Sondermülldeponie wird zum Naturparadies

Auf dem Gelände der ehemals grössten Schweizer Altlast, der Sondermülldeponie in Kölliken AG, soll ein Naturparadies entstehen. Darauf haben sich die Standortgemeinde, die Organisation Pro Natura und die Deponiebetreiber geeinigt.

sda/blu |

Geplant sei ein nationales Vorzeigeprojekt für ein Miteinander von Natur und Landwirtschaft, teilten die drei Partner am Freitag an einer Medienkonferenz in Kölliken mit. Es entstehe eine wunderbare Naturoase, sagte Mario Schegner, Gemeindepräsident von Kölliken. 

Im Rahmen der Rekultivierungsarbeiten, deren Vorbereitungen im Januar 2024 starten und bis 2030 abgeschlossen sein sollten, werden die bisherigen Inhaber das Areal gemäss dem gemeinsam erarbeiteten Nutzungskonzept gestalten. Dieses sieht vor, dass auf dem Areal Magerwiesen-, Naturschutz-, Wald- und Landwirtschaftsflächen entstehen.

Bio-Ackerbau

Angedacht ist auch ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Auf der Landwirtschaftsfläche sei eine ökologische Nutzung vorgesehen. Dazu gehöre auch ein Bio-Ackerbau. Tümpel und Teiche, ein Hochstamm-Obstgarten sowie Hecken und Trockenmauern sollten die geplante Naturoase bereichern. Insgesamt ist das Areal 7 Hektaren gross.

Die Standortgemeinde und Pro Natura kauften dem Betriebskonsortium Sondermülldeponie Kölliken (SMDK), dem vor allem die Kantone Aarau und Zürich angehören, das Areal für 800’000 Franken ab. Den Preis würden sich Pro Natura und die Gemeinde je hälftig teilen, sagte Pro-Natura-Geschäftsführer Matthias Betsche.

Schlusspunkt hinter Deponieskandal

Das Naturprojekt setzt einen Schlusspunkt hinter ein unrühmliches Umweltkapitel. Bis zur Schliessung der Deponie im Jahr 1985 wurden 457’000 t Abfälle eingelagert. Seither haben die Betreiber die Altlasten entfernt. Dafür wurden rund 850 Mio. Franken eingesetzt. Nach der Schliessung der ersten Sondermülldeponie der Schweiz wurden seit Herbst 2007 mehr als 600’000 Tonnen Material zurückgebaut.

Es handelte sich um die grösste und teuerste Altlastensanierung in der Schweiz. Die rund eine Milliarde Franken teure Sanierungs- und Rückbauarbeiten mussten vor allem die Steuerzahler der Kantone Aargau und Zürich finanzieren. Mitte des Jahres 2015 hiess es: Die Grube in der Nähe der Autobahn A1 sei leergeräumt. Sie wurde wieder aufgefüllt, unter anderem mit dem Gesteinsausbruch aus dem SBB-Eppenbergtunnel zwischen Aarau und Olten.

Hightech für Altlast

Der Sondermüll aus der Deponie war unter erhöhten Sicherheitsbedingungen abgebaut worden. In drei Hallen über dem Gelände der Deponie herrschte Unterdruck und die Abluft wurde permanent überwacht. In einem Labor wurde der Giftmüll und der Inhalt der Fässer analysiert. Auf der Deponie arbeiteten zeitweise mehr als 50 Personen.

Die Kantone Aargau und Zürich sind zu je 41,6 Prozent am 1976 gegründeten SMDK-Betriebskonsortium beteiligt. Mit je 8,3 Prozent partizipieren ferner die Stadt Zürich und die Basler Chemie.

Nach Bürgerprotesten und massiven Umweltproblemen hatte der Gemeinderat Kölliken die Deponie 1985 gegen den Willen der Aargauer Kantonsbehörden geschlossen. Neben der mangelnden Erfahrung von Behörden und Umweltfachleuten führte vor allem der Umstand zum Skandal, dass der Kanton Aargau zugleich Deponiebetreiber und oberste Kontrollbehörde war.

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