Milchkühe: Wie die Lebensdauer die Wirtschaftlichkeit beeinflusst

Eine Studie von der Forschungsanstalt Agroscope beleuchtet die ökonomischen Treiber der optimalen Nutzungsdauer von Milchkühen in zwei Schweizer Produktionssystemen. Eine realistische Verlängerung der Nutzungsdauer kann die Rentabilität um bis zu 15 Prozent erhöhen.

pd |

Wenn eine gesunde Milchkuh regelmässig abkalbt und mehr als 6000 kg Milch pro Jahr gibt, wird das wirtschaftliche Optimum erst bei über neun Laktationen erreicht, schreiben die Forschenden. Kühe würden aber im Durchschnitt viel früher ersetzt.

Die mittlere Nutzungsdauer in Schweizer Milchkuhherden beträgt gemäss der Studie meist deutlich weniger als vier Laktationen. Ein Grossteil der Kühe verschwindet bereits während der ersten zwei Laktationen. «Dafür verantwortlich sind in erster Linie gesundheitliche Störungen und Fruchtbarkeitsprobleme sowie Befürchtungen vor wirtschaftlichen Verlusten», heisst es in der Studie.

Steiler Einkommensanstieg bis zur vierten Laktation

Auf der Basis von über 9700 Herdebuchkühen, welche zehn Laktationen produziert haben, zeigt eine aktuelle Agroscope-Studie, dass die Milchleistung im Durchschnitt in der vierten Laktation den Höhepunkt erreichte und dieses Niveau mehr oder weniger bis zur neunten Laktation durchgehalten wurde. In einem bioökonomischen Modell wurden die Buchhaltungsdaten von zwei Betriebsgruppen mit unterschiedlichem Milchleistungsniveau – 110 Betriebe mit durchschnittlich 6194 kg Jahresleistung pro Kuh (C_low) und 79 Betriebe mit 9338 kg Jahresleistung pro Kuh (C_high) – mit den Daten der Herdebuchkühe verknüpft.

Das Ziel: herauszufinden, in welcher Laktation ein Ersatz der bestehenden Altkuh durch eine Jungkuh wirtschaftlich sinnvoll ist. «Die Ergebnisse zeigen, dass von der ersten bis zur vierten Laktation die Einkommen besonders stark, ab der fünften Laktation hingegen immer schwächer ansteigen», so die Forschenden.

Einkommenspotential bis 800 Franken

Basierend auf den Herdebuchdaten lag für C_low die mittlere Nutzungsdauer im Status Quo bei 3.6 Jahren, während es bei C_high nur 2.9 Jahre waren. Wenn vorzeitige Ausmerzungen von Kühen ökonomisch begründet sind, würde dies faktisch einem Produktionsausfall von jährlich drei bis vier Monaten entsprechen (Verlusterwartung 25 bis 33 %), sofern die ausgemerzten Kühe weiter leben würden.

Bei C_low geht dabei ein Einkommen von über 400 Franken, bei C_high gar über 800 Franken pro Kuh und Jahr verloren im Vergleich zu einer «störungsfreien» Kuh.

Aufzuchtkosten und Schlachtkuhpreise

Ein wesentlicher Treiber für die Nutzungsdauer von Milchkühen sind die Aufzuchtkosten, die gemäss Studie zwischen 2300 und 5000 Franken pro Rind variieren. So kann der optimale Ersatzzeitpunkt einer Altkuh bei einem leidenschaftlichen Züchter viel früher sein, weil dieser seine eigene Arbeit für die Aufzucht gering oder gar nicht bewertet. Ein frühes Ausscheiden wird zudem von hohen Schlachtkuhpreisen begünstigt.

Umgekehrt kann es bei einer vollen (und korrekten) Bewertung der eigenen Arbeitszeit wirtschaftlich sinnvoll sein, je nach Standort und Aufzuchtdauer die Kuh bis zu vier Jahre länger zu nutzen. Dagegen ist die Rolle des züchterischen Fortschritts auf eine Verkürzung der optimalen Nutzungsdauer gering.

Leistungssicherheit vor Leistungssteigerung

Herden mit Altersstrukturen, welche eine mittlere Nutzungsdauer von vier Jahren bei Hochleistungskühen bzw. sechs Jahren bei niederleistenden Kühen erreichen, ermöglichen im Vergleich zum Status Quo eine jährliche Einkommenssteigerung von 10 bis 15  Prozent. Voraussetzung hierfür ist, dass einer stabilen Jahresleistung mit regelmässigen Abkalbungen (Leistungssicherheit) mehr Beachtung geschenkt wird.

Fazit

  • Gemäss den Modellberechnungen kann eine realistische Verlängerung der Nutzungsdauer von Milchkühen die Rentabilität der Milchproduktion um 10 bis 15 Prozent steigern.
  • Die Verluste durch Produktionsausfälle sind bei Hochleistungskühen besonders gross, so dass Kühe mit niederen Leistungen schnell mal wirtschaftlicher sind, falls diese infolge besserer Fitness deutlich länger genutzt werden.
  • «Störungsfreie» Kühe mit hoher Leistungssicherheit sind meist unauffällig und sollten nicht vorschnell ausgemustert werden, auch wenn Ersatztiere höhere Leistungen versprechen.
  • Für mehr Leistungssicherheit in der Milchprodukton ist es sinnvoll, wenn Betriebe Milchleistungen definieren, die an den Standort und an die Betreuungsqualität des Betriebes angepasst sind.

-> Hier findet Ihr den Originalartikel (englisch)

Kommentare (1)

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  • Keinbauer | 12.12.2025

    Traurig den Text zu lesen. Die Tiere herabgesetzt als Mittel zum Zweck, zur Benutzung und donst für gar nix.hier wird wohl mal wieder vergessen,dass es sich um fühlende Wesen handelt. Wie kann man nur! Ich dachte der bauer liebt seine Tiere soo sehr. Jedenfalls sofern der Wolf für des bäuerchens Versagen der Sündenbock sein kann.

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