«Das Alpsystem ist hier besser als andernorts»

Es ist das Alpgefühl, das die Deutsche Katharina Krepold mittlerweile für ihren 14. Alpsommer in die Schweizer Alpen zieht. Die Leute seien überaus herzlich und für sie fühlt es sich so an, als würde sie nach Hause kommen. Auch ihre beiden Kinder nimmt sie mit. Ihre Liebe zu den Schweizer Alpen lässt erahnen, wie sie ihre jüngste Tochter getauft hat.

ome/pd |

Katharina Krepold ist Botschafterin einer deutschen Wanderschuh-Marke, deren Vertreter sie letztes Jahr auf der Alp begleitet haben. Mittlerweile ist die gelernte Industriemechanikerin zu einer leidenschaftlichen Älplerin geworden, heisst es in der Medienmitteilung von Hanwag. Seit 14 Jahren zieht es sie jeden Sommer in die Büdner Alpen. Zurzeit weilt sie auf der Bruchalp oberhalb von Tschappina GR.

«Da steckt ein ganzer Alpsommer drin»

Auf rund 2'100 Metern über Meer ist Katharina Krepold natürlich nicht allein. Sie wird begleitet von ihren beiden Kindern, zwei Hilfssenninnen, 60 Kühen, 17 Schweinen und 5 Hühnern. Sie geht den Weg, den sie für richtig hält, sagt die Wahl-Älplerin voller Stolz. In ihrer Arbeit auf der Alp findet sie eine erfüllende Tätigkeit, die sie glücklich macht. Ihren beiden Töchter will sie mit dem Aufenthalt auch Verantwortung, Lebensfreude und Naturverbundenheit vermitteln.

«Dem Himmel so nah und doch mit den Füssen fest verwurzelt», beschreibt Krepold ihre Erfahrungen in einem Video, das ihre Erfahrungen in den Schweizer Alpen festhält. Sie habe bei ihren Aufenthalten in den Alpen die Erkenntnis gewonnen, dass wir Menschen der Natur ausgeliefert sind und mit unseren «kleinen» Problemen nur einen kleinen Teil davon ausmachen.

Mitten in der Nacht sieht man die Älplerin in dem Video, wie sie mit einer Taschenlampe ausgerüstet, ihre Schützlinge vorantreibt. Man sieht sie dann die Kühe pflegen, die Käsekessel putzen, Butter einpacken und die Milch für den Käse aufarbeiten, indem sich dann «ein ganzer Alpsommer» befinden wird.

Von Tiefen und Höhen

Aber es sei nicht immer leicht auf der Alp, gibt Krepold gleich zu verstehen, um diese Idylle etwas zu relativieren, die sie eingangs so leidenschaftlich beschrieben hat. Sie erkennt, dass sie es im Tal vom Arbeitspensum sehr viel einfacher hätte. Doch die Arbeit in den Alpen erfülle sie mehr. Und mit dieser Haltung würde sich dann auch auf ihre Umwelt und ihre Kinder bereichern können.

Der Alpabzug sei für sie und ihre Kinder immer wieder ein besonderes Ereignis. Nachdem das letzte Mal gemolken und gekäst wurde, geht es mit den Kühe, die  mit Blumen geschmückt  und Trycheln bestückt sind, in rund zwei Stunden wieder zurück ins Tal. Auch ihre Töchter sind bei dieser Gelegenheit jedes Mal mit einem Blumenkranz geschmückt. «Mir kommen da jedes Mal die Tränen», erinnert sich Krepold.

Was die 34-jährige Allgäuerin im Sommer immer wieder in die Alpen zieht? Es ist die Sinnhaftigkeit der Arbeit, die Verantwortung für die Tiere, die körperliche Anstrengung, die Ruhe, das einfache Leben und das Gefühl von grenzenloser Freiheit inmitten der Natur, heisst es in der Mitteilung. Und so hütet und melkt Krepold von Mitte Juni bis September Kühe, produziert Käse und Butter. Sie steht dafür jeden Morgen um halb drei Uhr auf. Als Früchte ihrer Arbeit kann sie am Ende des Alpsommers dann vier bis fünf Tonnen Alpkäse vorweisen.

«Ich mag die Schweiz und die Menschen hier sehr»

Eigentlich gäbe es für eine Deutsche unzählige Alpen, auch im benachbarten Ausland, für die sie sich entscheiden könnte. Wieso es sie immer wieder in die Schweiz, besonders ins Bündnerland zieht, sei das Land und die Menschen, verrät sie. «Auch das Alpsystem ist hier besser als andernorts. Der Hauptgrund ist aber wirklich die Schweizer Mentalität, die mir sehr gefällt», gesteht die 34-Jährige.

«Ich feiere auf meinen Alpen den 1. August immer mit, mache ein Feuer und freue mich, hier sein zu dürfen. Mir gefällt es sehr, dass die Schweiz ihren Nationalfeiertag feiert. Ein sehr schöner, gesunder Nationalstolz

Katharina Krepold, Wahl-Älplerin

«Ich mag die Schweiz und die Menschen hier einfach sehr. Die Leute sind überaus freundlich und herzlich, sie haben eine sehr angenehme Art. Für mich fühlt es sich hier jedes Mal wie Ankommen und mittlerweile wie nach Hause kommen an», wird sie in der Medienmitteilung zitiert. Auch an den Bündnerdialekt hätte sie sich mittlerweile gewohnt, obschon sie selbst noch ihre Muttersprache vorzieht.

Der Name der Tochter

Das Feiern des 1. August ist mittlerweile Teil ihrer Tradition geworden. «Ich feiere auf meinen Alpen immer mit, mache ein Feuer und freue mich, hier sein zu dürfen. Deutsche ehren ihren Nationalfeiertag kaum, schämen sich gar oft eher dafür. Deshalb gefällt es mir sehr, dass in der Schweiz gefeiert wird. Ein sehr schöner, gesunder Nationalstolz, finde ich», sagt die Deutsche.

Möchten auch Sie einmal auf einer Alp aushelfen? Die Interessengemeinschaft Alp (IG-Alp) sucht regelmässig (Aushilfs-)Personal für einen Alpeinsatz. Die IG-Alp betreibt dazu das Alpofon, das auch vom «Schweizer Bauer» finanziell unterstützt wird. Die Alp-Hotline (078 813 60 85) ist vom 1. Juni bis 30. September erreichbar. Für einen – auch temporären – Einsatz auf der Alp sucht das Alpofon teamfähige, alpwirtschaftserprobte Leute, die folgende Bedingungen erfüllen:

- Sie bringen Alp- bzw. landwirtschaftliche Erfahrung mit

- Sie können anpacken und sich in ein bestehendes Alpteam einordnen

- Sie sind zwischen 18- und 70-jährig sowie körperlich und geistig fit

Bevor Sie sich für einen Einsatz auf einer Alp entscheiden, wägen Sie vorab alle Eventualitäten ab. Informieren können Sie sich dazu auch über die Homepage der IG-Alp.

Ihre Kinder mit auf die Alp bringen zu können sei für Katharina Krepold Herausforderung und Privileg zugleich. Und sie möchte ihren Töchtern durch ihre Arbeit auf der Alp Einiges mit auf den Weg geben, nämlich: Freiheit, Wurzeln, Verantwortung, Lebensfreude, Vertrauen, Fantasie und Naturverbundenheit. Womöglich wird man also auch die Töchter von Katharina Krepold einmal in den Schweizer Alpen antreffen. 

Übrigens, Katharina Krepolds jüngste 3-jährige Tochter heisst Heidi.

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