Machen aus Schweizer Hülsenfrüchten Trendprodukt

Stefanie Luttringer und Christoph Mullis verarbeiten mit ihrem Kleinunternehmen «Tempeh bagus» Hülsenfrüchte zu einem gefragten Fermentationsprodukt.

Elmar Gächter |

Auf die Frage, was heute auf dem Speisezettel steht, lacht Stefanie Luttringer. «Selbstverständlich Tempeh. Ein Indien-Masala-Tempeh, angebraten und mit Gemüse gedämpft, garniert mit Weinbeeren und Sojasauce, dazu Reis.»

Vom Reisebus zur Biomanufaktur 

Tempeh, hergestellt aus fermentierten Hülsenfrüchten, begleitet sie seit 2011, als sie das Nahrungsmittel bei einem längeren Aufenthalt in Sumatra kennen gelernt und es von Anfang an «genial» gefunden hat. Ganz entscheidend liess sie sich zusammen mit ihrem Partner Christoph Mullis auf einer Weltreise in Indonesien vom Produkt inspirieren, wo Tempeh zu einem der wertvollsten und beliebtesten Grundnahrungsmittel zählt.

Für beide war klar, dass sie auf diese gesunde Köstlichkeit nicht verzichten wollten, und so produzierten sie bereits im Reisebus ihr eigenes selbst gemachtes Tempeh.

Bis zu 200 Kilo pro Woche

Heute blicken sie vier Jahre auf ihre kleine Manufaktur in einem älteren Einfamilienhaus in Liestal zurück. Anfänglich praktisch ausschliesslich auf den Eigenverbrauch sowie auf ihre Familien und Bekannten ausgerichtet, stellen sie mittlerweile wöchentlich bis zu 200 Kilo der fermentierten Hülsenfrüchte für eine Kundschaft in der ganzen Schweiz her.

Die hauptsächliche Ressource bilden zwar nach wie vor die Sojabohnen, doch bieten die beiden begeisterten Jungunternehmer auf Wunsch auch Tempeh aus Lupinen, Kicher­erbsen und Ackerbohnen an. «Wir verarbeiten ausschliesslich Biorohstoffe weitgehend aus der Region, und unsere Produkte sind alle Knospe-zertifiziert. Dies ist uns ganz wichtig, denn die Böden sind unsere Nahrungsgrundlage, die wir schützen und erhalten wollen», betont Stefanie Luttringer.

Abnehmer fällt weg

Auch der Edelschimmelpilz, der entscheidend für die Fermentation der Hülsenfrüchte ist, kommt nach anspruchsvoller Zuchtarbeit auf Biobasis aus der Küche der beiden. «Wir können uns vorstellen, diese Pilzkultur für andere Tempehproduzenten zu vermarkten», sagt Christoph Mullis. Fast selbstredend ist, dass es sich bei ihrem Produkt weitgehend um Handarbeit ­handelt.

Neben kleinen Läden, auch in der Region, beliefert «Tempeh bagus» («bagus» bedeutet auf Indonesisch «gut») vor allem die Supermärkte von Alnatura. Da diese Kette Ende 2025 ihre 25 Filialen in der Schweiz schliessen wird, muss sich das Unternehmen nach Alternativen umsehen. «Wir hoffen, den ausfallenden Absatz in weiteren kleineren Läden kompensieren zu können. Auf jeden Fall werden wir weitermachen, auch wenn die Bestellmenge vorübergehend zurückgehen wird», äussert sich Stefanie Luttringer zuversichtlich.

Tempeh als Nebenerwerb

Als wichtige Abnehmerin zeigt sich auch die Gastronomie mit Restaurants und Kantinen, unter anderem jene der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten.  «Aus Gastrokreisen kommt denn auch eine der schönsten Rückmeldungen für unsere Produkte, meinte doch ein Küchenchef aus Basel, dass unser Tempeh besser ist als jenes in Indonesien », freut sich Luttringer.

Mullis und Luttringer sehen sich auf gutem Weg, ihr Unternehmen sukzessive zu vergrössern. Beide gehen neben ihrer Tempeh-Produktion einem Haupterwerb nach. Sie als Mitarbeiterin in einer sozialen Institution – sie hat gerade ihre Masterarbeit für Soziale Arbeit eingereicht; er hat Biologie studiert und ist als Techniker in der Umweltforschung tätig. Ihr zeitliches Engagement für ihre Firma schätzen sie auf etwa 40 Prozent ihrer Erwerbstätigkeit. Sie beschäftigen in der Zwischenzeit drei Personen in einem Teilzeitverhältnis und hoffen, ihre Produktion weiter steigern zu ­können.

Wachstum mit Qualität

«Wir wollen weiter wachsen und dabei aber die hohe Qualität bewahren. Tempeh hat ­zweifellos ein grosses Wachstumspotenzial», betonen beide. Christoph Mullis, den seine Partnerin als modernen Daniel Düsentrieb bezeichnet, kann sich vorstellen, seine Kenntnisse in der Kons­truktion von Gerätschaften – in den technischen Einrichtungen seiner Produktionsstätte stecken viel Knowhow und Eigenarbeit – für einen weiteren Betriebszweig zu nutzen. Klar ist für beide, dass eine Erweiterung ihres Unternehmens nur in grösseren Räumlichkeiten möglich ist.

Eine positive Rückschau

Ihr Rückblick auf die bisherige Tätigkeit als Einzelunternehmer fällt positiv aus, auch wenn es für sie in ihrer beruflichen Doppelrolle nicht immer einfach gewesen sei, die Motivation stets hoch zu halten. Stefanie Luttringer und Christoph Mullis schwören jedoch weiterhin auf ihr Tempeh.

«Wir wünschen uns, dass das Produkt seinen Stellenwert weiterhin steigert, unabhängig von unserem Betrieb. Denn Tempeh ist ein vollwertiges, schmackhaftes und gesundes Nahrungsmittel, das viele Ballaststoffe und Nährstoffe enthält und eine breite Bekanntheit verdient.»

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