Schweizer Champignons unter Druck

Die Nachfrage nach Speisepilzen ist in den letzten Jahren zwar leicht gestiegen. Davon konnten die Schweizer Pilzproduzenten jedoch nicht profitieren, die Inlandproduktion ist sogar rückläufig. Warum das?

Cyril Nietlispach |

Die Bewohner der Schweiz konsumieren jährlich rund 12 000 Tonnen Champignons und über 1000 Tonnen Edelpilze wie Kräuterseitlinge, Austernpilze und Shiitakes, Tendenz leicht steigend.

Gründe für die steigende Nachfrage sind laut Verband Schweizer Pilzproduzenten die asiatische Küche, die sich in der Schweiz etabliert hat und wo Pilze ihren festen Platz haben, sowie die zunehmend vegetarische und vegane Ernährungsweise, wo Pilze gern als Fleischersatz verwendet werden. Und natürlich das Bevölkerungswachstum.

Inländische Produktion stagniert

Mit der positiven Nachfrageentwicklung kann allerdings die inländische Produktion von Speisepilzen nicht Schritt halten. So schwankte beispielsweise die Schweizer Produktion von Champignons, dem mit Abstand beliebtesten Speisepilz der Schweiz, in den letzten 20 Jahren zwischen 6500 und 8000 Tonnen, Biochampignons inbegriffen. Leicht zulegen konnte lediglich der Anbau von Edelpilzen, allerdings auf tiefem Niveau.

Die zunehmende Nachfrage wurde weitgehend durch Importe gedeckt. Die Importe von Champignons haben sich in den letzten zehn Jahren von jährlich 2400 Tonnen im Jahr 2014 auf heute rund 5000 Tonnen verdoppelt. Am meisten Champignons kommen aus Polen, Europas grösstem Pilzproduzenten, gefolgt von Holland und Deutschland. Der Importanteil bei den Speisepilzen beträgt mittlerweile knapp 40 Prozent.

Keinen Grenzschutz

Der grösste Speisepilzproduzent der Schweiz ist die Wauwiler Champignons AG. An ihrem Produktionsstandort in Wauwil LU werden jährlich 2600 Tonnen weisse und 2400 Tonnen braune Champignons gezüchtet. Das sind mehr als 80 Prozent der hiesigen Produktion.

«Wir sind froh, wenn wir unsere Produktion auf dem heutigen Niveau halten können», sagt Roland Vonarburg, der Chef des Unternehmens. Durch den starken Franken seien die Importe immer günstiger geworden, sagt er und ergänzt: «Wir haben offene Grenzen und absolut keinen Grenzschutz.»

Der VSP habe zusammen mit dem Schweizer Bauernverband schon einige Anläufe unternommen, dies zu ändern, sagt Vonarburg, aber das sei illusorisch: «Das Thema Grenzschutz bringt man nicht einmal in der Schweiz auf die Traktandenliste, geschweige denn in Europa.»

Übernahmen und Konzentration

Die Branche steht vor grossen Herausforderungen: Die Wauwiler Champignons AG hat in den letzten Jahren einige Pilzproduzenten übernommen, die in finanziellen Schwierigkeiten steckten oder die Nachfolge nicht regeln konnten. So zum Beispiel die Gerber Champignons AG in Seftigen BE oder die Fine Funghi AG in Gossau SG, die Edelpilze in Bioqualität produziert.

Vor drei Jahren hat das luzernische Unternehmen auch den Produktionsstandort der Kuhn Champignon AG in Full-Reuenthal AG übernommen. Neben der Wauwiler Champignons AG gibt es nur noch einen grösseren Speisepilzproduzenten: Die Stadler Cultures de champignons SA in Aigle VD, die vor allem die Westschweiz mit Champignons bedient.

Fehlende Investitionsanreize bremsen Entwicklung

«Die Schweizer Produktion geht Jahr für Jahr etwas zurück. Wenn das fünf bis zehn Jahre so weitergeht, wird das zum Problem. Man muss ein Wachstum erzielen können, um die Kosten aufzufangen und zu investieren», sagt Vonarburg.

Einige Produktionsanlagen seien über 40 Jahre alt und müssten modernisiert werden. Während ausländische Konkurrenten in der EU finanzielle Unterstützung von bis zu 40 Prozent für die Modernisierung ihrer Anlagen erhalten, müssen Schweizer Betriebe immense Summen aus eigener Kraft investieren. Diese ungleichen Voraussetzungen erschweren es, konkurrenzfähig zu bleiben und notwendige Innovationen umzusetzen.

Forderung an Politik

Der Verband Schweizer Pilzproduzenten (VSP) betont darum die Notwendigkeit, Schweizer Pilze besser zu vermarkten und ihren Wert gegenüber importierter Ware hervorzuheben. Mit gezieltem Absatzmarketing soll der jährliche Pro-Kopf-Konsum von Speisepilzen, der in der Schweiz mit 1,5 Kilogramm ziemlich bescheiden ist, erhöht werden.

Zusätzlich sollen Gespräche mit politischen Akteuren und landwirtschaftlichen Verbänden intensiviert werden. Zur Sicherung der Schweizer Pilzproduktion fordert der VSP verstärkte Unterstützung von Politik und Handel. Trotz der schwierigen Lage bleibt das Ziel der Branche klar: Wachstum und Innovation.

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