Touristenansturm wird Problem für Älpler

Der Seewlisee im Kanton Uri lockt immer mehr Touristinnen und Touristen an. Nicht zuletzt wegen seiner Beliebtheit in sozialen Medien. Für die Älpler vor Ort wird der Andrang zunehmend zum Problem. Der Ansturm birgt auch für die Kühe Gefahren.

clu |

Der Seewlisee im Kanton Uri ist zum beliebten Social-Media-Sujet geworden: Glasklares Wasser, umrahmt von steilen Felswänden, darüber der blaue Himmel. Doch wer mit Jörg und Conny spricht, den Betreibern der Seewlialp unterhalb des Sees, erkennt schnell, dass der Schein trügt. Denn direkt auf den Weiden, wo ihre Kühe grasen, schlagen mittlerweile immer mehr Wandernde ihre Zelte auf.

Zelte im Weidegebiet

«Letztes Wochenende waren es 20, vorletztes sogar 53», sagt Conny zum Onlineportal Blue News. Die Rede ist von Wildzeltern direkt am Seeufer. Rechnet man pro Zelt zwei Personen, ergibt das – das entspricht bis zu 170 Personen pro Nacht. Was viele der Besuchenden nicht bedenken: Die Kühe sind durch einen Zaun so geleitet, dass sie Zugang zum Wasser haben, und ihr Weg führt durch die Wiese mit den Zeltenden.

«Die Kühe sind neugierig und fangen an, Abfall, Kleider und Zelte zu zertrampeln oder sogar zu fressen», erklärt Jörg gegenüber Blue News. Statt Einsicht gebe es sogar manchmal Beschwerden. «Die Touristinnen und Touristen kommen zu uns und ärgern sich über die Kühe», betont Jörg im Artikel.

Dabei steht unter den Kontaktangaben (s. Kasten) auf der Website der Seewlialp steht denn auch gleich ein wichtiger Hinweis für Wildcamper: «Da das Alpvieh jetzt beim See ist, sollte man nicht ohne weiteres sein Zelt aufbauen, weil es gefährlich werden kann, da es Mutterkühe hat die ihre Kälber beschützen. Ist der gewählte Platz auf der Alpweide, ist mit dem Älpler Kontakt aufzunehmen.» 

Toilettengang im Gelände verrichtet

Hinzu kommen weitere Probleme: Müll wird zurückgelassen, laut Musik gehört, teils sogar der natürliche Toilettengang im Gelände verrichtet. «Das ist nicht nur unangenehm für andere Wandernde, sondern gefährdet auch die Tier- und Pflanzenwelt», sagt Kurt Schuler, Präsident der Korporation Uri, im Gespräch mit Blue News.

Zwar funktioniere die Abfallentsorgung in diesem Jahr besser als noch im letzten Sommer, so Conny, doch der Grundsatz bleibt: «Es geht uns nicht darum, dass niemand mehr kommt. Wir freuen uns über Besuch. Aber es braucht Respekt gegenüber der Natur.» Die Betreiber sind mittlerweile in ihrer zweiten Saison auf der Alp – und erleben den Ansturm als Segen und Fluch zugleich.

Turnschuhe und Soundbox

Neben dem Verhalten auf der Alp kritisieren die Älpler auch die mangelnde Vorbereitung vieler Gäste. Der Weg zum Seewlisee sei steil, ungesichert und mit Wurzeln und Felsen übersät. «Wir haben schon Wanderer gesehen, die mit Turnschuhen, Sommeroutfit, Gepäck, Soundboxen und ohne Ausrüstung gekommen sind. In den Bergen ändert sich das Wetter schnell», warnt Conny gegenüber Blue News.

Jörg erinnert sich an eine konkrete Szene: «Letztes Mal hat es plötzlich angefangen zu regnen. Da standen plötzlich 20 Leute bei uns unter dem Dach, weil sie keine Regenjacke oder kein Zelt hatten.» Die Alp sei aber weder Schutzhütte noch Campingplatz – und für solche Situationen gar nicht ausgelegt.

Regulierung in Sicht?

Aktuell ist freies Zelten in Uri grundsätzlich erlaubt. Doch ob das so bleibt, ist offen. «In den letzten Jahren hat der Touristenfluss stark zugenommen», bestätigt Kurt Schuler gegenüber Blue News. Er sieht die sozialen Medien als Hauptmotor der Entwicklung. Gleichzeitig appelliert er an die Vernunft der Besuchenden: «Wir freuen uns sehr über Gäste, hoffen aber trotzdem auf den respektvollen Umgang mit der Natur.»

Sollte der Andrang weiter zunehmen, könnten laut Schuler auch regulierende Massnahmen folgen, etwa eine Einschränkung des freien Campierens. «Das wollen wir zwar nicht, aber wir müssen unsere Umgebung schützen.» Die Bergbahn sei zudem nicht für Massen ausgelegt, und auch der Wanderweg biete nur wenig Ausweichmöglichkeiten.

Hinweis für Wildcamper

Aus diesem Grund weist Schuler darauf hin: «Die Absprache mit den Leuten, also den Älplern vor Ort, ist wichtig. Die Touristen sollen nachfragen, wo sie die Zelte hinstellen dürfen.» So liessen sich viele Konflikte vermeiden.

Kommentare (4)

Sortieren nach: Likes | Datum
  • Freidenker | 26.07.2025

    Es lebe der hochgejubelte Turbo-Tourismus für unsere wohlstandsverwöhnte Spassgesellschaft !



    jetz heimer der Dräck !

  • Christine Meyer | 22.07.2025
    Der Respekt scheint immer mehr verloren zu gehn.
    Sei es vor der Natur, den Tieren oder vor dem Betreten fremden Landes.
    Die Alp gehört den Rindern und ihren Menschen, nicht den asozialen Wildcampern.
    Fast schon schade, dass man Wölfe nicht auf Chaoten spezialisieren kann.
  • Seppli | 22.07.2025

    Vor und hinter dem See je eine Naturtoilette wie im Chimiboden im Isenthal mit einer Kasse und dem Hinweis versehen, dass man doch pro Zelter einen minimen Betrag von z.B. 10.- zahlen soll, würde viele Probleme lösen. Wär vielleicht was, was die Korporation anstossen könnte.

    • Goldfisch | 23.07.2025
      Gleiche Probleme auf dem Frohalpstock Stoos
      Und da wird scheisse ge...
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