Wer seine Tiere regelmässig wiegt, hat bessere Entscheidungsgrundlagen. Bei der Zucht, der Fütterung oder der Schlachtung. Wichtig ist, dass das Wiegen effizient abläuft. Dafür ist der Standort der Waage entscheidend. Haben Sie eine Wage, mit der Sie Ihre Tiere wiegen können?
Damian Laube, Aussendienstmitarbeiter bei der Firma B+M in Densbüren AG, ist oft auf Betrieben unterwegs. Und schätzt: «Viele Milchwirtschaftsbetriebe haben im Roboter eine Waage installiert. Mutterkuhbetriebe müssen in vielen Fällen ihre Kälber wägen. In der Mast sind es wohl rund 20 bis 30 Prozent der Betriebe, die eine Waage haben, mit zunehmender Tendenz. Es ist also noch Potenzial vorhanden.»
Das Wägen eines Tieres biete viele Rückschüsse, betont er. «Schon wenn ein Tier gekauft oder verkauft wird, kann das Gewicht erhoben werden – etwa, um den Preis festzulegen oder die erwartete Schlachtausbeute vorgängig besser abschätzen zu können.» Auch der Zeitpunkt, wann ein Tier im Optimalfall geschlachtet werde, sei mit der Waage einfacher zu treffen.
Zuchtentscheide treffen
Es gibt laut Damian Laube noch diverse weitere Gründe für Tierwaagen. Sie würde die nötigen Informationen liefern, um die Fütterung anzupassen und die Zunahmen zu kontrollieren. «In diesen Fällen macht es Sinn, jede Woche einmal zu wägen, etwa bei Natura-Beef. Das bietet auch Vergleiche mit anderen Tieren des Betriebs, denn nicht jedes Tier liefert gleich gute Zunahmen, Zuchtentscheide sind so einfacher zu treffen.» Bei der Zucht sei eine Waage Pflicht, auf reinen Mastbetrieben ein wertvolles Hilfsmittel.
Das am meisten verkaufte Modell bei B+M ist laut dem Aussendienstmitarbeiter ein einfacher Wiegebalken: «Dieser wird unter einen Behandlungsstand geschraubt. Es gibt aber auch ganze Wiegeplattformen, die man mit Panels einzäunen und an einer beliebigen Stelle im Stall aufstellen kann. Immer im Zentrum: Das Wägen muss für Tier und Tierhalter stressfrei ablaufen.» Gewisse Waagen hätten eine digitale Anzeige und auch einen Speicher.
Weniger verbreitet seien Modelle, die elektronische Ohrmarken erkennen und automatisch dem Tier zuordnen würden. «Wie genau man wägt, ist nicht so wichtig», so der Fachmann – «wichtig ist, dass man es macht.» Bei einem vollautomatischen System sei der Aufwand gleich null. «Bei einem Treibgang, in den die Waage installiert ist, dauert das Wägen ebenfalls kaum eine Minute pro Tier. Denn die Tiere gewöhnen sich rasch daran, durch die Waage zu gehen.»
Im Pflegestand
Damian Laube von B+M rät, bei Mutterkuhställen die Waage in den Pflegestand zu integrieren – im Laufhof, im Idealfall zwischen Fress- und Liegebereich. Also an einem Ort, den die Tiere sowieso regelmässig passieren. Je nach Baulösung müsse man aber individuell abwägen. «Wichtig ist, dass das Tier keinen Bereich aufsuchen muss, den es nicht kennt.» Dies sehe er oft in der Praxis: «Steht der Behandlungsstand auf dem Waschplatz hinter dem Stall, muss ein Tier mit Halfter zum Stand geführt werden. Da verleidet einem das Wägen, oder es wird erst gar nicht gemacht.»
Vollautomatische Wiegesysteme speichern – falls elektronische Ohrmarken eingesetzt werden – die Gewichte automatisch und ordnen sie dem Tier zu. Andere Waage haben ebenfalls einen Speicher. Laut Damian Laube ist hierbei nur noch nötig, das Gewicht der Ohrmarke zuzuordnen. Wobei man das Tier respektive die Marke nur noch auf einer Liste auswählen muss.
Ab 1800 Franken
Einfache Wiegebalken mit einfacher Anzeige sind bereits ab 1800 bis 3000 Franken erhältlich. Auch zusätzliche Plattformen zur Aufnahme der Wiegeeinrichtung sind nicht sehr teuer mit etwa 300 Franken. Wiegekäfige für Kälber sind für 2000 bis 2500 Franken zu haben.
Herdebuchbetriebe mit Angus, Aubrac, Braunvieh, Charolais, Limousin, Simmental, Grauvieh, Blonde d’Aquitaine, Hereford, Luing, Piemontese, Shorthorn und Salers sind laut Mutterkuh Schweiz verpflichtet, ihre Kälber zu wägen, und zwar mindestens einmal im Alter zwischen 90 und 320 Tagen. Die Gewichte werden durch die Experten erhoben und ins BeefNet eingetragen. Damit werden das Absetzgewicht effektiv; das Absetzgewicht 205 Tage, der Tageszuwachs effektiv und der Tageszuwachs 205 Tage berechnet. Die Daten zu den Absetzgewichten dienen zudem zur Schätzung der Zuchtwerte für das direkte und das maternale Absetzgewicht und damit dazu, das Wachstum der Kälber und die Milchproduktion der Kühe züchterisch zu berechnen.
Produktive Kühe
Eine Waage ist nicht nur für die Kälber nötig, sondern auch bei der linearen Beschreibung der Kühe und Stiere sinnvoll. Es ist ein Richtwert für den Züchter, wenn er weiss, wie schwer ein Tier ist, denn die Grösse reicht nicht aus, um die Masse eines Tieres wiederzugeben. Andererseits kann die Kennziffer der Produktivität, also das Verhältnis zwischen dem Gewicht von Kalb und Kuh, berechnet werden. Je höher die Zahl, umso produktiver ist die Kuh.
Durch regelmässiges Wiegen kann auch die Menge der Medikamente, die nach Gewicht dosiert werden, genau bestimmt werden – das beugt Resistenzen vor und senkt Kosten. Und natürlich kann der optimale Schlachtzeitpunkt ermittelt werden. Mutterkuh Schweiz empfiehlt eine Waage deshalb speziell den Natura-Veal-Produzenten. Aufgrund des Bezahlungssystems in der Schweiz macht es vor allem bei Natura-Veal Sinn, Kälber kurz vor der Schlachtung zu wiegen.
Ein zu hohes oder zu tiefes Gewicht kann finanziell ziemlich schmerzhaft sein. Die Fettabdeckung spielt natürlich auch eine wichtige Rolle, doch eine Verfettung der Tiere ist bei Natura-Veal sehr selten der Fall. Dort ist das Erreichen der Fettabdeckung, bevor der gewünschte Gewichtsbereich überschritten ist, anspruchsvoll, die Kontrolle mit der Waage deshalb sehr wertvoll.
