Wie sich ein Silo in ein Hotel verwandelt

Zwei Schwestern haben ihrem nicht mehr genutzten Grassilo eine neue Aufgabe zugewiesen. Ab Ende August können Gäste darin übernachten. Ziemlich romantisch.

Susanne Graf |

Isoliert ist es nicht. Sonst könnte man das neue agrotouristische Angebot durchaus als Silohotel bezeichnen. So aber behagt die Bezeichnung den beiden Initiantinnen nicht ganz. «Wir haben einfach noch keinen besseren Namen gefunden», sagt Luzia Kaufmann Hoffmann. Zusammen mit ihrer Schwester Regula Erni-Kaufmann leitet sie den Landwirtschaftsbetrieb Tannenhof am Dorfrand von Escholzmatt. Auf dem Biomilchwirtschaftsbetrieb arbeiten auch ihre Männer und die Eltern mit. Von der jungen Generation arbeiten alle Teilzeit auswärts.

Das unnütze Ding

Luzia Kaufmann ist Tierärztin, Regula Erni medizinische Praxisassistentin. Sie hatten den Hof noch nicht übernommen, als sie eine Infoveranstaltung im Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung (BBZN) Schüpfheim besuchten. Dort wurden Bauernbetriebe gesucht für das Projekt der Unesco-Biosphäre Entlebuch «Go up Agro-Alp-Tourismus». Das brachte die Schwestern auf die Idee, das seit Jahren nutzlos neben der Bühneneinfahrt stehende Grassilo für Übernachtungen umzubauen.

Bei ihren Familien seien sie mit dem Vorschlag sofort auf offene Ohren gestossen. Doch bis zur Realisierung brauchten sie einen langen Atem. Und ohne die grosse Unterstützung durch Meryl Meyer vom BBZN Schüpfheim und Sandro Bucher, Leiter des erwähnten Biosphäre-Projekts, hätten sie es nicht geschafft, betonen Regula Erni und Luzia Kaufmann. Viel Pionierarbeit mussten sie leisten. Noch nie sei ein solches Silo zu touristischen Zwecken komplett ausgebaut worden.

Steil, rund, romantisch

Als es hiess, sie müssten mit Baukosten von rund 50’000 Franken rechnen, erschien ihnen das ohnehin utopisch. Aber sie bewarben sich um den Agrotourismus-Award 2024 der Unesco-Biosphäre Entlebuch und der Clientis Entlebucher Bank – und gewannen die ausgesetzten 4’000 Franken (-> Gras-Silo gewinnt Agrotourismus-Preis). «Da wussten wir, dass wir loslegen können», sagt Luzia Kaufmann. Ein erfolgreiches Crowdfunding bestätigte sie in ihrem Entschluss. Am Ende hätten sie neben viel Eigenleistung über 20’000 Franken selbst aufbringen müssen.

Was die Familien dafür realisierten, kann sich sehen lassen. Ein hübscher Türschmuck und vier kleine Fenster verraten von aussen, dass im Silo kein Futter mehr gärt. Betritt man das zylindrische Bauwerk, steht man vor einem Schuhgestell, hinter dessen Wand sich ein kleines Badezimmer mit WC und Dusche befindet. Eine steile Treppe aus massivem Holz führt eine Etage höher. Hier steht ein geschmückter Tisch mit Platz für vier Personen, dahinter ein Möbel mit Platz für eine Kaffeemaschine und etwas Geschirr.

Silo wird gut durchlüftet

Eine Tür führt hinaus auf den Sitzplatz neben der Bühneneinfahrt. «Wenn wir hier vorbeifahren müssen, um Heu abzuladen, kann er aus Sicherheitsgründen nicht genutzt werden», sagt Luzia Kaufmann. Dann stehe eine Alternative zur Verfügung. Die Schwestern gehen ohnehin davon aus, dass Mehrtagesgäste tagsüber die Biosphäre erkunden und sich an heissen Sommertagen nicht im warmen Gebäude aufhalten werden. «Doch im Entlebuch weht ein leichter Wind, und das Silo wird gut durchlüftet», versichert Regula Erni. «Und sobald die Sonne untergeht, wird es sehr angenehm.» Und romantisch.

Auf der dritten Etage steht ein ausziehbares Bettsofa. Das Schlafzimmer befindet sich zuoberst. Vom Bett aus blickt man durch ein gläsernes Dach in den Himmel. Scheint die Sonne, öffnet es sich, kommt Regen oder Wind, geht es automatisch zu. Ende August werden hier die ersten Gäste übernachten – für 200 Franken. Zudem haben sie die Wahl zwischen einem kleinen und einem grossen Frühstück, das in einem Holzschrank bereitstehen wird. Noch waren die Pionierinnen zurückhaltend mit Werbung. «Wir wollen langsam starten», sagt Regula Erni. Ab Ende Oktober steht das Silohotel temperaturbedingt leer. Im Mai 2026 soll es dann richtig losgehen.

Das Wetter heute in

Lesershop

Hier gehts zum Lesershop

Umfrage

Setzt Ihr auf Natursprung?

39.8 % Ja, ausschliesslich
16.5 % Nein, nie
23.3 % Ja, je nach Kuh
12.6 % Ja, als letzte Chance (wenn KB mehrfach erfolglos)
7.8 % Manchmal

Teilnehmer insgesamt 103

Zur aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?