
Jonas Schneider im Hofladen. Hier verkauft er seine eigenen Produkte wie Fleischwaren, Honig und Eier.
Trudi Krieg
Wer den Landwirt auf dem etwas oberhalb von Amriswil gelegenen Hof besucht, ist beeindruckt ob seines Werdegangs, wie er seine Ideen in die Tat umsetzte und wie er als Junggeselle so viele soziale Netzwerke hat. Wenn er von seiner Arbeit redet, spricht der Alleinbewirtschafter immer in der Wir-Form.
Seine Eltern leben nicht mehr auf dem Betrieb, aber der pensionierte Vater besorgt seine Bienen hier und hilft gelegentlich mit bei den Erntearbeiten. Eine seiner vier Schwestern lebt noch im Haus und hilft manchmal bei der Produkteverarbeitung, beide leben aber selbstständig ihr eigenes Leben. Auf dem Spielplatz im Garten vergnügen sich oft bis fünf Kinder seiner Schwestern, die seine Mutter hütet.
Schulkinder kommen jeden Donnerstag
Ein Spazierweg führt direkt am Bauernhaus vorbei. Kinder wissen, dass sie die Kaninchen im Stall streicheln dürfen. Ein Weg führt steil nach oben zum Garten mit Blick über Amriswil. Ein ehemaliger Unterstand für Geräte, den Schneider als Teenager mit Kollegen als Partylokal nutzte, funktionierte er zum Schulzimmer um. Immer am Donnerstag kommt Lehrerin Kathrin Schnell mit ihrer Kleinklasse aus der Umgebung auf den Hof.

Die bunt gemischte Hühnerschar hat Auslauf und wird auch von den Spaziergängern gern beobachtet.
Trudi Krieg
Jonas Schneider ist als Fachmann dabei, wenn am Morgen die anfallenden Arbeiten besprochen werden: «Wer holt die Eier aus dem Hühnerstall, wer mistet den Kaninchenstall aus, und wer lässt die Schweine ins Aussengehege?» Die Kinder dürfen wählen, wo sie anpacken wollen, und erfahren dabei viel praktisches Wissen. Hund Tajo ist auch immer dabei. Im Garten hat jedes Kind sein eigenes Beet.
Direktvermarktung: Von Anfang an ein Ziel
Der Verein Bioterra wirkt mit Saatgut und Anleitungen unterstützend mit beim sogenannten Gartenkind-Projekt. Viele Ideen entstehen spontan im Lauf des Jahres. Von Anfang an war die Direktvermarktung von eigenen Hofprodukten Schneiders Ziel. Zuerst wurden sie in einem Kühlschrank und einer Tiefkühltruhe auf dem Hofplatz angeboten.
Dann baute er einen Stall zum Hofladen um. Freilandeier, Honig, Saft von den Hochstammapfelbäumen, abgepacktes Bio-Weidefleisch von den Galloway-Rindern, den Freilandschweinen oder Poulet gibt es einzeln oder als Mischpaket, frisch gekühlt oder tiefgefroren, auch Wurstwaren und als besondere Renner die Hackfleischtätschli.
Töten lässt er die Tiere auswärts vom Metzger, der die Teile grob zerlegt. Die Feinzerlegung und das Verpacken erledigt Schneider selber. Ein guter Kollege habe ihm vieles beigebracht. Spätzli, Konfitüren und andere selbst verarbeitete Produkte und neuerdings auch Milchprodukte erweitern das Sortiment: «Ursprünglich wollte ich ausschliesslich Produkte vom Hof vermarkten, aber auf vielseitigen Kundenwunsch habe ich neu auch Milchprodukte von der Mooser Chäsi ins Sortiment genommen», sagt Schneider.
Rinder, Schweine und Junghennen
Als Jonas Schneider 15 Jahre alt war, verpachtete sein Vater den Betrieb aus gesundheitlichen Gründen. Der Junior machte eine Ausbildung zum Käser: «In dieser Zeit merkte ich, wie verbunden ich mit dem Hof und der Landwirtschaft bin», sagt er heute. Nach der Lehre holte er die Ausbildung zum Landwirt nach. 2016 konnte er den elterlichen Betrieb übernehmen. Heute bewirtschaftet er 13 Hektaren eigenes und 4 Hektaren Pachtland.
Neben den Galloway-Rindern werden immer etwa zehn Weideschweine aufgezogen, von denen die meisten Turopolje sind. Ein wichtiger Betriebszweig ist die Junghennenaufzucht. Nach 18 Wochen werden diese als Legehennen verkauft. Einen Teil behält Schneider für sich zur Pouletmast oder als Legehennen. In diesem Jahr steht ein grosses Fest an.
Seit zehn Generationen, seit 300 Jahren ist der Hof im Besitz der Familie Schneider. Ausserdem will Jonas Schneider eine eigene Familie gründen: «Vielleicht feiern wir alles zusammen, die Hochzeit und das Familienjubiläum», sagt Schneider, der seine Pläne immer überlegt umsetzt.