Bern: Verbot für Vegi-Mensen ganz knapp gescheitert

Am Mittwoch diskutierte der Grosse Rat auf lebhafte und teilweise provokative Weise um das Verbot von rein vegetarischen Kantinen. Schliesslich wurde der Vorstoss jedoch abgelehnt.

sda |

Der bernische Grosse Rat hat am Mittwoch ein Verbot von Vegi-Mensen abgelehnt. Mitglieder von SVP, FDP, EVP, EDU und Mitte hatten in ihrem Vorstoss vor einer «Diskriminierung von tierischen Produkten» gewarnt.

«Gefahr für Viehwirtschaft»

Die Motionärinnen und Motionäre befürchteten, dass öffentliche Institutionen Fleisch aus ideologischen Gründen von der Speisekarte verbannen könnten. Das sei eine Gefahr für die Landwirtschaft, sagte Motionär Maxime Ochsenbein (SVP). «Leute, die von Viehwirtschaft leben, sind eine wichtige Stütze unserer Volkswirtschaft», ergänzte er. Ochsenbeins Votum war der Auftakt zu einer lebhaften Debatte.

«Die SVP und die FDP wollen per Gesetz etwas verbieten, das es gar nicht gibt», sagte Casimir von Arx aus der GLP-Fraktion. «Zudem wollen sie den Markt ausschalten», erinnerte er an das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Auch sei ihm unklar, ob Fischgerichte ebenfalls betroffen sein werden. «Es gibt keine Lösung, weil es kein Problem gibt», schloss von Arx.

«Gibt kein Fleischverbot»

Man dürfe keine Freude mehr haben im Leben, fand hingegen Carlos Reinhard (FDP). «Wir sind an einem Punkt angelangt, an welchem gewisse Gruppierungen anderen vorschreiben wollen, was sie zu tun haben», begründete er die Notwendigkeit eines Verbots. Das sei für die FDP aus liberaler Sicht schwierig.

Regula Bühlmann (Grüne) hingegen fand, sie habe als Vegetarierin eigentlich ein gemütliches Leben. Es sei keine Diskriminierung, wenn jemand nicht zwei- bis dreimal täglich Fleisch kriege. «Es gibt kein Fleischverbot und wir sind sehr weit weg davon.»

Er habe selber auch schon in veganen Restaurants gegessen, sagte Reto Zbinden von der Fraktion der SVP nach der Mittagspause. Aber das seien private Betriebe gewesen. Es gehe nicht um ein Verbot von veganen Menüs, sondern dass in öffentlichen Institutionen auch künftig Fleischgerichte angeboten würden. «Deshalb ist diese Motion nötig.»

Milch und Cervelat im Saal

Eine Art Höhepunkt fand die Debatte, als Nils Fiechter (SVP) vor dem Rat ein Glas Milch trank und Adrian Spahr (SVP) in einen Cervelat biss. Zur Folge hatte das eine Ermahnung von Ratspräsidentin und Sitzungsleiterin Edith Siegenthaler (SP). Das Rednerpult sei zum Reden da, nicht zum Essen oder Trinken.

«Man könnte meinen, es geht um die sprichwörtliche Wurst», sagte die zuständige Regierungsrätin Astrid Bärtschi (Mitte) zur Debatte. Ihres Wissens gebe es keine öffentliche Einrichtung unter Zuständigkeit des Kantons Bern, die auf Fleisch verzichte oder dies plane. «Nicht alles im Leben muss von der Obrigkeit geregelt werden. Schon gar nicht die Menükarte», warnte Bärtschi vor mehr Bürokratie.

Der Rat lehnte die Forderung schliesslich ganz knapp mit 73 zu 74 Stimmen bei 0 Enthaltungen ab. Den Stichentscheid hatte Ratspräsidentin Siegenthaler.

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