Wie eine starke Betriebsgemeinschaft erwächst

Was mit einem kleinen Bauernhof und drei Hektaren begann, ist heute eine starke Betriebsgemeinschaft. Für Samuel Imboden, Mitglied der Betriebsgemeinschaft Agrino, liegen die Vorteile dieser Zusammenarbeit klar auf der Hand. Dass jeder Partner seine persönliche Stärke einbringt, ist selbstverständlich. 

Hans-Peter Widmer |

Die Urgrosseltern Eduard und Agatha Imboden-Grüter würden sich wundern, wenn sie sehen könnten, was aus ihrem kleinen Hof mit drei Hektaren Land und drei Kühen im Gebiet Algier, am Fuss des Rohrdorferbergs, geworden ist.

Drei Höfe in drei Gemeinden

80 Jahre später führt hier ihr Nachkomme Samuel Imboden mit zwei Cousins die Betriebsgemeinschaft Agrino. Sie umfasst drei Höfe in drei Gemeinden. Unter dem Label Bio Suisse werden 85 Hektaren LNF bewirtschaftet, zwei Drittel sind Pachtland.

Der Betriebsertrag setzt sich aus Tierhaltung, Ackerbau, Produktion erneuerbarer Energie, Direktverkäufen und Direktzahlungen zusammen. Samuel Imboden besitzt den Betrieb Algier in der Gemeinde Remetschwil, Nik Peterhans den Hof Vogelrüti in der Gemeinde Niederrohrdorf, und Raphael Peterhans bewirtschaftet den gepachteten Weidhof im Ortsteil Staretschwil der Gemeinde Oberrohrdorf. Der Flurname Algier habe übrigens mit der gleichnamigen algerischen Hauptstadt nichts zu tun, sondern bezeichne von alters her ein nicht überbautes Gebiet und komme in aargauischen Gefilden mehrfach vor, weiss der Hofeigentümer.

BG ist schlagkräftiger

Die BG Agrino entstand 2013, nach der Auflösung einer früheren Betriebsgemeinschaft zwischen dem Algierhof der Familie Imboden und dem Obstbaubetrieb von Franz Peterhans in Künten. Agrino existiert als einfache Gesellschaft. Die Partner haften solidarisch. Sie übertrugen die Hofanlagen im Baurecht der Betriebsgemeinschaft. Die Gesellschafter und Ehefrauen werden nach ihren geleisteten Arbeitsstunden entschädigt. Der Betrieb bezahlt auch die Sozialleistungen. Ende Jahr wird definitiv abgerechnet; Mitarbeitende und Lehrlinge beziehen Monatslöhne.

Vertrauen sei die wichtigste Voraussetzung für das Funktionieren der BG, sagt Samuel Imboden. Die Vorteile der Zusammenarbeit lägen klar auf der Hand: grösseres Produktionspotenzial, effizienterer Maschineneinsatz und bessere Arbeitseinteilung mit Freizeitoptionen. Zudem könne jeder Partner seine persönlichen Stärken einbringen. Das ist bei den Ausbildungen der Agrino-Eigentümer augenfällig.

Lohnarbeiten im Aufbau

Samuel Imboden ist Landwirt und Agrotechniker, Nik Peterhans Meisterlandwirt und Polymechaniker, Raphael Peterhans BSc in Agronomie, Obstbauer und Zimmermann. Die Vielseitigkeit ist ein Hauptmerkmal der BG Agrino. Es gibt die landwirtschaftlichen Zweige Ackerbau und Tierhaltung, eine Pferdepension, zwei Selbstbedienungsstände in der Vogelrüti und auf dem Weidhof mit hofeigenen Produkten, das Rebgut Märxli und das Angebot Schule auf dem Bauernhof sowie die Zusatzbetriebe Biogas, Photovoltaik und Holzschnitzeltrocknung.

Ein weiterer Bereich Lohnarbeiten ist im Aufbau. Auf 27 Hektaren Ackerland werden Saatgut für Wintergerste, Winterweizen und Hafer, Brotweizen, Körner-, Silo- und Zuckermais, Kürbisse, Kicher- und Drescherbsen sowie Bohnen angepflanzt. Für den Futterbau stehen 40 Hektaren mit Kunstwiesen, Naturwiesen und Weiden zur Verfügung, 18 Hektaren sind wertvolle ökologische Flächen, Buntbrachen, Hecken, Buschgruppen und Feldgehölze, Feldhochstammobstbäume, Ast- und Steinhaufen.

Boxenlaufstall für 65 Kühe

Der 1981 auf dem Hof Algier erstellte und 2019 komplett erneuerte Boxenlaufstall bietet 65 Kühen Platz. Der 2019 installierte Melkroboter entlastet von viel Arbeit. Die Milch wird zum guten Teil von der Spezialitätenkäserei Brülisauer im benachbarten Künten verarbeitet. Als einer der ersten Landwirtschaftsbetriebe im Aargau erstellte bereits die frühere BG Imboden-Peterhans eine Biogasanlage für die Produktion erneuerbarer Energie.

Die seither erweiterte und aufgerüstete Anlage wird gleichzeitig zur Strom- und Wärmenutzung betrieben. Die Abwärme wird für das Heizen der Wohnhäuser, die Heubelüftung und die Trocknung von Holzschnitzeln eingesetzt. Auf den Dächern der Betriebsgebäude aller drei Höfe sind inzwischen Photovoltaikanlagen installiert. Die 1’842 m3 grosse Gesamtmodulfläche ist auf eine Jahresproduktion von 264’000kWh ausgelegt.

-> Hier gehts zur Webseite der Betriebsgemeinschaft Agrino

Und bald noch Wein

Weil die tatenfreudigen Agrino-Betreiber noch eine Lücke sahen, pachteten sie 2019 auch den 50 Aren grossen terrassierten Rebberg Märxli am Rohrdorferberg, bepflanzten ihn neu mit pilzwiderstandsfähigen Traubensorten (Piwi) und bildeten ein Grüppli von Drittpersonen für die Rebenpflege. Vom eigenen Wein ist es möglicherweise nicht mehr weit zum nächsten Schritt: Die BG zieht ein Besenbeizprojekt auf dem Weidhof in Erwägung.

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