
Vera und Marco Imfeld haben die Leitung des Betriebs vor drei Jahren übernommen.
Marianne Voss
Der Weg zum Waldhof am Ortsrand von Sursee ist nicht ganz einfach zu finden. Eigentlich dürfen Autos dort gar nicht hinfahren. Der Betrieb liegt abgelegen nahe am Waldrand und idyllisch umgeben von Weiden und Feldern. Der Waldhof mit 22 Hektaren Land und einem Stall mit 25 Milchkühen gehört der Korporation Sursee und wird in zweiter Generation von der Familie Imfeld geführt.
Vision Selbsterntegarten
Vera und Marco Imfeld haben die Leitung vor drei Jahren übernommen und betreiben biologische Landwirtschaft. Er hat die Ausbildung als Agrotechniker HF absolviert und einen Lehrgang in «Solidarischer Landwirtschaft» besucht. Sie ist ausgebildete Bäuerin mit Fachausweis. «Schon als wir den Betrieb übernahmen, hatten wir die Vision, einen Selbsterntegarten anzulegen», erklärt Vera Imfeld.
Vom Verein «Selbsterntegarten» erhielten sie Unterstützung beim Aufbau. «Der Verein begleitet viele Selbstgärtnerinnen und -gärtner in der ganzen Schweiz, vermittelt Wissen, betreibt einen Rezepte-Chat und gibt hilfreiche Richtlinien wie zum Beispiel auch zu den Preisen.»
Kundschaft darf ernten, der Rest wird gemacht
Die beiden erklären, wie ein Selbsterntegarten funktioniert: «Wir legen den Garten an, pflanzen, pflegen, düngen und jäten. Die Kundschaft darf dann das Schönste tun, ernten.» Es gibt drei Stufen von Abonnements, die neben dem Ernten von Gemüse und Kräutern bei ihnen auch bestimmte Mengen von Obst, Milch und Mehl beinhalten. Das günstigste Abo für einen Ein- bis Zwei-Personen-Haushalt kostet 1’147 Franken pro Jahr. Rund 20 Familien oder Einzelpersonen haben bei der Familie Imfeld ein Abonnement gelöst. Sie kommen mit dem Velo oder zu Fuss zum Waldhof, um sich mit frischem Gemüse einzudecken.
Geerntet werden darf nur dort, wo sich am Beschriftungspfosten ein Fähnchen befindet. Im Frühling und im Herbst findet im Garten ein Helferevent mit allen statt. Übers Jahr wachsen mehr als 100 Sorten Gemüse in den klar strukturierten Reihen und Abschnitten auf den gut acht Aren Land vor dem Bauernhaus. Der Selbsterntegarten beruhe auf dem Konzept «Solidarische Landwirtschaft», führt Marco Imfeld aus.
«Das Risiko bei einem Ernteausfall tragen alle gemeinsam.» Imfelds Kundschaft stammt aus der näheren Umgebung. «Es sind Leute, die an der Landwirtschaft und an der Natur interessiert sind und auch unseren grossen Einsatz sehen und schätzen.» In der Hochsaison ist es ein Arbeitstag pro Woche, den Vera und Marco im Garten verbringen.
Manche Dinge sind nicht einfach
Nach drei Jahren Erfahrung wissen die beiden schon recht gut, worauf sie achten müssen und wo die Knackpunkte liegen. Diese befinden sich weniger beim Anbau als beim Umgang mit der Kundschaft. «Wir kennen unsere Kundinnen und Kunden und erleben mit fast allen schöne Begegnungen und eine ganz tolle Zusammenarbeit.» Das sei wichtig, denn die Erntemenge werde nicht gewogen oder kontrolliert. «Das basiert auf Vertrauen und funktioniert meistens sehr gut.»

Vera und Marco Imfeld im Selbsterntegarten, wo Gemüse und Kräuter spriessen und gedeihen.
Marianne Voss
Für Vera Imfeld ist es nicht einfach, wenn sie Kundinnen oder Kunden zurechtweisen und an die Regeln erinnern muss. «Manchmal muss ich das tun, und das ist nicht angenehm.» Herausfordernd sei auch das Einführen und Anleiten von neuen Abonnenten. «Ein Selbsterntegarten ist mehr als Gemüse pflanzen. Dieser Betriebszweig umfasst auch den Umgang mit Menschen.» Doch genau das mache viel Freude. «Es ist schön, im üppigen Garten die zufriedenen, glücklichen Menschen beim Ernten zu sehen.»