Wie die Wüste zum Blühen kam

Vergangenes Wochenende lud das World Ethic Forum zur jährlichen Begegnung ein. Im Zentrum der diversen Anlässe standen die Lebendigkeit der Erde und mögliche Lösungsansätze, um sie zu bewahren.

Susanne Sigrist |

In ihrem Vortrag nahm die bekannte Wissenschaftlerin und Leiterin des Instituts für Umweltbiotechnologie an der technischen Universität Graz, Gabriele Berg, ihre Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise in das Unsichtbare: in das Mikrobiom, also in den Lebensraum von Kleinstlebewesen wie Bakterien, Viren, Algen, Pilzen und anderen.

Dieser erschloss sich den Menschen erst langsam, als vor rund 400 Jahren das Mikroskop erfunden wurde. Rasanter vorwärts ging es in den vergangenen Jahrzehnten, als in der Mikrobiologie mehr geforscht wurde.

Das Mikrobiom ist eine Schatzkiste

«Lange Zeit wurden Bakterien, Viren und andere Organismen von der Gesellschaft mit Krankheiten in Verbindung gebracht», erklärte Gabriele Berg. «Kein Wunder, wurde Europa doch von vielen Seuchen heimgesucht. Neuere Forschungsmethoden zeigen uns, dass das Mikrobiom eine wahre Schatzkiste für die Gesundheit ist. Wir lernen täglich mehr darüber.» Laut Berg waren Bakterien entscheidend bei der Entstehung des Planeten Erde mit all seinen Lebewesen und sind es weiterhin.

In den letzten Jahrzehnten ist durch die menschliche Lebensweise jedoch nicht nur die Diversität an Pflanzen und Tieren gesunken, sondern auch die Vielfalt innerhalb des Mikrobioms selbst hat abgenommen. «Viele neue chronische Krankheiten lassen sich damit erklären. Auch mentale Krankheiten wie Depressionen weisen auf eine gestörte Darm-Hirn-Achse hin, denn ein Zuviel an Chemie und ein Zuwenig an Biologie hat vieles aus dem Gleichgewicht gebracht», sagte Gabriele Berg.

Ernährung als Grundlage der Gesundheit

Ein entscheidender Grund dafür ist laut der Professorin die intensive industrielle Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pestiziden und Chemie, welche das Mikrobiom angreift und zerstört. Und damit auch die menschliche Ernährung, welche die Grundlage der menschlichen Gesundheit bildet. Der ursprüngliche Kreislauf von Same-Pflanze-Mensch-Erde ist in seiner Funktion gestört. Die Beziehung zu unseren Wurzeln droht verloren zu gehen.

Diese alarmierenden Erkenntnisse aus der Biotechnologieforschung haben Linard Bardill, den Gründer des World Ethic Forum, dazu gebracht, die diesjährige Tagung dem Mikrobiom zu widmen: «Es geht uns nicht um schamanischen Hokuspokus, sondern um die Lebendigkeit der Erde.» Ein anschauliches Beispiel für ein funktionierendes Mikrobiom lieferte der Referent und Träger des Alternativen Nobelpreises, Helmy Abouleish von der ägyptischen Entwicklungsinitiative Sekem: Sein Vater habe das Wunder vollbracht und mit seinen Visionen und seiner Tatkraft innert 48 Jahren die ägyptische Wüste zum Blühen gebracht.

«Die Basis bei Sekem ist die biodynamische Landwirtschaft», sagte er. «Unsere Organisation klappt allerdings nur, weil wir auch ein funktionierendes soziales Mikrobiom leben.» Mittlerweile arbeiten 2’000 Menschen bei Sekem, und rund 40’000 ägyptische Bauern haben sich der Bewegung angeschlossen. «Um nur eines der Erkenntnisse zu nennen: Wenn der Boden gesund ist, kann er Wasser speichern. Wenn wir ein gutes Wassermanagement haben, haben wir eine bessere Lebensmittelsicherheit», so Abouleish.

Es braucht nicht immer die Forschung

Gabriele Berg will die Forschung, die sie und ihre Kollegen betreiben, jedoch nicht höher gewichten als die Arbeit mit dem Spaten im Feld: «Es braucht nicht immer die Forschung, um zu beweisen, wie Zusammenhänge funktionieren und was ein lebendiger Boden ist», sagte sie. «Vieles funktioniert über den Hausverstand. Und Bauern kennen ihren Boden. Sie wissen, was er braucht. Nur vergessen wir manchmal, das Unsichtbare in unser Handeln miteinzubeziehen.»

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