
Auf dem Sananggahof gibt es viel zu erleben.
Vrena Crameri-Daeppen
Immer weniger Menschen haben direkten Kontakt zur Landwirtschaft, was zu wenig Verständnis für Arbeit und Anliegen der Bauern führt. Vor vierzig Jahren wurde deshalb das Projekt «Schule auf dem Bauernhof» (SchuB) gestartet. Im Bündnerland wurde SchuB zwanzig Jahre später eingeführt. 2024 nahmen 15 Betriebe daran teil, und etwa 800 Schulkinder profitierten davon. 2025 sind es bereits 18 Betriebe.
Die Erstklässler der Primarschule in Grüsch waren die erste Klasse, die den Sananggahof von Hanspeter und Elisabeth Beck besuchen durften. Tochter Sina Beck, Meisterlandwirtin, empfing die acht Schüler und die beiden Lehrerinnen.
Unterschiede kennenlernen
Die Kinder scharten sich um die Bäuerin, lauschten ihren Ausführungen, versuchten Fragen zu beantworten, stellten selbst Fragen, brachten Ideen ein. Nicht jedes Kind weiss, dass Ziegen und Kühe Milch für ihre Gitzi und Kälber geben, der Mensch sie jedoch auch für sich beansprucht; was der Unterschied zwischen Heu und Stroh ist; was man mit dem von Tieren produzierten Mist macht; warum man im Sommer Gras mäht und Heu oder Silage herstellt.
Futter für die Kühe in Händen halten, daran riechen; Viehsalz streuen – all das gab es zu erleben. Und nachdem Hanspeter Beck den elektrischen Mischwagen mit Futter beladen hatte, durften die Schüler beim Verteilen mitfahren.
Erinnerungen schaffen
Besonders grosse Freude zeigten die Kinder, als sie mit den Ziegen aus dem Stall auf die Weide rennen durften. Auch die Begegnung mit den neugierigen Kälbern in der Box war etwas ganz Besonderes: Sich beschnuppern lassen, an den Kleidern gezupft werden, zurückweichen und wieder vorwagen, Hände ablecken und Finger ins Maul ziehen lassen, vorsichtig streicheln, dann schmusen und am Ende bei den Kälbern im Stroh liegen. Später konnten die Kinder mit Sina Beck aus frischer Milch Ziger herstellen. Die wenigsten wussten vorher, was das ist.
Die junge Bäuerin versprach, den fertigen Ziger in die Schule zu bringen – die Kinder freuten sich sehr. Nach vielen Eindrücken erfreuten sich die Sprösslinge schliesslich am Apéro mit Ziger, Alpkäse, Trockenfleisch und selbst gebackenen Brötchen. Fadri Stricker, Vorstandsmitglied des Bündner Bauernverbands, betonte vor Ort, dass die Landwirtschaft der Bevölkerung wieder nähergebracht werden müsse.
Dies gelinge am besten über die Kinder, da sie offen und begeisterungsfähig seien und das Erlebte nach Hause tragen würden. Durch SchuB hätten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Betriebe zu besuchen. Dort dürften sie unter Anleitung mitarbeiten, hätten Begegnungen mit Tieren, würden die Kreisläufe der Landwirtschaft kennen lernen und erleben, wie viel Arbeit die Herstellung von Nahrungsmitteln gebe.

