
Ideal ist, wenn mehrere Personen gleichzeitig am Tier arbeiten – und zwar von hinten nach vorne.
Anna-Katharina Flückiger
Eine der ersten Handlungen vieler Tierhalterinnen beim Einstallen der Rinder ist das Scheren. Das Winterfell nach der Herbstweide, unvermeidbarer Mist auf der Liegefläche und teils feuchte Stallluft sind ungünstige Kombinationen. Die Tiere können schwitzen, Mist bleibt kleben, Parasiten können sich einnisten. Wenn Milben oder Läuse einmal im Stall sind, werden sie häufig ein grosses Problem, da sie so gut wie alle Tiere befallen.
20 bis 30 Minuten
Wichtig ist deshalb, dass sich die Lästlinge möglichst nicht einnisten und im Fell verstecken können. Pascal Kopp, Projektleiter Marketing bei der Schermaschinenfirma Heiniger aus Herzogenbuchsee BE, bestätigt: «Wir raten, Kälber, Rinder und Kühe zu scheren, egal, ob sie drinnen oder draussen gehalten werden. Läuse, Flechten und andere Parasiten sind im dichten Fell nicht sichtbar.»
«Es gibt keine Stellen, welche nicht geschoren werden dürfen.»
Ideal sei es, das Fell am ganzen Körper zu kürzen: «Mindestens aber muss man vom Afterbereich bis zu den Klauen scheren. Dort sammeln sich am meisten Kot, Schmutz und allenfalls Bakterien und Parasiten an.» Der Zeitaufwand für eine Vollschur hänge von der Erfahrung des Scherers, der Maschine, der Grösse und dem Zustand des Tieres sowie dem Behang mit Schmutz und Kot ab. «Pro Tier kann man mit 20 bis 30 Minuten rechnen.»
Vorsicht bei Euter und Kopf
Ideal sei, wenn zwei Personen gleichzeitig arbeiteten. «Dies ist der sicherste Weg», erklärt er. «Am besten startet man gleichzeitig bei den Hinterläufen und arbeitet sich nach vorne. So kann sich das Tier schlechter wegbewegen.» Und, so Pascal Kopp: «Es gibt keine Stellen, welche nicht geschoren werden dürfen. Vorsicht geboten ist beim Euter und am Kopf, speziell bei den Ohren. Dort empfehlen wir eine tiefere Geschwindigkeitsstufe oder mit einer kleineren Schermaschine zu arbeiten.»

Eine der ersten Handlungen vieler Tierhalterinnen beim Einstallen der Rinder ist das Scheren.
Anna-Katharina Flükiger
Für das Scheren von stark behaarten Eutern spricht, dass der Melkroboter die Striche der Kuh besser erkennen kann. Schermaschinen gibt es in verschiedenen Grössen und mit Kabel oder Akku. Modelle für Rinder kosten gut 400 bis knapp 600 Franken.
Das ABC des Scherens
Vorbereitung:
• Geeigneten Zeitpunkt wählen: nicht bei extremer Kälte oder in Phasen, in denen das Tier gestresst ist.
• Tiergesundheit prüfen: nur gesunde Tiere scheren.
• Schermaschine kontrollieren: scharfe Messer, saubere Filter, wenn nötig Ersatzmesser und Öl bereitlegen.
• Stromversorgung sichern, Verlängerungskabel legen und Akkus laden.
• Ruhige Umgebung schaffen: Stress für das Tier minimieren.
• Tier fixieren: Geeignet sind Fressgitter oder Scherstand.
Durchführung:
• Fell säubern: groben Schmutz und Mist entfernen.
• Langsame, gleichmässige Bewegungen.
• Hautverletzungen vermeiden. Zwischendurch Maschine ölen und reinigen.
Nachbereitung:
• Tier auf Verletzungen kontrollieren und Fellreste entfernen.
• Schermaschine reinigen und desinfizieren.
• Beobachtung in den Folgetagen auf Hautreaktionen und Verhalten.
sum
Alle Tiere gleichzeitig
Häufig nisten sich Ektoparasiten wie Läuse und Milben an den Schwanzwirbeln, im Bereich der Sitzbeinhöcker oder am Hals ein. Da sie vor allem von Tier zu Tier übertragen werden, rät das deutsche Tiergesundheitsunternehmen Elanco, immer alle Rinder gleichzeitig zu behandeln. Bei Rindern kommen vor allem Produkte zum Aufgiessen (Pour-on) zum Einsatz.
Dabei gibt es auch Wirkstoffe, die in der Schweiz bei Kühen in Laktation angewendet werden können und die lang wirken. Laut Bio Suisse darf die Behandlung der Räude oder anderer Ektoparasiten auf Biobetrieben nur bei klaren Anzeichen und in Absprache mit dem Tierarzt erfolgen