
Treffen Harn und Kot zusammen auf die Bodenflächen im Laufstall, wird ein Prozess angestossen, der in einer Freisetzung von Ammoniak endet.
Doreen Saggau, Uni Kiel
Als wichtiger Landwirtschaftskanton weist der Kanton Luzern die schweizweit höchste Zahl an Nutztieren pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche auf. «Diese Nutztierdichte führt aber auch zu den schweizweit höchsten Emissionen von Ammoniak», heisst es in einer Mitteilung des Kantons. Mit dem im Jahr 2020 präsentierten Massnahmenplan II Luftreinhaltung, Teilplan Ammoniak, will die Luzerner Regierung die Emissionen bis 2030 (gegenüber 2014) mit verschiedenen Massnahmen um 20 Prozent reduzieren.
Nun liegt der Zwischenbericht vor. Die Verantwortlichen ziehen ein positives Fazit: «Die Massnahmen sind praxistauglich und wirkungsvoll». Der Bericht verweist aber auch auf noch anstehende Herausforderungen: «Potenzial liegt im Betreiber-Management wie etwa der Betriebsstrategie bezüglich der Weidehaltung, im optimalen Umgang mit Hofdüngern und in einer Verbesserung der Nährstoffeffizienz».
Anstrengungen der Bauern zahlen sich aus
«In den vergangenen fünf Jahren wurden 522 Tonnen Ammoniak pro Jahr weniger ausgestossen», schreibt der Kanton. Insbesondere im Bereich der Gülleausbringung sei deutlich weniger Ammoniak entstanden. Zudem habe die veränderte Fütterung der Schweine einen grossen Beitrag zur Reduktion geleistet. Die erreichten Reduktionen spiegeln insbesondere grosse Anstrengungen seitens der Landwirtschaft wider.
Die Luzerner Landwirtschaft hat für die Umsetzung des Massnahmenplans bisher rund 50 Millionen Franken investiert. Die öffentliche Hand (Bund und Kanton) unterstützt diese Bemühungen mit rund 18 Millionen Franken.
Was ist Ammoniak?
Ammoniak (NH3) ist ein stickstoffhaltiges Gas, das unter anderem in der Tierhaltung entsteht und entweicht. Im Urin der Tiere ist Stickstoff in Form von Harnstoff enthalten. Wenn Kot und Harn aufeinandertreffen, wird durch das Enzym Urease der Harnstoff zu NH3 umgewandelt. NH3 entweicht danach von verschmutzten Flächen im Stall oder Laufhof, aus Güllelagern und Misthaufen oder bei der Ausbringung von Gülle, Mist und stickstoffhaltigen Handelsdüngern.
Ammoniak lagert sich schnell an Pflanzen an oder wird ausgewaschen. Wenn es sich zum Beispiel mit Abgasen verbindet, bildet es langlebigen Feinstaub, der empfindliche Ökosysteme wie Moore und Wälder als «Dünger» schädigt und ihre Vielfalt zerstört. Quelle: Kanton Luzern
Weniger Tiere = Weniger Emissionen
Parallel zur Umsetzung der Massnahmen habe sich die Tierhaltung verändert und es gibt weniger Tiere im Kanton Luzern. So konnten zusätzlich 250 Tonnen Ammoniak pro Jahr eingespart werden. «Das bedeutet, dass die Ammoniakemissionen von 2020 bis 2025 um insgesamt 772 Tonnen pro Jahr gesenkt werden konnten», heisst es. Das entspricht einer Reduktion um 16,4 Prozent.
Die grössten Reduktionen der Ammoniakemissionen wurden mit folgenden Massnahmen erreicht:
- Massnahme M5a «Gülleausbringung»: 213 Tonnen
- Massnahme M4 «Schweinefütterung»: 108 Tonnen
- Massnahme M5b «Verdünnung»: 88 Tonnen
- Massnahme M6 « Gesteigerter Weideanteil»: 45 Tonnen
Massnahme «Abdeckung von Güllelager» wurde überschätzt
Der Zwischenbericht zeigt weiter, dass der Effekt der Massnahme «M1 Abdeckung offener Güllelager» bei der Ausarbeitung des Teilplans Ammoniak überschätzt wurde. «Dies bedeutet, dass anstelle der geschätzten Reduktion von 450 Tonnen Ammoniakemissionen pro Jahr nur eine Reduktion von 146 Tonnen möglich ist», schreibt der Kanton.
Ein Fazit des Zwischenberichts lautet: «Stand heute ist nicht davon auszugehen, dass die Bemühungen reichen werden, um die schweizweit höchsten Emissionen von Ammoniak im Kanton Luzern auf die Werte zu senken, welche der Bund in den Umweltzielen Landwirtschaft vorgibt. Es wird voraussichtlich weitere Massnahmen ab 2030 brauchen». Zukünftige Kosten würden dann insbesondere für die Abdeckung der offenen Güllelager und für emissionsmindernde Stallbauten anfallen, wie der Kanton abschliessend mitteilt.
Lesen Sie hier mehr zum Thema:
-> Bereits 300 Betriebe entschädigt
-> Erste Kuhtoilette in Hellbühl LU in Betrieb
-> Wie aus Mist und Gülle nicht Ammoniak wird
-> Hier finden Sie «Fragen und Antworten» zum Thema «Ammoniak» vom Kanton Luzern.