
Ungarn pocht auf Unterstützungsmassnahmen der Europäischen Union, um den durch ein Überangebot geprägten Milchmarkt wieder ins Lot zu bringen. Beim
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Beim Agrarratstreffen am 12. Dezember forderte Landwirtschaftsminister István Nagy, die Private Lagerhaltung (PLH) für Käse und Milchpulver zu aktivieren. In einer Erklärung der Budapester Regierung heisst es, dass unter den gegenwärtigen Marktbedingungen vorübergehende und schnelle Massnahmen gerechtfertigt seien, um das Angebot einzudämmen. Die Hoffnung der Ungarn: Ein wirksamer Beitrag zur Stabilisierung des Milchsektors.
Preiszerfall
Am europäischen Milchmarkt kommt laut Analyse der Ungarn gerade einiges zusammen: eine steigende Produktion und dadurch fallende Rohmilchpreise, ein sinkender Konsum und ein schwächelnder Export. Ungarn berichtet, dass der Spotpreis für Magermilch in der EU im allein Oktober um 12% und für Vollmilch um 11% gefallen ist.
Anfang November deuten die Preise demnach auf weitere Rückgänge von 12% für Magermilch und 16% für Vollmilch hin. Vollmilch würde am Spotmarkt damit 42% und Magermilch 44% unter dem Vorjahresniveau liegen. Ähnliche Rückgänge werden auch für Milchprodukte verzeichnet. Käse ist demnach 28% günstiger als vor einem Jahr, Butter 34% und Sahne 39%.
Hansen will prüfen
EU-Agrarkommissar Christophe Hansen teilt offenbar die Sorgen der Ungarn. Die Marktbeobachtung der EU-Kommission zeige, dass die zuletzt aussergewöhnlich hohen Milchpreise nun abrupt abfallen würden, so der Kommissar. Die Folge aus seiner Sicht: «Wir erleben eine deutliche Preiskorrektur bei bestimmten Milchprodukten, insbesondere bei Butter und Milchpulver». Er sicherte vor diesem Hintergrund zu, die Marktentwicklung im Milchsektor genauestens im Auge zu behalten.
Unterstützung erhielt Ungarn aus Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Rumänien sowie Kroatien, Bulgarien und der Slowakei. Eine Reihe dieser Länder forderte aber eine genauere Analyse der Marktlage, bevor Massnahmen ergriffen werden. Keine Wortmeldung war das Thema der deutschen Delegation wert, was vor dem Hintergrund der aktuellen Proteste von Bauern hierzulande doch erstaunt.