Die unsichtbaren Ökohelden

Während Landwirte viel Geld für Pflanzenschutzmittel ausgeben, übernehmen Fledermäuse die Schädlingsbekämpfung gratis – Nacht für Nacht. Doch ihre Bestände und ihr Lebensraum sind bedroht.

Wie Fledermäuse die Landwirtschaft unterstützen: Nachts jagen sie über Felder und Obstgärten und verschlingen bis zur Hälfte ihres Körpergewichts an Insekten – kostenlos und effizient.

Damit könnten sie nicht nur den Pflanzenschutzmitteleinsatz senken, sondern Schätzungen zufolge der Schweizer Landwirtschaft jährlich mehrere Hundert Millionen bis über eine Milliarde Franken an Kosten ersparen. «Fledermäuse spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem», sagt Hubert Krättli, Geschäftsführer der Stiftung Fledermausschutz Zürich.

-> Dieses Tier hilft beim Pflanzenschutz

Artenvielfalt

In der Schweiz leben 30 Fledermausarten, 19 davon im Kanton Zürich. Über die Hälfte gilt als gefährdet, darunter die Grosse Hufeisennase und das Kleine Mausohr. Fledermäuse brauchen sichere Unterschlüpfe, dunkle Flugwege, abwechslungsreiche Jagdgebiete und ruhige Winterverstecke. Besonders empfindlich sind Wochenstuben, in denen Weibchen ihre Jungen aufziehen. «Wird eine Kinderstube zerstört, kann es das Ende einer ganzen Kolonie bedeuten», warnt Krättli.

Um ihre Lebensräume zu sichern, beraten regionale Koordinationsstellen Hauseigentümer beim fledermausfreundlichen Bauen oder Renovieren. Die Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich erfasst Fledermausquartiere – viele auf Bauernhöfen. Fledermäuse nutzen dort Spalten in Fassaden, Fensterläden, Regenrinnen, Dachstöcke, zugluftfreie Scheunen und Baumhöhlen. Wichtig ist die Anbindung an Jagdgebiete über Hecken oder Bachgehölze. Extensiv bewirtschaftete Obstgärten, Wiesen, Waldränder und Hecken sind besonders geeignet, so die Fachstelle Naturschutz.

Schutz in der Praxis

Fledermäuse zählen ist schwierig. Manche hängen versteckt in Dachstöcken oder in Baumhöhlen. Dank Ultraschallaufnahmen lassen sich rund zwei Drittel der Arten bestimmen. Zusätzlich zählen Freiwillige die Tiere abends an Ausflugsöffnungen. Dass Schutz wirkt, zeigen folgende Beispiele: In Fläsch GR lebt mit über 1’000 Tieren die grösste Mausohr-Kolonie der Schweiz.

Ab 23 Uhr wird die Strassenbeleuchtung entlang der Flugrouten gedimmt oder ausgeschaltet, damit die Tiere ungestört jagen können. Am Rheinfall brachte weniger Beleuchtung Wasserfledermäuse zurück, die jahrelang verschwunden waren.

Giftstoffe und ihre Folgen

Die Landwirtschaft beeinflusst die Lebensbedingungen der Tiere direkt. Naturnahe Flächen ziehen Fledermäuse an, Monokulturen schrecken sie ab. Pestizide seien besonders gefährlich: Sie gelangen über die Muttermilch zu den Jungen, lagern sich im Körper an und könnten lebensgefährlich werden. «DDT, ein hochwirksames Insektengift, liess in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Bestände der Kleinen Hufeisennase zusammenbrechen», erinnert Krättli.

Auch wenn DDT heute verboten ist, dürften andere Pestizide ähnliche Risiken bergen. Nicht nur Gemeinden und Landwirte sind gefragt. Jeder und jede kann helfen. Wer Fledermauskästen aufhängt, Licht dimmt oder Mythen wie «Fledermäuse sind blind» abbaut, hilft mit. «Wer informiert handelt, schützt die Tiere und unterstützt ihre Bedeutung für das Ökosystem», betont Krättli.

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