Schweizer Milch im PFAS-Test

Nach ersten Funden von PFAS in Milchproben reagieren Schweizer Bauern rasch: In mehreren Kantonen laufen freiwillige Tests, um mögliche Belastungen frühzeitig zu erkennen – bevor gesetzliche Grenzwerte eingeführt werden.

Adrian Haldimann |

Sie sind gemacht für die Ewigkeit – die sogenannten Ewigkeitschemikalien: per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Dabei handelt es sich um eine Gruppe von mehreren Tausend extrem stabilen, synthetischen Chemikalien mit wasser-, fettund schmutzabweisenden Eigenschaften. Nach heutigem Wissensstand sind für einige PFAS gesundheitsschädigende Wirkungen bekannt.

Es kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass bestimmte Betriebe ihre landwirtschaftliche Produktion auf besonders belasteten Standorten langfristig nicht fortführen können. Auch die Milchwirtschaft beschäftigt sich zunehmend mit PFAS. Eine Testaktion kam im vergangenen Sommer im Appenzellerland ins Rollen, nachdem bei zwei Milchsammelstellen leicht erhöhte Werte der PFASVerbindung PFOS gemessen worden waren – sie lagen knapp über den EU-Richtwerten.

Kostenlose und freiwillige Beprobung

Seither können alle Landwirtschaftsbetriebe in Appenzell Innerrhoden bis Mitte 2026 ihre Milch sowie das für das Tränken des Milchviehs genutzte Wasser kostenlos und freiwillig auf PFOS untersuchen lassen. Eine ähnliche Aktion läuft seit Ende August auch im Kanton Zürich. «Das Zürcher Testing ist nichts anderes als eine frühzeitige, präventive Standortbestimmung unserer Milchbetriebe im Kanton», sagt Ferdi Hodel, Geschäftsführer des Zürcher Bauernverbands, gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

Laut Hodel haben – abgesehen von wenigen Ausnahmen – nahezu alle der rund 800 Zürcher Milchbetriebe an der freiwilligen und kostenlosen Beprobung teilgenommen. Anders als bei Fleisch, Fisch oder Eiern gibt es für Milch derzeit noch keine gesetzlichen PFAS-Höchstwerte. Wann solche eingeführt werden, ist offen.

Zeit, um auf den Betrieben nach Lösungen zu suchen

In der SRF-Sendung «Schweiz aktuell» erklärte Ferdi Hodel kürzlich, dass die Daten zwischen Labor und Bauern vertraulich behandelt würden. Er begründete das Monitoring wie folgt: «Es gibt Möglichkeiten, die Quellen der Kontamination auszuschalten. Nun haben wir Zeit, auf den Betrieben nach Lösungen zu suchen, bevor ein Höchstwert allenfalls in den nächsten zwölf Monaten eingeführt wird.»

Basil Thalmann, Umweltwissenschaftler an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, nennt gegenüber SRF drei mögliche Massnahmen, falls Milch mit PFAS verunreinigt wäre: Tränkewasser austauschen, zusätzliches Futter beifüttern und weitere PFAS-Quellen auf dem Betrieb identifizieren.

Im Gegensatz zur Schweiz existieren auf EU-Ebene bereits Richtwerte für Milch und Milchprodukte. Diese dienen momentan lediglich als Orientierung, erklärt Sandra Helfenstein, Mediensprecherin des Schweizer Bauernverbands (SBV): «Aus unserer Sicht braucht es unbedingt eine nationale Regelung und Koordination.» Das Thema der Grenzwerte ist derzeit Bestandteil von zwei parlamentarischen Vorstössen.

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