Hunderte Polizisten haben mit der Räumung eines grossen Flüchtlingslagers in Süditalien begonnen. 900 Menschen sollten aus dem Lager in San Ferdinando in Kalabrien gebracht werden, wie Innenminister Matteo Salvini am Mittwoch erklärte.
Im Einsatz waren demnach 600 Sicherheitskräfte und Sanitäter. In dem slumartigen Lager leben seit Jahren Hunderte Menschen. Die meisten von ihnen arbeiteten ohne Papiere und unterbezahlt in den Olivenhainen und Orangenplantagen der Umgebung. Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften kritisieren die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Migranten als menschenunwürdig. Viele Erntehelfer werden zudem von der 'Ndrangheta, der kalabresischen Mafia, ausgebeutet.
In San Ferdinando bei der Stadt Rosarno waren im vergangenen Jahr vier Flüchtlinge bei Bränden ums Leben gekommen. Die Bewohner der Siedlung hatten im vergangenen Februar aufgrund der Kälte ein Lagerfeuer entfacht, welches ausser Kontrolle geriet. 30 Baracken wurden von den Flammen zerstört. Nach dem Tod des 29-jährigen Senegalesen Moussa Ba hatte die Regierung in Rom angekündigt, das Lager abreissen zu lassen. Bas Leiche war nach einem Feuer in einem Wohnwagen gefunden worden. Hilfsorganisationen kritisieren seit Jahren die schlimmen Zustände - fliessendes Wasser und Strom gibt es nicht.
Die Organisation Ärzte für Menschenrechte (Medu) kritisierte nun, den Bewohnern sei nicht gesagt worden, wohin sie gebracht würden. Ohne einen genauen Plan für die Unterbringung der Menschen werde das Problem in San Ferdinando aber nicht gelöst. Stattdessen entstünden immer neue Ghettos.