Welchen Einfluss Spekulationen auf die Preise von Grundnahrungsmitteln haben, ist umstritten. Gemäss einer Umfrage des Onlineportals Cash.tv sehen die Schweizer Banken derzeit kaum Handlungsbedarf, den Handel mit Agrarrohstoff-Anlageprodukten einzudämmen.
Kritiker betonen, dass die Börsenspekulationen auf steigende Nahrungsmittelpreise die Preise immer weiter nach oben schnellen lassen. Dies führe dazu, dass sich die Bevölkerung in ärmeren Ländern immer wie schwerer tut, die täglichen Grundnahrungsmittel zu finanzieren. Gut 1 Milliarde Menschen gelten als unterernährt. Die Anleger setzen nun in spezifischen Anlagefonds (Commodity-Fonds) auf sogenannten "Soft-Commodities" (dt: Agrarrohstoffe) wie Weizen, Zucker, Mais oder Soja. Solche Produkte stehen hoch in der Gunst der Kunden, Schweizer Banken wollen weiterhin in diesem Geschäft tätig sein.
Die ursprüngliche Idee solcher Wetten war, dass sich Händler und Produzenten auf Schwankungen bei den Grundnahrungsmitteln absichern konnten. Diese werden aber nun vermehrt zu Spekulationszwecken genutzt. Wie gross der Anteil der Spekulation an den Rohstoffpreisen ist, kann nicht exakt bestimmt werden. Studien deutscher und amerikanischer Wissenschaftlern nennen Werte von 15 bis 50 Prozent, schreibt cash.tv.
Der Sojapreis legte seit Anfang Jahr um 23 Prozent zu. Die Kurse für Mastrinder, Schweine und Mais sind zwar wieder rückläufig. Im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren haben sich Schweine- und Maispreise verdoppelt und der Marktpreis für Mastrinder 50 Prozent erhöht.
Eine Möglichkeit wäre, solche Produkte zu verbieten. Schweizer Banken wollen aber nicht auf diese Anlagefonds verzichten. Gegenüber cash.tv sagt der UBS-Sprecher Samuel Brandner, dass zurzeit keine Änderung der Anlagepolitik im Bereich Agrarrohstoffe geplant sei.
Die höheren Rohstoffpreise hätten unterschiedliche Gründe, betont die UBS. Hauptsächlich seien aber die steigende Nachfrage aus den Schwellenländer, die hohen Energiepreise (Biotreibstoffproduktion wird lukrativer) und die schlechten klimatischen Bedingungen Ursache.
Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) führt die höheren Preise auf die gestiegene Weltbevölkerung zurück. Keine der von cash.tv angefragten Banken will auf "Soft-Commodities"-Anlageprodukte verzichten. Man schliesst einen Einfluss auf die gestiegenen Preise durch solche Produkte nicht aus. Aber solange kein solcher Kausalzusammenhang bestehe, würden diese Anlageprodukte weiterhin angeboten.
Immerhin: Die Bank Vontobel überleget sich, nebst Produkten im klassischen Sinne auch alternative Modelle anzubieten.