Innovationsbereitschaft – das Bestreben, nebst Bewährtem immer wieder Neues auszuprobieren – scheint sich in der Familie Salm zu vererben. Schon die Grosseltern begannen vor über 50 Jahren mit dem Zwiebelanbau. Die Eltern Hansjörg und Vreni Salm-Baumgartner gaben die Milchviehhaltung auf und erweiterten dafür den Gemüseanbau mit den damals noch wenig verbreiteten Nutzpflanzen wie Kürbissen und Wassermelonen. Jetzt leisten auch ihre Söhne Manuel, 26-jährig, und Fabian, 24-jährig, mit dem Anbau von Erdnüssen und dem Einsatz von wassersparender Tropfbewässerung Pionierarbeit. Ein weiterer Betriebszweig ist der Gartenbau mit Landschaftspflege.
Direkt ab Hof
Der vielseitige Salm-Betrieb verteilt sich auf zwei Standorte: auf den väterlichen Hof im Weiler Wildenstein zwischen Lenzburg und Ammerswil und auf den ursprünglichen Hof mütterlicherseits im Ortsteil Kirchdorf der Gemeinde Obersiggenthal bei Baden. In beiden Gebieten begünstigen gute und arrondierte Böden sowie die Stadtnähe den Gemüseanbau und den Direktverkauf ab Hof; nur die Zwiebeln gehen grösstenteils über den Grosshandel weg.

Bei der Ernte kommen 20 bis 30 Erdnüsse an einer Staude aus dem Boden.
zvg
Durch den Gemüseanbau wurde die Tropfbewässerung für Manuel und Fabian Salm zum Thema, wobei sie eine praxisnahe Beratung vermissten. Deshalb schlossen sie diese Lücke mit einem eigenen Beratungsdienst, in Zusammenarbeit mit dem israelischen Bewässerungsdienstleister Netafim und dem französischen Bodensensorik-Gerätehersteller Weenat sowie der italienischen Gemüsetechnikfirma Spapperi.
«Wir wollen die Pflanzen und nicht den Boden bewässern», sagen die Salm-Brüder zu ihrer Methode. Beide haben zuerst Landschaftsgärtner, dann Landwirt gelernt. Manuel ist frisch diplomierter Meisterlandwirt, Fabian macht eine zusätzliche Ausbildung als technischer Kaufmann.
Erdnuss-Pionier
Schon als Landwirtschaftsschüler auf der Liebegg entschloss sich Fabian Salm, den Anbau von Erdnüssen zu wagen. Bevor er vor drei Jahren die erste Aussaat machte, kaufte er eine Occasions-Erntemaschine in Amerika, die zur Überraschung der Eltern eines Tages in Lenzburg ankam. Mit seinem Learning-by-Doing-Projekt habe er einiges Lehrgeld bezahlt, gesteht er. Es sei noch keine Ertragsperle, decke aber immerhin die Kosten. Nächstes Jahr will er die Anbaufläche auf zwei Hektaren verdoppeln. Hofläden könnten eine zusätzliche Absatzquelle werden, denn jetzt haben die Spanischen Nüssli aus dem Aargau auch einheimische Wurzeln, und sie sind aromatisch einwandfrei. Schweizweit ist kein ähnlicher Produzent bekannt.
Passen in Fruchtfolge
Die Erdnüsse passen ohne Weiteres in die Fruchtfolge. Sie wachsen wie andere Hülsenfrüchte zunächst über der Erde. Die Aussaat erfolgt von April bis Ende Mai. Jungtriebe sind frostempfindlich. Nach der Befruchtung senken sich die Pflanzen in die Erde, wo sich 20 bis 30 Nüsschen pro Staude entwickeln. Nach rund vier Monaten sind sie erntereif. Erdnusskulturen kommen mit normalem Handelsdünger aus. Hingegen seien Pflanzenschutzmittel, wie sie im Ausland eingesetzt würden, in der Schweiz nicht erlaubt, betonen die Salm-Brüder. Sie verwenden weder Herbizide noch Fungizide. Dem Unkrautdruck begegnen sie mit Hacken und Striegeln.
Familiäre Helfercrew
Nach der Ernte werden die Früchte gewaschen, getrocknet, geröstet und abgepackt. Das gibt einiges an Handarbeit. Daran sind sich die Salms auch vom Kürbis- sowie vom Melonen- und vom Zwiebelanbau gewöhnt. Sie können sich auf eine mehrköpfige, familiär abgestützte Helfermannschaft verlassen. Das Elternpaar und die beiden ältesten Söhne sind vollzeitlich für das Unternehmen tätig. Der jüngere Sohn Adrian, gelernter Elektriker, besorgt das Elektrische auf dem Betrieb, und die Tochter Rahel unterstützt mit ihrer werbetechnischen Ausbildung die Kommunikation.
Vor kurzem wurde eine grosszügige neue Gemüseverarbeitungs- und Lagerhalle in Betrieb genommen. Auf den Gebäudedächern im Weiler Wildenstein produzieren Solarpanels mehr Strom, als der Betrieb verbraucht. Sämtliches Dachwasser fliesst in die ehemalige 500 Kubikmeter grosse Jauchegrube und wird für die Pflanzenbewässerung eingesetzt. Was auf dem Betrieb auffällt, sind die tadellose Ordnung und die pieksauber gereinigten Maschinen, die im Schärmen überwintern.

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