Forschung zum Betriebszweig machen

Seit Anfang 2024 hat Pascal Nägele den Landwirtschaftsbetrieb des Forschungsinstituts für biologischen Landbau gepachtet. Die Zusammenarbeit mit den Forschenden betrachtet er als eigenen Betriebszweig.

Cyril Nietlispach |

Ursprünglich war der Hof als Gutsbetrieb der ehemaligen Landwirtschaftsschule Frick konzipiert, wurde 1996 vom damaligen Pächter Pius Allemann auf die Richtlinien von Bio Suisse umgestellt und 1997 vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) übernommen. Heute umfasst der Hof 31 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche.

Hauptbetriebszweig Milchviehhaltung

Den Hauptbetriebszweig bildet die Milchviehhaltung: In der Herde von 25 Milchkühen sind verschiedene an den biologischen Landbau angepasste Zweinutzungsrassen, darunter Swiss Fleckvieh und Original Braunvieh (OB). Seit Sommer 2024 läuft ein Stier für den in den Biorichtlinien bevorzugten Natursprung in der Herde mit.

Die Kälber werden mit dreieinhalb Monaten auf dem Hof abgetränkt und an Bioweidemastbetriebe in der Region abgegeben. Die kraftfutterfreie und artgerechte Fütterung der Milchkühe erfolgt im Sommer durch Weidehaltung, im Winter durch hofeigene Gras- und Maissilage, Heu und Emd. Seit dem Neubau des Laufstalls 2020 werden die Kühe mit einem Melkroboter gemolken.

Innovative Anbaumethoden testen

Die Hauptkulturen im Ackerbau umfassen Futtersoja und Brotgetreide wie Winterweizen und Dinkel. Alle Kulturen werden in einem durchdachten Fruchtfolgesystem angebaut, das darauf abzielt, die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu fördern und zu erhalten. Zusätzlich laufen Versuche mit verschiedenen Kulturen wie Winterraps, Ackerbohnen, Hafer oder Zuckermais.

Diese sind Teil von Fibl-Forschungsprojekten, die darauf abzielen, innovative Anbau- und Pflanzenschutzmethoden zu testen und die Anpassung an verschiedene klimatische und bodenbezogene Bedingungen zu optimieren. Eine besondere Herausforderung im Ackerbau sind die sehr schweren Fricktaler Böden mit bis zu 40 Prozent Tonanteil, welche die Bodenbearbeitung erschweren.

Von Matura zur Landwirtschaftslehre

Seit dem 1. Januar 2024 führt Pascal Nägele den Betrieb als Pächter. Aufgewachsen in Gipf-Oberfrick im Kanton Aargau, ist er in der Region verwurzelt, gut vernetzt und mit den Klimabedingungen vertraut. Nach der Matura absolvierte er eine Landwirtschaftslehre mit Schwerpunkt Biolandbau. Es folgten die Betriebsleiterschule und die Prüfung zum Meisterlandwirt.

«Für mich ist die Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut wie ein eigener Betriebszweig. Ich habe vom Fibl einen Leistungsauftrag und werde für Hofführungen oder Arbeiten im Zusammenhang mit Forschungsprojekten und für die dadurch entstehenden Einschränkungen entschädigt», sagt Pascal Nägele. Er rechnet über das ganze Jahr mit einer Arbeitszeit von einem Tag pro Woche. Nicht zu seinen Aufgaben gehören Arbeiten im Weingut und in den Obstanlagen, die nicht im Pachtverhältnis eingeschlossen sind.

Infrastruktur für Hoftötung angepasst

Die enge Kooperation und Zusammenarbeit mit den Fibl-Forschenden sieht Pascal Nägele als wertvolle Bereicherung: «Ich habe für jeden erdenklichen Bereich Fachleute als Ansprechpersonen», sagt der 32-jährige Meisterlandwirt. Dieser Austausch halte ihn auf dem neuesten Stand und biete laufend Impulse für die Weiterentwicklung des Betriebs.

Für Pächter Pascal Nägele ist das Hoftötungsprojekt eines der Forschungsprojekte, die den bedeutendsten und direktesten Einfluss auf seinen Betriebsalltag haben. Falls eine Milchkuh geschlachtet werden muss, erfolgt die Tötung des Tieres nun direkt auf dem Hof. Im Rahmen von Projekten und Studien des Fibl, welche die positiven Effekte einer Hoftötung auf die Tiere wissenschaftlich untersuchen, wurde 2024 auch die Infrastruktur des Hofes angepasst: Ein spezielles Fressfanggitter zur korrekten Fixierung des Tieres wurde eingebaut.

Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut wurde im Frühjahr 2024 eine Agroforst-Anlage mit vier Gehölzreihen gepflanzt, bestehend aus Waldbäumen, Hecken, Obstbäumen und Sträuchern. Sie dienen der Obst- und Wertholzproduktion sowie einer grösseren Futtervielfalt für die Kühe und sollen den Ausgleich von extremen Wetterereignissen und die Biodiversität fördern. Zwischen den Baumreihen werden Ackerstreifen bewirtschaftet.

Das Wetter heute in

Lesershop

Hier gehts zum Lesershop

Umfrage

Setzt Ihr auf Natursprung?

29.3 % Ja, ausschliesslich
14.6 % Nein, nie
29.3 % Ja, je nach Kuh
14.6 % Ja, als letzte Chance (wenn KB mehrfach erfolglos)
12.2 % Manchmal

Teilnehmer insgesamt 41

Zur aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?