So erging es den Kartoffelproduzenten

2025 war für die Schweizer Kartoffelbranche ertragreich und qualitativ stark, doch volle Lager, unter Druck stehende Produzentenpreise und logistische Engpässe belasten die Branche. Der Landwirtschaftliche Informationsdienst (LID) zieht Bilanz über das Jahr 2025. Mehr dazu im 5. Teil der 14-teiligen Jahresrückblick-Serie.

Für die Schweizer Kartoffelbranche war 2025 ein Jahr mit viel Ertrag – aber auch mit vollem Lager und unter Druck geratenen Produzentenpreisen. Die Witterung spielte mehrheitlich mit, die Qualität stimmt, die Versorgung ist – mit einer Ausnahme – gut.

«Das Kartoffeljahr 2025 brachte den Produzentinnen und Produzenten mehrheitlich gute Anbaubedingungen», fasst Christian Bucher, Geschäftsführer der Branchenorganisation Swisspatat, zusammen. Gleichzeitig zeigte sich einmal mehr, wie anfällig die Wertschöpfungskette bei Engpässen in der Logistik ist.

Günstige Witterung und hohe Erträge

Die Pflanzung erfolgte im Frühling bei sehr guten Voraussetzungen, das Wetter blieb bis Anfang Juni ideal. Danach folgte eine heisse, trockene Phase, die vor allem dort Probleme bereitete, wo keine Bewässerung möglich war. Der regenreiche Juli brachte den Beständen wieder Entspannung. Krankheiten wie Kraut- und Knollenfäule traten zwar auf, aber deutlich weniger stark als im Vorjahr.

«Alles in allem waren die Wachstumsbedingungen für die Kartoffeln gut – dies zeigte sich dann auch bei der Ernte», so Bucher.

Insgesamt waren die Wachstumsbedingungen gut – mit sichtbaren Folgen bei der Ernte:

  • Bei den konventionellen Kartoffeln lagen die Nettoerträge bei 393 Kilogramm pro Are – 17 Prozent über dem Fünfjahresschnitt.
  • Bei den Biokartoffeln wurden 291 Kilogramm pro Are geerntet, was sogar 35 Prozent über dem fünfjährigen Mittel liegt.

Auch Lara Stamler, Geschäftsführerin der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten, zieht eine positive Erntebilanz: «Das Wetter war durchzogen, sorgte jedoch mehrheitlich für gute Erträge – so sind die Ernte und die Erntemengen in diesem Jahr sehr zufriedenstellend.»

In allen Kategorien – fest- und mehligkochende Speise- und Chipskartoffeln – ist die Versorgung mit inländischen Kartoffeln laut Swisspatat sehr gut, einzig im Fritessegment gibt es eine leichte Unterversorgung.

Mehr Fläche, Bio leicht rückläufig

Die gute Ernte ist auch eine Folge der ausgeweiteten Anbaufläche. «Die Anbaufläche liegt bei 11’029 Hektaren und ist somit verglichen zum Vorjahr um 3 Prozent gestiegen», sagt Lara Stamler. Leicht rückläufig war hingegen die Biofläche, die um etwa 70 Hektaren auf 922 Hektaren schrumpfte.

Kleinere Verschiebungen gab es auch zwischen den Segmenten: Festkochende Speisesorten wurden etwas weniger angebaut, während die Flächen für Frites-, Chips- und mehligkochende Speisekartoffeln zunahmen. Wie viele Betriebe noch Kartoffeln produzieren, wird erst die nächste Statistik des Bundesamts für Statistik zeigen.

Die Branchenorganisation Swisspatat geht davon aus, dass sich der Trend der vergangenen Jahre fortsetzt: Die Anzahl Produzentinnen und Produzenten dürfte erneut um ein bis zwei Prozent abgenommen haben.

Engpass in der Logistik

Während die Ernte auf dem Feld gut gelang, stiess die Logistik zeitweise an Grenzen. Viele Felder waren gleichzeitig erntereif und die Erträge hoch. Das führte zu Engpässen bei den Paloxen für Transport und Lagerung. «Gerade für die nachgelagerte Wertschöpfungskette war dieses Jahr herausfordernd, da nicht nur die Ernte bei den Kartoffeln gut gekommen ist, sondern auch bei anderer Lagerware wie Zwiebeln und Karotten», sagt Lara Stamler.

«Auch die stetig zunehmende Ernteleistung stellt die Abnehmer vor Herausforderungen, weil die Anlagen zur Annahme hier nicht Schritt halten können», ergänzt Christian Bucher. Dank grossem Effort und pragmatischen Lösungen aller Beteiligten – Produzierende, Handel und Verarbeiter – konnte die Situation im Verlauf der Saison entschärft werden.

«Die Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten erwartet, dass die nachgelagerte Wertschöpfungskette aus der Situation gelernt hat und zukünftig genügend Gebinde zur Verfügung stellen kann», so Lara Stamler.

Hohe Ernte, tieferes Preisniveau

Die grossen Erträge drückten schliesslich auf das Preisniveau. «Bei der Preisbildung wird bei den Kartoffeln zwischen den beiden Hauptkanälen Speise- beziehungsweise Industriekartoffeln unterschieden», erklärt Christian Bucher.

Für Speisekartoffeln definiert die Branche vor der Ernte ein mittleres Preisband. «Die effektiven Richtpreise kommen dann, abhängig von Angebot und Nachfrage, innerhalb dieses Preisbandes zu liegen und da das Angebot aufgrund der guten Erträge hoch war, die Nachfrage aber stabil geblieben ist, sind die Preise in diesem Jahr unter dem mittleren Preisband festgelegt worden», erklärt Chritian Bucher. Im Vorjahr war die Ernte schlecht ausgefallen und die Preise hatten sich am oberen Rand des Preisbandes bewegt – 2025 sind sie nun auch aufgrund der grösseren Erträge spürbar gesunken.

Bei den Industriekartoffeln gelten Fixpreise, die gegenüber dem Vorjahr unverändert blieben. Dafür wurden Handelsusanzen und Übernahmebedingungen überarbeitet: «Die Qualitätsvorgaben wurden gelockert – dies führt dazu, dass die Landwirte auch Kartoffeln mit gewissen Mängeln abliefern können», erklärt Christian Bucher. Die Branche reagiere damit auf den Aktionsplan Food Waste des Bundes und reduziere mit konkreten Massnahmen die Lebensmittelverluste signifikant.

Auch aus Sicht der Produzentenschaft bleiben die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anspruchsvoll. «In den letzten Jahren konnten die Produzentenpreise erhöht werden – für die Ernte 2025 hat sich die Branche entschieden, keine Preiserhöhungen vorzunehmen», sagt Lara Stamler. Für das kommende Jahr seien stabile Produzentenpreise und unveränderte Übernahmebedingungen vorgesehen. «Die nach wie vor hohen Anbaukosten und das hohe Anbaurisiko bleiben für die VSKP aber wichtige Anliegen», so Lara Stamler.

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