Holsteinrasse etabliert und Milchleistung verdoppelt

In den letzten fünfzig Jahren konnte nicht nur die Holsteinrasse im Oberfreiamt etabliert werden, sondern auch die Milchleistung des Vereins beinahe verdoppelt werden.

Seraina Pünter |

Die Holsteinkuh ist mittlerweile eine der bedeutendsten Milchviehrassen in der Schweiz. Dass die Etablierung der produktiven Allrounderin aber auf viel Widerstand stiess, darf dennoch nicht in Vergessenheit geraten.

Im Rahmen des 50-jährigen Bestehens des Holsteinzuchtvereins Oberfreiamt trafen sich am Samstag rund 100 Personen, darunter Mitglieder, Sponsoren und Gäste auf dem Betrieb der Züchterfamilie Bürkli in Muri AG zu einem Rückblick auf die letzten Jahrzehnte des Vereins und der Rasse.

Bereits neunzehn 100’000er-Kühe

Wie Präsident Lukas Villiger am Grillabend erklärte, wurde die Schwarzfleckgenossenschaft Oberfreiamt 1975 unter Paul Heeb gegründet – mit 11 Mitgliedern und 137 Herdebuchtieren. Heute zählt der Verein 28  Mitglieder mit 2’262 Tieren. Zu Beginn wurden Herdebuchtiere noch analog erfasst, jährlich auf den Betrieben punktiert und später zentral zusammengefasst. Früh setzte man auf gezielte Selektion, etwa durch den Einsatz von Fleischrassestieren auf wenig wertvollen Kühen und Jungstieren auf Erstmelkkühen.

Der Erfolg blieb nicht aus: 1990 wurde mit Grua von Emil Müller die erste 100’000er-Kuh geehrt, 2024 waren es bereits 19 Tiere. Die Leistung stieg ebenfalls markant: 1984 durchbrach Ovomaltine von Kaspar Frei als erste die 10’000-kg-Grenze. Heute sind es 541 Kühe, und auch der Schnitt der Genossenschaft liegt inzwischen bei hohen 10’002 kg Milch.

Der höchste Schnitt erzielte Reto Villiger mit 13’800 kg Milch im Jahr 2024. Weitere Höhepunkte waren beispielsweise der Meisterzüchtertitel von Daniel Heeb im Jahr 2018 oder der Swiss-Expo - Junior- Championtitel der Goodwin-Tochter Frisca im Jahr 2018.

Kalb als Geschenk

Markus Hitz blickte als langjähriger Zuchtbuchführer, Sire-Analyst und Mitbegründer des Aargauer Holsteinzuchtverbands auf die Zeit bis zur Jahrtausendwende zurück. Den «Holsteinvirus» holte er sich während der Lehre im Greyerzerland, wo ihm als Abschlussgeschenk ein F1-Kalb aus dem Stier ABC Reflection überreicht wurde. Von da an war sein Ziel klar: mit diesem Tier züchten. Mit viel Engagement prägte Hitz die Entwicklung der Rasse entscheidend mit, etwa durch den Aufbau der linearen Beurteilung 1991 oder den gezielten Stiereneinkauf.

Die Holsteinrasse wurde in der Schweiz erst ab den 1950erund 1960er-Jahren gezielt eingeführt. Der Start der Rasse war alles andere als einfach, wie Markus Hitz in seinem Vortrag erklärte. Neben Rassegegnern mussten sich die Schwarzen auch vielen weiteren Herausforderungen stellen: Der stark eingesetzte Natursprungvererber und mehrfache Stierenmarktsieger Mouton zeugte im Schicksalsjahr 1950 zahlreiche sogenannte Schlittenkälber, die tot oder mit schweren Missbildungen geboren wurden.

Als Reaktion wurden die norddeutschen Stiere Ali und Albert gekauft, mit dem Zug nach Basel gebracht und nach der Quarantäne auf dem Staatsbetrieb Marsens FR eingesetzt. Doch die deutsche Genetik brachte neue Probleme mit sich, vor allem bei der Vererbung der Euterqualität gab es grosse Defizite.

Kanadische Genetik

Da Importe von Sperma und Lebendvieh stark eingeschränkt waren, wurden immer wieder illegal Tiere in die Schweiz gebracht. 1966 hob der Bundesrat die Grenzen zwischen den Rassen auf und erlaubte die künstliche Besamung offiziell. Nun wurde vermehrt kanadische Genetik eingesetzt. Bereits 1969 präsentierte man erste Kreuzungstiere, allerdings nicht auf dem offiziellen Areal des Stierenmarkts, sondern nur auf dem Parkplatz. Zwei Jahre später fand in Bulle die erste Milchviehausstellung statt, die spätere Expo Bulle FR.

Ab den 1990er-Jahren öffnete sich die Schweizer Holsteinzucht zunehmend dem internationalen Umfeld. Mit der Einführung der linearen Beurteilung und der Anwendung des internationalen Tiermodells für Zuchtwertschätzungen folgten entscheidende Schritte, die die Rasse bis heute stärken.

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