Preisüberwacher bestätigt: Preise für Nutztiermedikamente sind deutlich überhöht

Die Herstellerabgabepreise für Nutztiermedikamente sind in der Schweiz gegenüber dem Ausland deutlich überhöht. Das zeigt ein Preisvergleich von Preisüberwacher Stefan Meierhans bei 28 Präparaten. Er regt Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen an.

sda |

Die Herstellerabgabepreise für Nutztiermedikamente sind in der Schweiz gegenüber dem Ausland deutlich überhöht. Das zeigt ein Preisvergleich von Preisüberwacher Stefan Meierhans bei 28 Präparaten. Er regt Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen an.

Anlass zur Untersuchung hätten zahlreiche Beanstandungen, insbesondere von Landwirtschaftsverbänden, gegeben, heisst es im Newsletter der Preisüberwachung vom Dienstag. Sie verglich die Schweizer Herstellerpreise von 28 Tierarzneimitteln mit den Preisen in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, den Niederlanden, Dänemark und Österreich.

Im Schnitt 70 Prozent teurer

Die Resultate sprechen für sich: Alle sieben untersuchten Zulassungsinhaber - Baxter, Biokema, Boehringer Ingelheim, Dr. E. Graeub, MSD Animal Health, Streuli Pharma und Vétoquinol - vertreiben den Grossteil ihrer Produkte in der Schweiz klar teurer als in den Vergleichsländern.

Durchschnittlich müssen Schweizer Veterinäre und Apotheker beim Bezug von Tiermedikamenten 70 Prozent tiefer in die Taschen greifen als ihre ausländischen Kollegen. Handlungsbedarf sieht der Preisüberwacher vor allem bei den Rahmenbedingungen des Heilmittelmarkts. Gerade in den kleineren Absatzmärkten werde ein funktionierender Preiswettbewerb durch die hohe Regulierungsdichte stark gehemmt.

Die überwiegend durch gesundheitspolizeiliche Überlegungen geleitete Gesetzgebung bedürfe dringend einer Optimierung, die auch den Interessen der Tierhalter nach fairen Tierarzneimittelpreisen Rechnung trage und die Schweizer Landwirtschaft in ihrer Wettbewerbsfähigkeit nicht unnötig einschränke.

«Schweiz-Eigenheiten» vermeiden

Der Preisüberwacher regt deshalb Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen an: Gewichtige Unterschiede zu Zulassungsauflagen relevanter Heilmittelbehörden der EU in Bezug auf Abgabekategorien, Absetzfristen oder Verpackungsbeschriftung seien zu eliminieren und so kostensteigernde «Schweiz-Eigenheiten» zu vermeiden.

Den derzeitigen absoluten nationalen Zulassungszwang für jedes verwendungsfertige Arzneimittel durch die Swissmedic gelte es zu hinterfragen. Es brauche eine verbesserte Zusammenarbeit mit den europäischen Heilmittelbehörden in Bezug auf den Austausch von Zulassungsunterlagen. Eine Lockerung der Zulassungsanforderungen für Direkt- und Parallelimporte von Tierarzneimitteln wäre zudem wünschenswert.

Swissmedic entlasten

Eine generelle, durch die Swissmedic erteilte Betriebszulassung würde für den Vertrieb von in Ländern mit vergleichbarem Heilmittelinstitut zugelassenen Tierarzneimitteln ausreichen, findet Meierhans. Die Swissmedic könnte - sofern überhaupt nötig - eine Negativliste mit Tierarzneimitteln führen, die vom Import  ausgeschlossen sind.

Zwischen Nutztierhalter- und Tierarztverbänden müsse eine verbindliche Tarifstruktur geschaffen werden, um eine transparente Rechnungsgestaltung zu garantieren, etwa in Analogie zum Schweizer Zahnarzttarif für Privatpatienten.

Preisüberwacher Stefan Meierhans will sich nach eigenem Bekunden mit den Zulassungsinhabern der am deutlichsten überteuerten Medikamente in Verbindung setzen. Dabei will er versuchen, eine Angleichung an das Preisniveau der Vergleichsländer zu bewirken.

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