Bauernverband sagt Nein zum Naturpark Baselbiet

Bestehend aus insgesamt 56 Gemeinden in den Bezirken Liestal, Sissach und Waldenburg auf rund 320 Quadratkilometer Fläche: So sieht der Plan «Naturpark Baselland» aus. Zweimal ist er bereits gescheitert. Und auch diesmal regt sich Widerstand.

clu |

Ein Bauer beim Mähen, eine Katze, die einem Kalb um den Kopf streichet, ein handvoll glückliche Säuli - viel landwirtschaftliche Idylle ist im Werbevideo des Vereins Naturpark Baselbiet  zu sehen. Nach Angaben des Vereins rund um die Baselbieter Nationalrätin Florence Brenzikofer (Grüne) fördert der Park die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte und Dienstleistungen und er schreibt: «Konkrete Projekte bringen einen Mehrwert für die Landwirtschaft».

Nun werden die  Einwohnerinnen und Einwohner sämtlicher Gemeinden im potenziellen Parkperimeter an den jeweiligen Gemeindeversammlungen entscheiden, ob ihr Dorf ein Teil des Naturparks werden soll oder nicht. Wird die Mindestfläche von zusammenhängenden 100 km2 erreicht, würde der Kanton Anfang 2025 ein Gesuch ans BAFU um Errichtung eines Naturparks einreichen.

Zweifel an zusätzlicher Wertschöpfung

Im Hinblick auf die bevorstehenden Gemeindeversammlungen hat sich der Vorstand des Bauernverbandes beider Basel nochmals eingehend mit der Thematik befasst, wie er in einer Medienmitteilung schreibt. Für ihn stehe fest, dass ein Naturpark Baselbiet sowohl Chancen als auch Risiken berge. «Für uns als Interessenvertreter der Landwirtschaft überwiegen zurzeit jedoch die Risiken», so der Bauernverband.

«Realistischerweise» gehe es beim Naturpark nicht um die Förderung der produzierenden Landwirtschaft, sondern vor allem um Natur-, Landschafts- und Heimatschutz. Ackerbau und Tierhaltung würden im Managementplan nicht erwähnt.

Umsätze in der Label- und Direktvermarktung eingebrochen

Obwohl der Plan vorsehe, die Vermarktung regionaler Produkte zu unterstützen, dürfte es zudem schwierig werden für die Landwirtschaft, effektiv zusätzliche Wertschöpfung aus dem Naturpark zu schaffen.

Denn, so der Bauernverband beider Basel: «Wer in der Direktvermarktung Wertschöpfung generieren kann, hat dies in unserer Region bereits getan. Auch Hochstammprodukte werden in unserer Region erfolgreich vermarktet». Er weist in seiner Mitteilung auch darauf hin, dass vielerorts die Umsätze in der Label- und Direktvermarktung eingebrochen sind. Zudem seien die gesetzlichen Hürden für einen professionellen Einstieg in die Lebensmittelverarbeitung sehr hoch.

Bedenken wegen der Kosten

Ein weiteres Argument, das aus Sicht des Bauernverbandes gegen das Projekt spricht, sind die Kosten. In der «Aufbauphase» von 2026 bis 2029 würde der Naturpark rund 4,4 Millionen Franken kosten. Danach mit weiteren 1,8 Millionen pro Jahr.

Ein Naturpark finanziert sich gemäss dem Verein Naturpark Baselbiet aus verschiedenen Quellen:  Der Beitrag der Parkgemeinden beträgt maximal 5 Franken pro Einwohner. Je mehr Gemeinden mitmachen, desto tiefer der Betrag. Insgesamt tragen die Gemeinden rund 20 Prozent der Parkkosten. Der Kanton übernimmt ebenfalls 20 Prozent, der Naturpark 10 Prozent und der Bund 50 Prozent.

Wegen der geplanten Sparmassnahmen auf Bundesebene befürchtet der Bauernverband von dieser Seite weniger Geld. Und auch Kanton und Gemeinden müssten sparen. Und wie in einem Artikel der «Basler Zeitung» zum Thema zu lesen ist, schreibt das Baselbiet bekanntlich rote Zahlen.

Kritisch bis ablehnend

Auch das Argument, der Naturpark verbiete nichts und schaffe keine Einschränkungen, lässt der Bauernverband beider Basel nicht gelten. Wie er abschliessend schreibt, wolle er sich nicht querstellen. Bisher seien dessen Bedenken seitens der Verantwortlichen jedoch nicht in befriedigendem Mass aufgenommen werden. Darum steht der Bauernverband beider Basel der Errichtung eines Naturparks Baselbiet noch immer kritisch bis ablehnend gegenüber.

Naturpärke

Ein regionaler Naturpark hat zum Ziel, die lokale Kultur- und Naturlandschaft zu erhalten und die regionale Wirtschaft auf nachhaltiger Basis zu fördern. Gemäss dem Netzwerk Schweizer Pärke erhalten und pflegen sie wertvolle Kultur- und Naturlandschaften. Sie stärkten die nachhaltige Regionalwirtschaft und förderten die Bildung für Nachhaltige Entwicklung.  19 Pärke sind in Betrieb, 1 ist in Errichtung.

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