Warum Landwirte Autobahnen blockieren

Griechische Landwirte blockieren seit Tagen wichtige Strassen und Autobahnen mit Traktoren und landwirtschaftlichem Gerät. Besonders betroffen ist der zentrale Nord-Süd-Korridor zwischen Athen und Thessaloniki.

awp/blu |

Zeitweise wurden zudem Grenzübergänge nach Bulgarien, Nordmazedonien, der Türkei und Albanien lahmgelegt, wie der staatliche Rundfunk ERTnews berichtete. Die Sperrungen führen auch im internationalen Lastwagenverkehr zu erheblichen Verzögerungen. Gemäss der «Griechenland Zeitung»  setzen die Bauern rund 4’000 Traktoren ein, um Strassenabschnitte und neuralgische Verkehrsknotenpunkte abzuriegeln.

Wo blockiert wird – und warum

Die grössten Blockaden konzentrieren sich derzeit auf einen Verkehrsknotenpunkt in der Region um Larissa in Mittelgriechenland, wo sich Traktoren aus mehreren Gebieten versammeln. Auch im Norden des Landes kommt es zu Sperrungen. Autofahrer müssen teils grosse Umwege in Kauf nehmen, um die blockierten Knotenpunkte zu umgehen.

Hintergrund der Proteste sind ausstehende Agrargelder. Die Verzögerung bei den Zahlungen erfolgt vor dem Hintergrund von Ermittlungen zu einem Skandal, in dem eine Gruppe angeblich Land- und Viehbesitz gefälscht haben soll, um EU-Agrargelder zu erhalten (siehe Kasten).

Viele Landwirte beklagen seit Monaten verzögerte Auszahlungen und fordern zusätzlich Unterstützung angesichts drastisch gestiegener Produktionskosten. Auch faire und kostendeckende Preise für ihre Produkte stehen auf der Liste ihrer Forderungen.

In der Stadt Larissa haben Viehzüchter Milch, Stroh und Mais auf den Platz gestreut, um auf das Problem einer Seuche unter Ziegen- und Schafherden aufmerksam zu machen, schreibt die «Griechenland Zeitung» . Fast 450’000 Tiere mussten notgeschlachtet werden. Gemäss den Bauern sind im Gebiet Thrakien 30 Prozent der Herden von der Seuche betroffen.

Betrug mit EU-Geldern

Mehr als 19 Milliarden Euro an Agrargelder hat die EU fälschlicherweise an griechische Behördenmitarbeiter OPEKEPE ausbezahlt. Nach jahrelangen Ermittlungen wurden im Oktober 37 Menschen festgenommen. Ihnen wird kriminelle Vereinigung vorgeworfen, wie Euronews berichtete. Die Gruppe soll seit mindestens 2018 in ganz Griechenland operiert haben. Es handelt sich um eine Organisation mit klaren hierarchischen Strukturen, eindeutigen Rollen und laufenden Aktivitäten bis heute. Die Kriminellen sollen Verfahrenslücken bei der Einreichung des Einheitlichen Beihilfeantrags (EAE) im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU ausgenutzt haben, indem sie gefälschte oder irreführende Dokumente verwendeten. Die griechischen Behörden halten derzeit einen Teil der GAP-Gelder zurück.

Die Gruppe wird zudem verdächtigt, in betrügerischer Absicht Acker- und Weideland angegeben zu haben, das ihnen nicht gehörte oder das die Förderkriterien nicht erfüllte. Nun fordert die EU Strafgelder von Griechenland. 

Eskalation – Proteste und Polizeieinsatz

In mehreren Regionen kam es bereits zu Zusammenstössen zwischen Landwirten und der Polizei. Beim Versuch, neue Strassensperren zu verhindern, setzte die Polizei Tränengas ein. Es gab Festnahmen und mehrere Verletzte.

Die Bauern kündigten an, ihre Aktionen auch an Weihnachten und bis Neujahr fortzusetzen, solange die Regierung keine konkreten Zusagen macht. Vertreter der Protestbewegung sprechen von einem «Kampf um die Existenz der Höfe».

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