«Wiesenmilch lohnt sich nicht für alle»

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An der Agrarökonomie-Tagung in Tänikon TG zeigte sich, dass die Labelproduktion in der Rinder- und Schweinemast oft nicht vorteilhaft ist. Bei der Wiesenmilch kommt es auf die Leistung der Kühe an.

Für die Konsumentinnen und Konsumenten ist das Tierwohl ein wichtiges Anliegen. «Sogar noch wichtiger als die Ökologie», sagte Christian Gazzarin in Tänikon TG. Unter dem Titel «Was kostet Tierwohl?» stellte der Agroscope-Forscher mit Daniel Hoop die gemeinsame Arbeit vor, bei der sie dieser Frage nachgingen. Die Studie wurde vom Schweizer Tierschutz (STS) und IP-Suisse mitfinanziert.

Mehrkosten ungedeckt

Untersucht wurde die Rinder- und die Schweinemast. Gazzarin errechnete die Mehrerlöse und die Mehrkosten eines fiktiven IP-Suisse-Rindermastbetriebs mit 57 Mastplätzen. Da der Betrieb nach IP-Suisse Richtlinien produziert, entstehen ihm jährliche Mehrkosten von fast 26’000 Franken. Der Mehrerlös liegt gemäss Gazzarin aber nur bei gut 18’000 Franken pro Jahr. «Die Kosten dieser Tierwohlleistungen sind nicht gedeckt», so die Feststellung von Gazzarin.

Tatsächlich liegt die Deckung bei nur bei 72 Prozent. «Das heisst, dass der konventionelle Betrieb letztlich besser abschneidet als der Labelbetrieb.» Onne Labelprämie liegt die Kostendeckung gar nur bei 27 Prozent, ohne Direktzahlungen bei 53 Prozent. Je nach Kategorie bedeutet das einen Verlust je Mastplatz von 126 bis 297 Franken pro Jahr. Hauptverantwortlich für die Mehrkosten in der Labelproduktion sind die höheren Stroh- und die Arbeitskosten.

Auch Labelschweine kosten

Ein ähnliches Bild ist bei den Mastschweinen zu beobachten. Der fiktive IP-Suisse-Schweinemastbetrieb mit 215 Mastplätzen deckt seine Mehrkosten zu 91 Prozent. Ohne Labelprämie sind es 41 Prozent und ohne Direktzahlungen 54 Prozent. Neben den höheren Stroh- und Arbeitskosten fällt hier auch der teurere Ferkelzukauf von IP-Suisse-Labelferkeln ins Gewicht.

Warum also setzen Produzenten trotzdem auf die Labelproduktion? Gazzarin hat eine Mutmassung dazu: «Das eine ist sicher, dass es wahrscheinlich angenehmer ist für einen Landwirt, dem gesellschaftlichen Trend entsprechend zu produzieren. Das zweite ist vielleicht seine langfristige Strategie. Der Landwirt denkt vielleicht, dass in Zukunft nur noch Labelfleisch abgesetzt wird.»

Reichen 5 Rp. Zuschlag?

Daniel Hoop konzentrierte sich auf den Vergleich von Wiesenmilch und der konventionellen Milchproduktion. Aktuell gibt es für die Wiesenmilch einen Zuschlag von 5 Rp./kg Milch. Das Resultat der Studie besagt, dass wenn man den durchschnittlichen untersuchten Wiesenmilchbetrieb mit einem konventionellen Betrieb mit 8000 kg Durchschnittsleistung vergleicht, nur ein Zuschlag von 1,7 Rp./kg Milch nötig wäre, um auf den gleichen Arbeitsverdienst zu kommen.

Liegt die Leistung der Vergleichsherde jedoch höher, müsste für Wiesenmilch dafür 4 Rp./kg (bei 9500 kg) respektive 9.9 Rp/kg (11000 kg) Zuschlag bezahlt werden. Die Parität zu den 5 Rp. ist bei 9800 kg Milch gegeben. Die bisherigen Vergleiche basieren auf einer ÖLN-Herde mit 50 Prozent Sommerweide und Kraftfutterzugabe. Besser sieht es für die Wiesenmilch aus, wenn der ÖLN-Herde Ganzjahressilage verfüttert wird. Dann liegt die Parität nämlich bei 11’300 kg Milch pro Kuh und Jahr.

«Das bedeutet, dass die Wiesenmilchbetriebe mit ihren knapp 7700 kg Milchleistung und ihren 5 Rp. Zuschlag gemäss Modellrechnung gleich gut verdienen wie die Ganzjahressilagebetriebe mit 11’300 kg», so Hoop. Sein Fazit: «Für Betriebe, wo es nicht viel Anpassungen braucht, kann eine Umstellung auf Wiesenmilch durchaus lohnenswert sein.» Ein grösseres Fragezeichen setzt er aber auf die Umstellung von Herden mit Hochleistungsstrategie.

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