
Hobbyschmied Peter Glauser will immer etwas herstellen, das man brauchen kann.
Thomas Güntert
«Ich bin schon von jung auf gewohnt, mit den Händen zu schaffen», sagt Peter Glauser, der fast jeden Samstag von frühmorgens bis «Open End» in der alten Schmiede in Eglisau verbringt und unter der Woche beim Kanton Zürich für den Gewässerunterhalt tätig ist. Obwohl das Thermometer die 30-Grad-Grenze überschritten hat, heizt der 61-Jährige die Schmiedeesse traditionell mit Steinkohle, Koks und Luft auf 1’300 Grad auf und dreht darin einen Eisenstab bis zur Rotglut.
Innere Ruhe und Seelenfrieden
Dann nimmt er das Eisen aus dem Feuer, schlägt es auf dem grossen Amboss mit gezielten Hammerschlägen weich und legt es immer wieder in die Glut. Was er damit machen will, weiss er noch nicht genau. «Manchmal kommt es mir vor, als sässe ein Männchen auf meiner Schulter und gäbe mir die Inspiration dafür», sagt Glauser.
Beim Schmieden geht ihm viel durch den Kopf, und er hinterfragt dabei so manches, was auf dieser Weltkugel abgeht. Er will immer etwas herstellen, das man auch brauchen kann. So hat er beispielsweise einen verästelten Baum geschmiedet und eine leuchtende Kugel in die Krone eingelassen. «Ich habe dieses Stück den Seelenbaum genannt, weil ich während des Schmiedens meine innere Ruhe und meinen Seelenfrieden finde», sagt Glauser.
Damastschmieden
Auf dem Ballenberg hat er bei Niklaus Maurer auch das Damastschmieden gelernt. «Es entsteht eine ganz besondere Mystik, wenn sich die verschiedenen Stähle im Schmiedefeuer vereinen», sagt der gelernte Forstwart, der die Holzgriffe für seine Damastmesser aus verknorztem Akazien- und Rosenholz schnitzt.
Glauser ist auch Mitglied in der Schmiedezunft Eligius, die nach dem Schutzpatron der Schmiede benannt wurde und in diesem Jahr auf dem Thurgauer Klostergut Paradies das 50-jährige Bestehen feiern konnte. «In der Zunft habe ich Kontakte zu Gleichgesinnten gefunden, von denen ich einiges gelernt habe», sagt Glauser, der früher sogar mit dem Gedanken spielte, sein leidenschaftliches Hobby beruflich auszuüben.
Handwerk statt Massenware
«Die Treppengeländer überlasse ich aber lieber den Profis», meint der Schmied etwas zynisch und will damit die zunehmende Industrialisierung des Schmiedehandwerks ansprechen. «Handwerkerstunden kosten Geld, und die ‹Geiz ist Geil›-Mentalität ist überall zu spüren», sagt Glauser. Dem Kunstschmiedehandwerk gibt er hingegen noch eine Zukunftschance, da es immer wieder Phasen gibt, in denen Leute Geld dafür ausgeben. «Wenn man bei seinem Hobby aber einen Druck verspürt, verliert man auch schnell die Freude daran», weiss Glauser.
Der Schmiedevirus hat den gebürtigen Eglisauer vor 20 Jahren gepackt, als er auf einem Mittelaltermarkt einem Schmied über die Schulter schaute. Er wollte das selber auch mal probieren und machte sich auf die Suche nach einem Amboss. Dabei traf er auf Ueli Busenhart, einen Hobbyschmied aus Teufen ZH, der ihn gleich zu einem Schmiedekurs auf den Ballenberg mitnahm.
Vor 16 Jahren mieteten sich die beiden dann im Eglisauer Ortsteil Seglingen in eine 150 Jahre alte Schmiede ein, die an ein 250 Jahre altes Haus angebaut ist. Die Schmiede hat in Eglisau einen hohen Stellenwert und ist in der offiziellen Liste der geschützten Baudenkmäler aufgeführt. Weil der letzte tätige Schmied nicht mehr alles in Schuss gehalten hatte, ist daraus allerdings ein Lager- und Grümpelschopf geworden.
«Man muss es mit Herzblut tun»
Glauser und Busenhart haben die Esse repariert und das alte Schmiedewerkzeug mit dem 150 Jahre alten Amboss mit weiterem Werkzeug ergänzt und die historische Schmiede restauriert. «Es ist ganz egal, was man macht, man muss es aber immer mit viel Herzblut tun», betont Glauser.
Mit Wehmut erzählt er, dass sein Freund Ueli Busenhart bereits vor einigen Jahren schwer krank wurde und im letzten September 76-jährig verstorben ist. Peter Glauser hat einen guten Freund verloren, die gemeinsame Leidenschaft für das Schmieden aber ist ihm geblieben.