am Donnerstag zum Weltmeister gekürt wird oder nicht.
Der Jurierungsprozess
Alle eingereichten Käse werden von einer 265-köpfigen internationalen Jury blind verkostet. Die Jury setzt sich aus Käseexperten (Käserinnen, Chefs, Einkäufer und Verkäufer, Journalistinnen usw.) zusammen. Bei der Zusammenstellung der Jury wird auf Ausgewogenheit im Bereich von Alter, Geschlecht und Berufsfeld geachtet. Die Jury arbeitet in Zweier- oder Dreierteams an ihrem Tisch und entscheidet für jedes Produkt, ob es eine Auszeichnung (Bronze, Silber, Gold oder Supergold) verdient.
Bewertet werden Aspekte wie das Aussehen der Rinde und des Teigs sowie das Aroma und die Textur des Käses, wobei die meisten Punkte für Geschmack und Mundgefühl vergeben werden. Jedes Juryteam nominiert den herausragendsten Käse seines Tischs als Supergold-Gewinner. Diese Supergold-Gewinner werden dann in eine zweite Jurierungsrunde geschickt.
Eine im Voraus bestimmte Superjury, die aus vierzehn international angesehenen Experten und Expertinnen besteht, begutachtet die Supergold-Gewinner. Jedes Jurymitglied wählt dabei seinen persönlichen Favoriten, den es in den Final schickt.
Vor einem Livepublikum werden alle vierzehn Käse von der Superjury nochmals verkostet und mit Punkten zwischen 1 und 7 bewertet. Der Käse mit der höchsten Bewertung wird World Champion Cheese. mgt Quelle: capitalofcheese.com