
Der irische Bauernverband sieht sich durch die Recherchen in seiner Haltung bestätigt. Das Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Ländern müsse nun gestoppt werden, betonte der IFA.
Gleidiçon Rodrigues
Die Rindermast in Brasilien ist von europäischen Standards offenbar noch sehr weit entfernt. Das legen zumindest Recherchen nahe, die das «Irish Farmers Journal» kürzlich veröffentlicht hat. Die gemeinsam mit dem irischen Bauernverband (IFA) vor Ort durchgeführten Untersuchungen belegen nach Angaben der landwirtschaftlichen Wochenzeitung, dass in Brasilien die Abgabe von Antibiotika und Hormonpräparaten für die Rindfleischerzeugung weitgehend unkontrolliert erfolgt.
Antibiotika frei verfügbar
Wie aus dem Bericht hervorgeht, war es den Journalisten jederzeit und an verschiedenen Orten möglich, sich im Landhandel mit verschreibungspflichtigen Antibiotika einzudecken, ohne irgendeine Art von Dokument oder Identitätsnachweis vorlegen zu müssen. Auch Ohrmarken oder Herdennummern seien nicht verlangt worden. Oftmals sei von den Verkäufern direkt angeboten worden, grössere Mengen zu erwerben.
Laut den Recherchen werden die Antibiotika im brasilianischen Landhandel zudem ohne Barcodes auf der Flasche oder der Verpackung abgegeben. Aus Sicht des «Irish Farmers Journal» belegt das, dass es keine Erfassung der verkauften Mengen gibt, etwa in Form einer zentralen Datenbank. Wie die Journalisten betonen, erfordern sämtliche bei den Testkäufen erworbenen Tierarzneimittel eigentlich ein Rezept und veterinärmedizinische Begleitung.
Besorgniserregender Antibiotikaeinsatz
«Noch besorgniserregender» war laut dem «Irish Farmers Journal» allerdings das Ausmass des Antibiotikaeinsatzes in den besuchten Rinderhaltungen. Demnach waren auf allen in Augenschein genommenen Betrieben spezielle Futterautomaten im Einsatz, mit denen den Tieren eine Mischung von Mineralstoffen und dem Antibiotikum Monensin angeboten wurde. Der Einsatz des Wirkstoffs als Futterantibiotikum zur Leistungssteigerung ist in der Europäischen Union seit 2006 verboten.
Wie die Journalisten berichten, konnten sie neben Antibiotika auch problemlos Hormone für die Rindermast im Landhandel kaufen, darunter auch das in der EU bereits seit Langem aus der Veredelung verbannte Östradiol. Die Substanz hatte im Oktober 2024 Kritik am noch immer in der Schwebe befindlichen Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten, zu denen auch Brasilien gehört, befeuert. Ein Audit der EU-Kommission war zu dem Ergebnis gekommen, dass die von Brasilien etablierten Mechanismen, die die Belieferung der EU mit Fleisch von hormonbehandelten Rindern verhindern sollen, unzureichend sind.
Mercosur-Abkommen stoppen
Der irische Bauernverband sieht sich durch die Recherchen in seiner Haltung bestätigt. Das Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Ländern müsse nun gestoppt werden, betonte der IFA. Verbandspräsident Francie Gorman kündigte an, die Ergebnisse der Recherchen persönlich in Brüssel zur Kenntnis zu bringen. Aus seiner Sicht ist einmal mehr bewiesen worden, dass die Produktionsstandards in den Mercosur-Staaten nicht mit denen in der EU zu vergleichen sind.
Noch ist unklar, ob und wie die Handelsvereinbarung über die Ziellinie gebracht werden wird. Aus einigen Mitgliedstaaten gibt es weiterhin Widerstand, darunter neben Irland auch Frankreich und Polen. Im aktuellen Vertragsentwurf ist ein Zollkontingent für Rindfleisch vorgesehen, das etwa 1,5 % der EU-Produktion entspricht. Es würde über einen Zeitraum von fünf Jahren in Jahresscheiben linear auf 99’000 Tonnen anwachsen.
Laut einer Studie könnten die zu erwartenden Belastungen für die europäischen Rindfleischproduzenten indes eher deutsche Landwirte treffen und ihre irischen und französischen Kollegen vergleichsweise ungeschoren lassen.
vo dert sött`me ke Rindfleisch näh
Nei danke Mercosur,
seit sich der Irisch Puur,
u dä het rächt,
mir wei uf üsem Täuer doch ke Dräck !