«Das ist kein Bauernhof mehr»

Der Veterinärdienst hat in Ramiswil SO 120 Hunde eingeschläfert und 42 Pferde beschlagnahmt. Landwirte aus der Region sagen, wenn Höfe zerstückelt und an Externe verkauft würden, steige das Risiko für solche Fälle.

Daniel Salzmann |

Grosses Tierelend im Solothurner Jura: Am Donnerstag und Freitag letzter Woche hat der Veterinärdienst des Kantons Solothurn auf einem Hof in der Gemeinde Ramiswil SO viele Tiere in schlechtem Gesundheitszustand angetroffen. 120 haben laut der Kantonstierärztin sofort eingeschläfert werden müssen, was Tierschützer hinterfragen. 42 Pferde und 2 Ziegen wurden beschlagnahmt, weil auch sie schlecht gehalten wurden. Das Regionalfernsehen TeleM1 berichtete als Erstes.

Journalist körperlich angegangen

Es berichtete von einem «Bauernhof» und davon, dass der betreffende «Bauer» einen Journalisten körperlich angegangen habe. Die Landwirtschaft hatte also wieder einmal einen Imageschaden. Der Blick ins Grundbuch zeigt jedoch, dass die Hofparzelle mit gut 6000 Quadratmetern einer Lebensmittelingenieurin ETH und Ernährungsberaterin gehört, die in verschiedenen Medien für ihre Berufstätigkeit trotz achtfacher Mutterschaft und einem Mann mit eigener Karriere gefeiert wurde.

«Da tut einem einfach das Herz weh, wenn man sehen muss, wie die Tiere dort leiden müssen. Dem sage ich auch nicht Tierhaltung.»

Mitarbeiter, der bei den Behörden Alarm schlug – Zitat von TeleM1

Sie hat im August 2022 an der Fachhochschule Hafl in Zollikofen den Lehrgang Equigarde abgeschlossen. Sie hat auch schon beim Solothurner Bäuerinnen- und Landfrauenverband über «essen, geniessen und fit sein» referiert. 

Ohne entsprechende Bewilligung

Ob sie darüber hinaus weitere Ausbildungen in Tierhaltung und Landwirtschaft hat, ist nicht bekannt. Eine entsprechende Anfrage an ihre E-Mail-Adresse blieb unbeantwortet. Eine Baupublikation der Gemeinde verrät, dass die Frau bauliche Veränderungen vorgenommen hatte, ohne vorher die entsprechenden Bewilligungen einzuholen.

Denn im Juni 2025 lagen Pläne «für den Bau von Hochbeeten, Hundezwingern, Hundeställen (nachträgliche Ausschreibung)» auf. Ein neuer Mitarbeiter, der letztlich bei den Behörden Alarm schlug, sagte zu Tele M1: «Da tut einem einfach das Herz weh, wenn man sehen muss, wie die Tiere dort leiden müssen. Dem sage ich auch nicht Tierhaltung. Denn ich kenne viele Bauern, die Tiere halten, aber ich kenne keinen, der so schlimm ist wie die Hofbesitzerin von Ramiswil.»

Vorher Pro-Specie-Rara-Knospe-Hof

Das angrenzende Land gehört allerdings nicht derselben Frau. Vielmehr gehören 7 Hektaren laut dem öffentlichen Grundbuch nach wie vor der Vorbesitzerin, einer Frauenärztin, die zwar jetzt in TeleM1 sagte, sie habe mit dem Hof gar nichts mehr zu tun. Denn sie habe ihn im Herbst 2023 «übergeben». Der Hof im Guldental war in der Gegend bereits berüchtigt. «Die Hunde bellten den ganzen Tag über, als lebte dort drüben ein Wolfsrudel», erzählt ein Landwirt, der in der Nähe lebt.

Zum Thema Wolf hatte einst der Lebenspartner der Vorbesitzerin, einer Gynäkologin, dem Sender Tele M1 Auskunft gegeben. Ob er sich als Schafhalter vor dem Wolf fürchte, wurde er gefragt. «Überhaupt nicht!», so seine Antwort. Der Wolf sei längst nicht die grösste Bedrohung für die Nutztiere, bei der Alpung würden jeweils 5 bis 6 Prozent der Tiere sterben. «Wenn man das aufrechnet, was ein Wolf reisst, ist das minimal.» So konnte die «Solothurner Zeitung» titeln, dass sich die Solothurner Schafzüchter uneinig über den richtigen Umgang mit dem Wolf seien. Die beiden betrieben einen Pro-Specie-Rara-Knospe-Hof auf 7 Hektaren. Das Schweizer Fernsehen schrieb über die Frauenärztin, die die landwirtschaftliche Betriebsleiterschule nachgeholt hatte, einst: «Wenn sie gewinnbringend bauern müsste, müsste sie vieles verändern.»

«An pferdebegeisterter Freundin verscherbelt»

Das Land auf der anderen Seite des Hofes, ein 13-Hektaren-Grundstück, gehört einem Bauern, der daneben ein 63-Hektaren-Grundstück hat. Für Landwirte in der Gegend, mit denen der «Schweizer Bauer» gesprochen hat, ist der Fall leider typisch für eine Entwicklung, die sie bedauern. «Zwei ledige Brüder hatten einen 20-Hektaren-Hof. Er wurde vor etwa zwanzig Jahren an einen Luzerner Dachdecker mit pferdebegeisterter und wohlhabender Freundin verscherbelt», sagt einer.

Jetzt aber sei der Hof zerstückelt, die Hofparzelle abparzelliert. Wer die Gebäude besitze, habe kein Land, um zu bauern. «Das zieht dann Leute an, die wenig oder keine Ahnung von Landwirtschaft und Tierhaltung haben. So steigt das Risiko für Tierschutzfälle, die dann leider negativ auf uns professionelle Bauern abfärben.»

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