
Die Gemeinde Eichberg organisierte für den frisch gewählten Kantonsratspräsidenten Walter Freund ein rauschendes Fest, an dem sich das ganze Dorf beteiligte. Besonders stolz auf den «höchsten St.Galler» sind seine beiden Enkelkinder Mia (links) und Lou
Ralph Dietsche
Dienstagnachmittag, kurz vor 16.15 Uhr in Eichberg: Während im Festzelt auf dem Werkhofplatz Hunderte Gäste auf das Eintreffen des frisch gewählten Kantonsratspräsidenten Walter Freund warten, zieht ein Hagelsturm über die 1600-Seelen-Gemeinde am Fuss des Alpsteins. Das halbe Dorf wird weiss eingedeckt.
Heute scheint dies kaum jemanden zu kümmern. Denn sie alle sind gekommen, um den offiziell höchsten St. Galler zu feiern. Er ist einer von ihnen. Walter Freund, der 69-jährige Meisterlandwirt vom Heiterhof. Der Gründer der Guggenmusik «Bazzaschüttler», der Mitbegründer der SVP-Ortspartei, ehemalige Raiffeisen-Verwaltungsrat und zweifache Grossvater.
Stolze Enkelkinder
Begrüsst wird der frisch gekürte Kantonsratspräsident musikalisch von den jüngsten Einwohnerinnen und Einwohnern der Gemeinde. Die Primarschülerinnen und -schüler singen von ihrem «Ei-Ei-Ei-Eichberg». Zwei Mädels stellen sich rechts und links zum «höchsten St. Galler». Es sind Lou und Mia. Die beiden Enkelkinder von Walter Freund. Wer weiss, vielleicht werden sie dereinst auch politisieren. Ihr Urgrossvater – also der Vater von Walter Freund – politisierte für die FDP im St. Galler Kantonsrat.
In jungen Jahren war dies für Walter Freund Grund genug, den Entschluss zu fassen, selbst nicht zu politisieren. Letztlich kam es anders. Mitschuldig für den Start der Politkarriere war kein Geringerer als der Toggenburger Alt-Nationalrat Toni Brunner. Ein ehemaliger Nachbar seiner Frau Heidi. Ihm gelang es, Walter Freund für die Politik zu begeistern und für die SVP zu gewinnen.
Walter Freund sagt: «Der Apfel fällt halt doch nicht weit vom Stamm . . .» Das Sprichwort gilt nicht nur für ihn, sondern auch für Sohn Christian. Seit dieser Legislatur sitzt er ebenfalls für die SVP im St. Galler Kantonsrat.
Die Wahl von Walter Freund zum St. Galler Kantonsratspräsidenten war alles andere als von langer Hand geplant. «Ich hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, dass ich als Dorfbauer der Landgemeinde Eichberg irgendwann Kantonsratspräsident werden könnte», sagt der gefeierte Politiker.
Vergleich mit Gärprozess
SVP-Fraktionspräsident Sascha Schmid verglich den Weg von Walter Freund an die Spitze des Kantonsrats mit dem Gärprozess von Hochprozentigem. Regierungspräsident Beat Tinner unterstrich die Sattelfestigkeit, das Verantwortungsbewusstsein und die Vielfalt von Walter Freund.
Angespielt auf das kürzlich abgelehnte Ladenschlussgesetz und den neu installierten 24-Stunden-Automaten beim Hofladen, sagte Tinner: «Walter hat wahrscheinlich vermutet, dass das Gesetz vom Volk nicht angenommen wird. Bei seiner Lösung hat er keine Probleme mit der Ablehnung der längeren Ladenöffnungszeiten.»

Gesellig, bodenständig und volksnah: Kantonsratspräsident Walter Freund schenkt an seinem Empfangsfest den selbst gebrannten Edelbrand aus. Alt-Nationalrat Toni Brunner, Ständerätin Esther Friedli und Nationalrat Michael Götte freuts.
Ralph Dietsche