GLOBAL 2000 und das Abfallwirtschaftsinstitut der BOKU Wien führten erstmals eine Erhebung über Lebensmittelverluste in Teilen der österreichischen Landwirtschaft durch. Der Hauptgrund, warum Obst und Gemüse der teilnehmenden Produzenten und Großhändler nicht beim Verbraucher landen, sind übertrieben hohe Vermarktungsnormen des Lebensmitteleinzelhandels.
Für die Erhebung im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft seien österreichweit 462 ProduzentInnen und 78 LieferantInnen von 24 verschiedenen konventionellen Obst- und Gemüsesorten, die hauptsächlich an den Lebensmitteleinzelhandel liefern, schriftlich nach den Verlusten im Jahr 2013 befragt worden.
Erhoben wurde, warum Produkte nicht im Handel landen, ob die Lebensmittel anders vermarktet oder weitergegeben werden, und warum bereits Verluste bei der Ernte anfallen, heisst es auf fruchtportal.de.
Die Erhebung liefert erstmals in Österreich eine Orientierung über die Gründe von Lebensmittelverlusten in der österreichischen landwirtschaftlichen Produktion.
Aussagen über die Menge der Verluste in der gesamten österreichischen Landwirtschaft können auf Basis der Erhebung jedoch nicht getroffen werden, da die Berücksichtigung nur einer Ernte und die Anzahl der befragten Betriebe diesbezüglich repräsentative Aussagen nicht erlauben.
Übertriebene Vermarktungsnormen Hauptgrund für Lebensmittelverluste
Aus der Erhebung lässt sich ableiten, dass der Hauptgrund für Nicht-Ernten bzw. den ausbleibenden Verkauf der landwirtschaftlichen Erzeugnisse an den Handel ist, dass diese nicht den Vermarktungsnormen, primär dem gewünschten Aussehen, entsprechen.
„Das Nicht-Erfüllen von Vermarktungsnormen des Lebensmitteleinzelhandels ist bei allen Produkten für mehr als die Hälfte der Lebensmittelverluste verantwortlich“, so Gudrun Obersteiner vom Abfallwirtschaftsinstitut.
Lediglich in der untersuchten Apfelproduktion sind weniger dem Schönheitsdruck ausgesetzt, da ein Teil der Ware, die nicht in den Geschäften landet, direkt vermarktet wird oder an die Lebensmittelindustrie verkauft wird. Auch Erdbeeren werden häufig anders vermarktet.
Vermarktungsnormen sollen gesenkt werden
„Der Lebensmitteleinzelhandel ist dringend gefordert, Schritte zu setzen, um übertrieben hohe Vermarktungsnormen zu senken. KundInnen sind bereit, auch krummes oder vermeintlich unschönes Obst und Gemüse zu kaufen, wenn Sie über die Folgen des grassierenden Schönheitswahns Bescheid wissen. Und eine „zweibeinige“ Karotte schmeckt genauso gut wie ihre vermeintlich makellose Schwester.“, so Bernhard Wohner von GLOBAL 2000.
Als erfolgreiches Beispiel nennt Wohner z.B. die Eigenmarke „Wunderlinge“, die seit Herbst 2013 bei REWE erhältlich ist. Dabei wird Gemüse angeboten, das nicht den herkömmlichen Schönheitskriterien entspricht.