Wenig Milch trotz hoher Preise

Trotz hoher Milchpreise zeichnet sich aktuell keine Ausweitung der Produktion in Deutschland ab. Das hat der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Peter Stahl, auf der Pressekonferenz der Jahrestagung des MIV am 25. Oktober festgestellt.

Laut Stahl hat der Milchpreis im Zeitraum Januar bis Juli 2024 im Bundesschnitt etwa 47 Cent/kg (44,3 Rp.) Rohmilch erreicht. Für das gesamte Jahr sei der zweithöchste Milchpreis zu erwarten, der in den letzten Jahrzehnten jemals gezahlt worden sei. Höher als im vergangenen Jahr, aber niedriger im Vergleich zum Rekordjahr 2022.

Marktlogik ausser Kraft

Auch für Butter werden dem MIV-Vorsitzenden zufolge Spitzenpreise erreicht. Im Oktober 2024 habe das Päckchen Eigenmarkenbutter im Lebensmitteleinzelhandel mit einem Preis von 2,39 Euro (2,25 Fr.) sogar die Rekordmarke von 2022 übertroffen. Trotzdem würden aktuell die Rohmilchanlieferungen aus Deutschland knapp 2,1% unter dem Vorjahr liegen.

Für den Zeitraum von Anfang des Jahres bis Oktober seien es 0,3% weniger als im Vergleichszeitraum. Nach Stahls Worten scheint es, als wäre die Marktlogik ausser Kraft gesetzt, ganz anders als etwa 2022. Damals hätten Landwirte ihre Produktion ausgeweitet. Dies sei insbesondere aufgrund der aktuell gegenüber 2022 niedrigeren Futtermittelpreise bemerkenswert.

Nachfrage nach Butter gestiegen

Stahl verwies als Erklärungsansatz auf die Folgen grüner Politik und die Auflagen, die Milchviehhalter zu erfüllen hätten. Ein weiterer Faktor in diesem Zusammenhang ist nach Aussage des MIV-Vorsitzenden eine geringe Zahl an derzeit zu beobachtenden Hofübergaben. Ausserdem spiele die Blauzungenkrankheit eine Rolle, deren Einfluss sei jedoch schwer quantifizierbar.

Auch die Struktur der Vergütung sei wichtig. Landwirte würden bisher unterproportional an den hohen Preisen für Milchfett partizipieren und hätten daher nicht genügend Anreize, ihre Fütterung und Zucht an die relativ grosse Nachfrage nach Butter anzupassen. Trotz der insgesamt hohen Preise hat Stahl zufolge im letzten Jahr in Deutschland die Nachfrage nach Butter um 0,2 kg pro Kopf auf 5,6 kg zugenommen. Bei Hafergetränken und ähnlichen Produkten würden hingegen kaum noch Wachstumsraten erzielt.

Kritik an gestiegenen Energiepreisen

Wie der MIV ausserdem berichtete, konnte die deutsche Milchindustrie 2023 ihren Auslandsumsatz auf 11,563 Mrd. Euro (10,9 Mrd. Fr.) leicht steigern. Insbesondere Käse sei auch dieses Jahr im Export wieder stark gefragt. Ein Unsicherheitsfaktor auf dem Weltmarkt bleibe China, als einer der wichtigsten Importeure mit einer schwächeren Nachfrage und den unklaren Auswirkungen der Antisubventionsuntersuchung gegenüber der EU.

Kritik übte der Verband an hohen Produktions- und Bürokratiekosten, für die die gestiegenen Energiepreise eine der Hauptursachen seien. Er forderte daher einen vergünstigten Industriestrompreis. Nicht zielführend sind dem MIV zufolge Überlegungen, Molkereien günstige Energie nur zu bestimmten Zeiten zur Verfügung zu stellen. Das funktioniere nicht, wenn eine Molkerei rund um die Uhr Lebensmittel herstelle und verarbeite.

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