Der vierte Tag begann mit einer Stadt-besichtigung in Meran. Die klimatisch wärmste Stadt des Südtirols ist bekannt für seine heilsame, frische Luft. Danach besuchte die Leser-reisegruppe des "Schweizer Bauer" einen italienischen Obst-produzenten, der über die wirtschaftlichen Probleme der Region erzählte.
Die Angehörigen vieler Adelshäuser Europas kamen in der Vergangenheit nach Meran zum Kuren. Die österreichsiche Kaiserin Elisabeth etwa soll mit ihrem 100-köpfigen Hofstaat einmal sieben Monate am Stück hier verbracht haben. Noch heute ist Meran sehr auf den Tourismus ausgerichtet.
Betreibt beliebte Hofbeiz
Nach der Stadtbesichtigung ging die Fahrt nach Algun, der Sonnenterasse über Meran am Eingang zum Vingschgau. Hier wurde die Lesergruppe des "Schweizer Bauer" bereits von Christian Pinggera erwartet. Er bewirtschaftet den Schnalshuberhof, den er von seiner Mutter übernommen und auf Bio umgestellt hatte.
Neben der Landwirtschaft betreibt eine sogenannte Buschenstube, eine Hofbeiz, die sehr beliebt ist und mittlerweile zwei Drittel des Einkommens ausmacht. "Man kann schon einfach nur Aepfel produzieren, diese der Genossenschaft abliefern und einmal im Jahr in die Versammlung gehen, um dann zu erfahren, dass man wieder nichts verdient hat", fasst er die die Probleme der Südritoler Obstproduzenten zusammen.
Der Qualität rückbesinnen
Die wirtschaftliche Situation auf dem Apfelmarkt in Italien ist mit ständig sinkenden Preisen durchaus mit der Situation auf dem Milchmarkt in der Schweiz vergleichbar. Pinggera ist deshalb überzeugt, dass sich die Bauern wieder auf ihr Privileg besinnen müssen: "Qualitativ hochstehen Nahrungsmittel werden in Zukunft immer schwieriger zu bekommen sein, und wir Bauern haben die Möglichkeit, uns diese selber zu produzieren".
Für Pinggera kommt deshalb nicht in Frage, möglichst billig möglichst grosse Mengen von einem einzelnen Produkt herzustellen, dieses zu einem viel zu tiefen Preis zu verkaufen und sich mit dem knappen Geld dann nur billige und minderwertige Lebensmittel kaufen zu können.
Viel lieber produziert er möglichst viele verschiedene qualitativ hochwertige Produkte, an denen er Freude hat und die er selber gerne isst. "Am wichtigsten ist, dass meine Familie und ich selber genug davon haben, wenn noch was übrig ist, verkauf ich es in der Buschenstuben und an Privatkunden", sagt er mit einem Augenzwinkern.
Exportiert in die Schweiz
Der gelernte Kellermeister und Getränketechnologe baut auf 2,5 Hektaren verschiedene Obstarten an und auf 2 Hektaren verschiedene Traubensorten. daneben ist ihm wichtig zu erwähnen, dass auch Eier und Gemüse für sein Restaurant und die Familie vom Betrieb kommen.
Pinggera bauert nach Bioland-Richtlinie, erfüllt aber auch die strengeren Schweizer Knospenanforderungen und kann so Bio-Produkte für den Export in die Schweiz liefern. Die Tatsache, dass sich einige der Nachbarn ebenfalls für den Biolandbau entschieden haben, vereinfacht den Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau etwas.
Problem Pilzkrankheiten
Apfelwicklerproblem konnten Pinggero und die benachbarten Biolandwirte mittels Pheromon-Verwirrungstechnik in den letzten Jahre gut unter Kontrolle bringen. Ein grösseres Problem sind die Pilzkrankheiten im Rebbau, der echte und der Falsche Mehltau (Oidium und Peronospora). Hier muss Pinggera mit viel Schwefel und Kupfer fahren, wobei er bestrebt ist, den Kupferanteil minimal zu halten. Für die Knospe sind lediglich 0.5 kg pro Hektare und Jahr erlaubt, für Bioland sind es 2 kg und im Rahmen der EU-Biorichtlien wären gar 6 kg Kupfer pro Hektare und Jahr erlaubt.
Die Ernte verarbeitet er zu Saft, Wein und Schnaps. Von einem befreundeten Bio-Landwirten kauft er jeweils ein paar Schweine, die er selber mit Hilfe eines pensionierten Metzgers pökelt und räuchert. Von der hohen Qualität der Produkte konnten sich die Teilnehmer der "Schweizer Bauer"-Leserreisegruppe beim Mittagessen im Anschluss an die Betriebsbesichtigung selber überzeugen.