Einsatz leisten und einander vertrauen

Michael und Marco Kronauer führen seit dem frühen Tod des Vaters den Betrieb gemeinsam. Sie erleben dabei Herausforderungen und lohnende Privilegien. Einen grossen Vorteil sehen sie darin, dass sie betreffend Betriebsführung dieselbe Philosophie vertreten.

Marianne Voss |

Die Entstehung der Gebrüdergemeinschaft Kronauer war Glück im Unglück. Eigentlich war alles anders geplant gewesen. Michael (Jg. 1989), der älteste von drei Brüdern, sollte den Hof von Vater Balz Kronauer übernehmen, der 1988 auf dem Wädenswiler Berg hoch über dem Zürichsee siedelte. Er baute dort neben zwei Häusern und einer Scheune auch einen Laufstall.

Michael absolvierte die landwirtschaftliche Ausbildung, die Handelsschule und legte die Meisterprüfung ab. Der Jüngste, Marco (Jg. 1993), besuchte das Gymnasium und begann an der ETH Zürich Agronomie zu studieren. Die Ausbildung war ihm aber zu theoretisch. «Zudem bauten mein Bruder und mein Vater zu dieser Zeit die Biogasanlage. Ich war öfter und lieber hier als hinter den Büchern», erzählt er und schmunzelt.

Start mit Einfacher Gesellschaft

Daher habe er nach Zollikofen gewechselt und dort die Fachhochschule mit dem Bachelor in Agronomie abgeschlossen. Dann erkrankte der Vater und starb im Alter von 60 Jahren. Michael und Marco entschieden sich, den Betrieb zusammen zu führen, und starteten am 1. Januar 2018 mit einer Einfachen Gesellschaft. Sie erweiterten die Biogasanlage und bauten 2021 einen neuen Laufstall mit Melkroboter, worin gut 60 Holsteinkühe untergebracht sind.

Für das Jungvieh wird der erste – immer noch sehr luftige und gut erhaltene – Laufstall genutzt. 50 Hektaren Land mit Weiden, Kunstwiese, Mais, Raps, Getreide und Wald gehören heute zum Betrieb. Ein Lehrling ist angestellt, und die beiden Ehefrauen arbeiten teilzeitlich mit. Marco und Michael Kronauer führen eine gemeinsame Buchhaltung und zahlen sich und ihren Frauen einen Lohn aus.

Zuständigkeiten aufgeteilt

Die Zuständigkeiten haben sie aufgeteilt. Michael ist für die Biogasanlage verantwortlich. Diese wird mit Mist und Gülle vom Hof und von Nachbarn sowie mit Abfällen aus der Gastronomie und der Lebensmittelindustrie gespeist. Den Strom verkaufen die Gebrüder direkt ins Netz. Michael Kronauer erklärt: «Die Endprodukte, die Gärgülle und der Gärmist, sind hochwertige Dünger, die wir selbst nutzen und den Nachbarn zurückgeben.»

Marcos Bereich ist der Stall mit den Milchkühen und dem Jungvieh. Er betreut den Melkroboter, die Fütterung und die Aufzucht. Im Acker- und Futterbau sind sie zusammen am Werk, ebenso bei der Benutzung und Wartung der zahlreichen Maschinen. «Wir machen viel, nein, eigentlich fast alles selber», führt der jüngere Bruder zum Thema Maschinenpark aus.

«Wir wissen, wie der andere tickt»

Beide Männer sind sich bewusst, was es bedeutet, gemeinsam einen Betrieb zu führen, und kennen auch die Unkenrufe: «Früher oder später funktioniert das eh nicht.» Einen grossen Vorteil sehen sie darin, dass sie betreffend Betriebsführung dieselbe Philosophie vertreten. «Wir haben die gleiche Linie und kennen uns gut. Wir wissen, wie der andere tickt.» Sie schauen sich an, lachen und berichten, dass es manchmal auch laut werden könne zwischen ihnen.

Früher sei vieles am Familientisch ausdiskutiert worden. Jetzt finde das eher im Stall oder auf dem Feld statt. «Reden miteinander, sich ab- und aussprechen, das ist sehr wichtig», sind sie sich einig. «Wir wissen, dass wir beide unseren Einsatz leisten, so gut wir können», sagt Michael Kronauer, und sein jüngerer Bruder ergänzt: «Zudem haben wir Vertrauen ineinander. Manchmal hilft auch der Blick aufs Ganze, aufs Leben und Sterben. Dann können wir ein Thema auch einfach mal gut sein lassen.» Eine Herausforderung sehen die beiden Landwirte in der Erbteilung mit ihrem Bruder Ivo, die noch ansteht. Es sei wichtig, dass am Schluss alle zufrieden sind, betonen sie. Trotz der Herausforderungen überwiegen für sie die Vorteile.

«Wir führen einen 24-Stunden-Betrieb. Einer muss da sein. Zu zweit können wir das abdecken.» Marco ist Mitglied im Gemeinderat von Wädenswil und spielt Klarinette im Musikverein, Michael setzt sich in der Feuerwehr ein. Auch bei diesen Engagements mit Einsätzen, Sitzungen oder Festen können sie sich gegenseitig vertreten. Ein grosses Privileg ist für sie die hohe Lebensqualität auf dem eigenen Betrieb im Grünen. «Es ist wunderschön, dass unsere Kinder hier aufwachsen können und wir sie täglich um uns haben.»

Das Wetter heute in

Lesershop

Hier gehts zum Lesershop

Umfrage

Setzt Ihr auf Natursprung?

40 % Ja, ausschliesslich
16.2 % Nein, nie
22.9 % Ja, je nach Kuh
12.4 % Ja, als letzte Chance (wenn KB mehrfach erfolglos)
8.6 % Manchmal

Teilnehmer insgesamt 105

Zur aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?