Schweizer Franken dürfte auch 2026 stark bleiben

Die Stärke des Schweizer Franken ist ungebrochen. Trotz des US-Zollschocks, der die Schweizer Wirtschaft ins Mark zu treffen drohte, hat er weiter zugelegt. Und auch im kommenden Jahr dürfte er laut Experten seinen seit Jahrzehnten andauernden Aufwärtstrend fortsetzen.

awp |

Als wichtigste Pfeiler des Frankens werden von Fachleuten die politische Stabilität, hohe Leistungsbilanzüberschüsse, die tiefe Verschuldung, eine starke Wirtschaft mit hoher Innovationskraft sowie eine sehr tiefe Teuerung genannt. Deswegen gilt er auch seit Jahrzehnten als sicherer Hafen, der in Krisenzeiten gerne angesteuert wird.

Dank der zuletzt erreichten Einigung im Zollstreit mit den USA hat die Schweiz zudem eine massive Bedrohung der Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen Industrienationen ausräumen können. Diese Gefahr scheint nun gebannt.

Dollar-Trend zeigt seit Jahren nach unten

Im zu Ende gehenden Jahr hat der US-Dollar zum Franken rund 13 Prozent an Wert verloren und damit so viel wie seit Jahren nicht mehr. Aktuell kostet der Dollar noch 0,7882 Franken. Noch zu Jahresanfang waren es 0,9078 Franken. Zum Vergleich: Vor rund 25 Jahren kostete der Greenback mit rund 1,80 Franken noch mehr als das Doppelte.

Ein wichtiger Grund für die jüngste Schwäche des Dollar war der anfangs April 2025 von Präsident Donald Trump ausgerufene «Tag der Befreiung der USA», der den Dollar bis auf knapp 81 Rappen einbrechen liess. Nach einem weiteren Kursrückgang auf 0,7761 Franken stabilisierte sich die US-Devise wieder zwischen 79 und 80 Rappen.

«Hüte dich vor dem US-Dollar»

Laut den Prognosen der Währungsexperten scheint die Entwicklung für das kommende Jahr klar. Die Abwärtsrisiken überwiegen. Politische Unsicherheiten wegen der Zwischenwahlen im November und Zweifel an der Unabhängigkeit des Fed, die erratische Handelspolitik der USA und das Zwillingsdefizit belasten die Währung. Dazu kommt, dass mehrere Zentralbanken ihre Währungsreserven vermehrt in Gold und andere Währungen diversifizieren.

«Hüte dich vor dem US-Dollar», fasst Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank, seine Meinung zusammen. Sollte es Trump gelingen, die Kontrolle über die Zinspolitik des Fed zu übernehmen und die Ernennung des Nachfolgers des Fedchef Jerome Powell neue Zweifel an der Unabhängigkeit der Notenbank schüren, dürfte dies das Vertrauen in den Dollar weiter schädigen. Ein Kursrückgang gegen 75 Rappen dürften dann nicht mehr fern sein, glaubt Stucki.

Die Valiant Bank erwartet zwar auch weitere Zinssenkungen des Fed im kommenden Jahr, sieht den Dollar zunächst aber weiterhin in einer Spanne zwischen 79 und 81 Rappen. Die UBS sieht derweil keinen Grund für eine weitere markante Dollarschwäche.

Stabiler Euro?

Dagegen hat sich der Euro 2025 insgesamt als recht stabil erwiesen. Aktuell wird die Gemeinschaftswährung zu 0,9287 Franken bewertet. Das ist ein Minus von gut einem Prozent. Dabei verlief die Kursentwicklung allerdings sehr volatil zwischen knapp 92 und fast 97 Rappen. Kurzzeitig markierte der Euro Mitte November bei 0,91795 gar ein Rekordtief.

Nun erwarten die meisten Auguren für den Euro eine Seitwärtsbewegung. Dafür spricht laut Valiant Bank etwa, dass seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) für das ganze 2026 bereits das aktuelle Leitzinsniveau von zwei Prozent eingepreist ist. In der Geldpolitik seien die Pfade vorgezeichnet, sagt Thomas Heller, CIO der Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe. «Da dürfte es kaum Impulse auf die Wechselkurse geben.»

Strukturelle Schwächen der Eurozone

Zwar biete der Euro höhere Zinsen als der Franken, heisst es bei Raiffeisen. Dennoch rechnet die Genossenschaftsbank mit einem leicht tieferen Euro/Franken-Kurs von 91 Rappen bis Ende 2026. Grund dafür seien die trüben Konjunkturaussichten in der EU sowie das volatile Marktumfeld.

Für die weitere Entwicklung des Euro dürfte damit entscheidend sein, ob das gewaltige deutsche Infrastrukturprogramm wirklich umgesetzt wird und dies zusammen mit den geplanten riesigen Rüstungsausgaben in Europa die Wirtschaft belebt. Dann könnte sich der Euro etwas erholen, so Raiffeisen.

Gegen eine deutliche Aufwertung sprechen die strukturellen Schwächen der Eurozone und die unklaren Auswirkungen der US-Zölle, schreibt die Aargauische Kantonalbank. Auch das fragile politische Umfeld sowie die zunehmenden Sorgen über die stetig steigende Staatsverschuldung könnten sich künftig verstärkt negativ bemerkbar machen.

Franken bleibt stark

Das Fazit somit: Der Franken dürfte stark bleiben und damit eine permanente Herausforderung für die exportorientierte Wirtschaft darstellen. «Gerade auch zusammen mit den höheren Zöllen», sagt Thomas Heller. Allerdings habe die Exportwirtschaft in der Vergangenheit bewiesen, dass sie damit umgehen könne.

Mehr freuen dürften sich dagegen die Konsumenten, sei es als Einkaufstouristen im nahen Ausland oder als Reisende in die Ferne, wenn Waren und Leistungen dort günstiger zu haben sind als hierzulande.

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