Die Bergtrotte Osterfingen ist auch heute noch ein zentraler Leuchtturm. Zusammen mit den erlebbaren Kellereien, Übernachtungsangeboten und der Landfrauen Apérogruppe trägt sie zur Wertschöpfung in der Landwirtschaft bei.
Gemeinschaftlichkeit, langjähriges Engagement, Gastfreundschaft und die vorbildliche Vernetzung der Angebote mit dem Tourismus sind zentrale Erfolgsfaktoren. Trotz Herausforderungen sind die Beteiligten überzeugt: Es hat sich gelohnt!
Berggrotte als überregionaler Leuchtturm
Unter dem Motto «Wein Kultur Natur» hatte das «Projekt zur regionalen Entwicklung Wilchingen-Osterfingen-Trasadingen» (PREWO) zum Ziel, mit attraktiven Angeboten und Erlebnissen die Direktvermarktung von Wein und anderen Regionalprodukten zu fördern.
Nach einer dreijährigen Planungsphase wurden 2012 - 2018 in den drei Weinbaudörfern Wilchingen, Osterfingen und Trasadingen total 12,46 Mio. Franken in 19 Teilprojekte investiert. Die Bergtrotte Osterfingen war mit 5,6 Mio. Franken Investitionskosten das grösste und zentrale Teilprojekt. Mit ihr wurde ein überregionaler Leuchtturm für das «Blauburgunderland», die Schaffhauser Weinbranche geschaffen
Zu knapp budgetiert
Rückblickend war wohl das Jahr 2012 entscheidend. Damals stand das Gesamtprojekt knapp vor dem Scheitern. In der Detailplanung zeigte sich, dass die Kosten für die Kernprojekte Bergtrotte Osterfingen und WeinWeltWilchingen zu knapp budgetiert waren. Die WeinWeltWilchingen musste aufgegeben werden. Der Geschäftsführer des Vereins kündigte seine Stelle nach nur drei Monaten. In der Folge übernahm der Vorstand die Funktion der Projektleitung.
Erst im April 2014 gelang es – wenige Tage vor Ablauf der Baubewilligung – die Finanzierung der Bergtrotte mit Müh und Not sicherzustellen. Die Vereine PREWO und Wilchingen Osterfingen Tourismus machten gemeinsame Sache und nannten sich fortan Genussregion Wilchingen Osterfingen Trasadingen. Diese konnte in der Folge im Rahmen einer Leistungsvereinbarung mit dem Regionalen Naturpark Schaffhausen wieder eine Geschäftsführerin anstellen.
«Zäme am Chare schriissä»
Dank dem unermüdlichen und meist unbezahlten Engagement und der Hartnäckigkeit einzelner Personen leuchtet die Bergtrotte noch heute. Pro Jahr verkauft die Bergtrotte für 250’000 Franken Schaffhauser Wein und trägt damit massgeblich zur Zielerreichung des PRE bei. Auch die Wertschöpfung in der Landwirtschaft lässt sich beziffern. 2018 wurden damit in den drei Weinbaudörfern über zwei Millionen Franken Umsatz generiert. 16 Landfrauen haben dank der Apérogruppe einen zusätzlichen Arbeitsverdienst.
«Es ist denn auch zentral», so Maja Tappolet, Biobäuerin, Direktvermarkterin, Präsidentin der Landfrauen Apérogruppe und Vorstandsmitglied des Vereins Genussregion, «dass bei PRE die Gemeinschaftlichkeit von Anfang an im Fokus steht. In einem PRE bekommen die einzelbetrieblichen Initiativen nur dann Beiträge von Bund und Kanton, wenn sie sich mit dem gesamten PRE identifizieren und gemeinsam «am Chare schriissä».»
Gemeinschaftliches Engagement als Herausforderung
Auch nach vielen Jahren der Zusammenarbeit ist dies heute noch eine tägliche Herausforderung. Viele der Teilprojektträgerinnen und -projektträger seien sich selber am nächsten. Sobald die einzelbetriebliche Investition auf dem eigenen Betrieb getätigt ist, hält sich das Interesse am gemeinschaftlichen Engagement in Grenzen.
Für eine langfristige und institutionalisierte Vernetzung wurde 2019 gemeinsam mit Schaffhauserland Tourismus, dem Regionalen Naturpark Schaffhausen, den Gemeinden und weiteren regionalen Tourismusvereinen die Fachstelle Landschaft und Wein ins Leben gerufen. Sie vereint die Dienstleistungen von 107 Mitgliedern unter einem Dach und ist für die Vermarktung des Angebots verantwortlich.
Beiträge von Bund und Kanton
Ohne die Beiträge von Bund und Kanton wäre die Bergtrotte Osterfingen und manch einzelbetriebliche Massnahme nicht realisiert worden. Es braucht Innovationsgeist, langjähriges Engagement, Ausdauer und Herzblut von Menschen, die vor Ort verwurzelt sind. Nur als gemeinschaftliches Ganzes kann die Genussregion weiterhin nach Aussen strahlen.
Das PRE hat die Weinbauregion im unteren Klettgau touristisch bekannter und attraktiver gemacht. Heute sind mehr Gäste in der Region unterwegs. Trotz allen Freiwilligenstunden, trotz allen schlaflosen Nächten sind sich die Beteiligten einig: es hat sich gelohnt! In diesem Sinne gratuliere ich der Genussregion zum zehnjährigen Bestehen und bin gespannt, was die nächsten zehn Jahre bringen werden.
-> Hier finden Sie Informationen des Bundes zu den Projekten zur regionalen Entwicklung.
* Dieser Artikel wurde von Lisa Landert verfasst. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bundesamt für Landwirtschaft im Fachbereich Agrarökonomie, Soziales und Regionalentwicklung und ehemalige Geschäftsführerin PREWO.
