
Rolf Häusler hat 45 Jahre bei der Getreidesammelstelle Thalheim an der Thur gearbeitet.
Thomas Güntert
«Am liebsten wäre ich nochmals 55 und hätte gerne noch 10 Jahre weitergearbeitet», sagt Rolf Häusler, der diesen Monat 65 Jahre alt wird und im Oktober nach 45 Jahren bei der Genossenschaft Getreidesammelstelle Thalheim (GGT) in Pension geht. Häusler ist auf einem Bauernhof in Dätwil ZH aufgewachsen und machte eine Lehre als Landwirt, weil er ursprünglich mit seinem Bruder zusammen den elterlichen Betrieb übernehmen sollte.
Im Jahr 1980 nahm er im Alter von 20 Jahren bei der GGT eine Vollzeitstelle als Betriebsmitarbeiter an. «Das mit dem Hof hatte sich dann schnell erledigt, und mein Bruder übernahm den Betrieb allein.» Damals wurde die GGT mit dem 10’000 Tonnen fassenden Getreidelager und der Produktion von 1’600 Tonnen Kraftfutter vom Geschäftsführer, dem Leiter der Futtermühle und einem Betriebsmitarbeiter bewirtschaftet. Nach einem Jahr war Häusler bereits für die Mischfutterproduktion zuständig und war Stellvertreter des Geschäftsführers.
Immer gerne zur Arbeit
Im Jahr 1989 übernahm Häusler als Nachfolger von Eugen Morf die Verantwortung als Geschäftsführer. «In den 45 Jahren gab es fast keinen Tag, an dem ich nicht gerne zum Schaffen ging», sagte Häusler, der nie auf den Gedanken kam, sich beruflich zu verändern. Er hatte einen kurzen Arbeitsweg, einen guten Lohn und «es hat immer gut gepasst». Von den drei Genossenschaftspräsidenten der GGT waren zwei jeweils 24 Jahre im Amt, und Marc Peter ist bereits seit 12 Jahren Präsident.
Auch Häuslers Stellvertreter Hanspeter Grob war über 40 Jahre bei der Getreidesammelstelle. Bei der Suche von neuen Mitarbeitern konnten die meisten Stellen mit jungen Landwirten aus der Region besetzt werden. «Bauern ticken einfach anders», sagte Häusler. Sie können anpacken, sind gewohnt, auch mal früher zu kommen oder länger zu arbeiten, kennen die Materie und gehen mit dem Bauernstand auch anständiger um.
Grösste Getreidesammelstelle der Schweiz
Die GGT ist mit jährlichen Übernahmemengen von 30’000 bis 40’000 Tonnen Getreide, einer Mischfutterproduktion von 18’000 Tonnen und einer Arbeitskapazität von 600 Stellenprozent die grösste Getreidesammelstelle der Schweiz. In den letzten 45 Jahren wurden bei der GGT jedes Jahr im Schnitt eine Million Franken für Neubauten und Unterhalt investiert.
In dieser Zeit hat sich auch die Zahl der über 900 Getreide- und Ölsaatenproduzenten aus den Bezirken Andelfingen und Winterthur sowie der umliegenden Region fast halbiert und die Übernahmemenge verdoppelt. Früher brachte ein Bauer pro Anlieferung im Schnitt vier bis fünf Tonnen Getreide, heute sind es 20 bis 25 Tonnen. Die Mischfutterproduktion in der Futtermühle hat sich in diesen 45 Jahren verzehnfacht.
Zugenommen hat jedoch auch die administrative Arbeit. Als Häusler die Geschäftsführung übernahm, bestand das Arbeitspensum aus einem Drittel Bürotätigkeiten und zwei Drittel Arbeiten im Betrieb. Heute ist es genau umgekehrt.
Mitgründer von «Swiss Granum»
Im Jahr 1995 wurde Rolf Häusler beim Verband der kollektiven Getreidesammelstellen der Schweiz (VKGS) in den Vorstand und ein Jahr später zum Präsidenten gewählt. In dieser Funktion war er an der Gründung der Branchenorganisation «Swiss Granum» beteiligt, in der er heute noch in verschiedenen Kommissionen die VKGS vertritt. Zum 1. Januar 2024 hat Häusler die Leitung der GGT «schuldenfrei» an seinen Nachfolger Christian Blaser aus Matzingen übergeben. Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, arbeitete Häusler noch bis im November 2024 in Vollzeit.

Im Jahr 1980 nahm Rolf Häusler im Alter von 20 Jahren bei der GGT eine Vollzeitstelle als Betriebsmitarbeiter an. Im Herbst geht er in den Ruhestand.
Thomas Güntert
Der langjährige Geschäftsführer wollte nach dem schlechten Getreidejahr mit der geringsten Getreidemenge und der schlechtesten Qualität aber nicht in den Ruhestand gehen. «Ich habe in einem guten Jahr angefangen und möchte auch nach einem guten Jahr aufhören», so Häusler, der mit 50 Stellenprozent weiter arbeitete. «Ich höre erst nach der Ernte auf», sagte der Vater von zwei erwachsenen Kindern, der mit seiner Frau in Andelfingen ZH wohnt. «Es hat jetzt auch noch Platz für Neues», sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.