«Mehr Herdenschutz ist für Älpler nicht möglich»

Der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband will sich weiterhin für eine entschiedene Regulation der Grossraubtiere einsetzen. Die neue Agrarpolitik will er aktiv mitgestalten. Mit dem neuen Verein «Lebendige Alpsaison» soll eine Koordinationsstelle für die Alpwirtschaft als Unesco-Weltkulturerbe geschaffen werden. Der Kanton Uri bekommt eine Vorstandsvertretung. 

pd/ome |

Gastgeberin der diesjährigen Hauptversammlung des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbandes (SAV) in Château d’Oex VD war die Société vaudoise d’économie alpestre (SVEA), die Waadtländer Sektion des SAV. Deren Präsident und Grossrat, Pierre-François Mottier, zeigte in seiner Begrüssungsrede den grossen wirtschaftlichen Stellenwert der Alpwirtschaft im Kanton Waadt auf.

Die rund 590 Alpbetrieben des Kantons Waadt sömmern jährlich um die 36’000 Normalstösse. «Damit ist Waadt nach Bern und Graubünden der zahlenmässig wichtigste Alpwirtschaftskanton der Schweiz», schreibt der SAV in einer Mitteilung.

Neue Vorstandsmitglieder und gestärkte Westschweizer Vertretung

Dem Stellenwert der Westschweizer Alpwirtschaft wurde verbandsintern Rechnung getragen. «Das Vizepräsidium soll innerhalb des SAV aufgewertet werden und mehr Sichtbarkeit erhalten», heisst es in der Mitteilung. Philippe Rosat wurde von der Versammlung für diese Aufgabe zum Vizepräsidenten gewählt. Der Landwirt und Älpler aus Château d’Oex hat bereits vielseitiger Verbandserfahrung.

Schweizer Sömmerungsgebiet

Das Sömmerungsgebiet entspricht einem Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche der Schweiz oder elf Prozent der Landesfläche. Über 800’000 Tiere nutzen dieses natürliche Grasland während den Sommermonaten. Die 6600 Alpbetriebe stellen jährlich insgesamt rund 5500 Tonnen Alpkäse her. SAV

Mit der Wahl von Walter Muheim, Landwirt und Älpler aus dem Schächental, bekommt neu auch der Kanton Uri eine Vorstandsvertretung im SAV. Ebenfalls neu in den Vorstand gewählt wurde Othmar Schelbert, Präsident des alpwirtschaftlichen Vereins des Kantons Schwyz. Toni Ludi (VD) und Theo Pfyl (SZ) traten ihrerseits aus dem Vorstand zurück. Sie wurden sehr herzlich verabschiedet und für ihr langjähriges Engagement verdankt.

Politisches Engagement

In seinem Jahresrückblick erwähnte der SAV-Präsident Ernst Wandfluh den guten Alpsommer und die vielerorts idealen Produktionsbedingungen. Die Großraubtierbilanz fiel dagegen weniger positiv aus. «Die Risszahlen sind weiterhin zu hoch, und insbesondere im Waadtländer Jura sind die Angriffe der Wölfe auf Rinder nicht mehr handelbar», schreibt der SAV.

Ein weiterer Ausbau des Herdenschutzes sei für die Älplerinnen und Älpler «aufwandmässig» nicht mehr möglich. Der SAV werde sich weiterhin engagiert in der Politik einbringen, um eine stärkere und administrativ einfachere Regulation der Wölfe zu erreichen. Ebenso möchte der SAV bei den Diskussionen rund um die AP 2030+ wichtiger Verhandlungspartner sein. «Die Alpwirtschaft braucht dringend gute agrarpolitische Bedingungen, um eine flächendeckende Bewirtschaftung aufrechterhalten zu können», betont der SAV.

Alpsaison bekommt eigenen Verein

Die Gründung des Vereins «Lebendige Alpsaison» am 4. Dezember unter dem Lead des SAV ist ein wichtiger Schritt, um die Umsetzung der Anerkennung der Alpsaison als immaterielles Kulturerbe durch die Unesco zu konkretisieren. Älplerinnen und Älpler sind herzlich eingeladen, Mitglied dieses neuen Vereins zu werden.

Schweizer Alpwirtschaft als Weltkulturerbe

Die Schweizer Alpsaison wurde am 5. Dezember 2023 von der Unesco als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Damit werden die lebendige Tradition der Alpwirtschaft in den Berggebieten und die damit verbundenen Fertigkeiten, Bräuche und Rituale rund um den Auf- und Abtrieb der Tiere sowie die Herstellung handwerklicher Werkzeuge gewürdigt. Durch den Unesco-Status erhält die Alpwirtschaft mehr Sichtbarkeit und Zugang zu neuen Fördermöglichkeiten, um diese Tradition für kommende Generationen zu bewahren. ome

In seiner Präsentation zeigte Bruno Clément, Direktor des Naturparks Gruyère Pays-d’Enhaut auf, welcher konkrete Nutzen aus der Anerkennung gezogen werden kann, beispielsweise in den Bereichen der Wasserinfrastrukturen auf den Alpen oder Sensibilisierung der Nicht-Landwirtschaftlichen Bevölkerung.

-> Hier gehts zur Webseite des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbandes

Kommentare (1)

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  • Toni Arnold | 15.11.2025
    Wir müssen ganz einfach dasselbe tun wie unsere Vorfahren. Schon die wussten, dass einzig der Herdenschutz mit Waffe funktioniert. Keine Raubtiere, keine Verluste durch sie. So einfach ist das. Bitte setzt euch dafür ein.
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