Rangkämpfe ohne Blutvergiessen

Kagfreiland lud Ende September zum Hörnertag auf dem Brüederhof in Dällikon ZH. Beim Stallrundgang zeigte sich: Ist der Laufstall gross genug, kommen auch behornte Milchkühe gut miteinander klar.

Kagfreiland lud Ende September zum Hörnertag auf dem Brüederhof in Dällikon ZH. Beim Stallrundgang zeigte sich: Ist der Laufstall gross genug, kommen auch behornte Milchkühe gut miteinander klar.

In der kollektiven Vorstellung gehören zu einer richtigen Kuh auch Hörner. Das zeigt sich schon daran, dass auf Milchverpackungen immer Kühe mit Hörnern abgebildet sind – obwohl dies in der Schweiz nur noch etwa 10 Prozent der Kühe vergönnt ist. Kagfreiland zeigte am Hörnertag auf dem Brüederhof in Dällikon ZH, dass es auch anders geht und behornte Kühe im Laufstall gehalten werden können.

Stabile Rangordnung

1996 hat der Hofbesitzer Kaspar Günthardt nach einem Stallbrand die Chance ergriffen und einen völlig neuen Freilaufstall gebaut. Der Stall ist so konzipiert, dass rangniedrige Tiere genug Platz haben, ranghöheren Tieren aus dem Weg zu gehen. Da die 40-köpfige Herde relativ stabil ist, müssen die Milchkühe die Rangordnung nicht ständig neu ausfechten. Laut Hofpächter Simon Knoepfel sind Verletzungen selten. Nur im Winter, wenn die Kühe nicht auf die Weide können, werde vielleicht alle zwei Monate eine Kuh am Euter verletzt und müsse kuriert werden.

Wäre der Stall auf dem Brüederhof voll ausgelastet, hätte jede Kuh 15m2 Platz. Da die Knoepfels meist nur 41 oder 42 Milchkühe halten, sind es noch mehr. Für die Fütterung werden die Kühe morgens und abends fixiert und stehen so weit auseinander, dass sie einander nicht verletzen können. Das bringt zwar mehr Arbeit mit sich, doch für eine artgerechte Haltung nimmt Pächter Simon Knoepfel den Mehraufwand gerne in Kauf. Wie er vertritt auch Kagfreiland die Auffassung, dass jedes Tier das Recht auf Unversehrtheit besitzt.

Auch das Enthornen ist für Kagfreiland letztlich eine Verletzung des Tieres. Zudem geht Kagfreiland davon aus, dass sich das Enthornen auf das Kommunikations- und Sozialverhalten der Tiere auswirkt. «Kühe kommunizieren über die Kopfhaltung. Wenn sie dies ohne Hörner tun müssen, ist es, wie wenn Menschen lispeln», sagte die neue Geschäftsleiterin Susanna Bertschi zur Eröffnung des Hörnertages.   

Kuhfotos vorlegen

Um genauer abzuklären, wie sich die Enthornung auf das Sozialverhalten einer Kuh auswirkt, finanziert das Bundesamt für Veterinärwesen derzeit ein Forschungsprojekt unter der Fragestellung «Vermisst eine Kuh ihre Hörner?». Dabei soll auch abgeklärt werden, ob behornte Kühe selbstbewusster auftreten und ob sie in Stresssituationen anders reagieren als ihre hornlosen Artgenossinnen. Tanja Kutzer erläuterte, wie sie ihre Experimente gestalten will. So ist in der Forschung bekannt, dass Kühe andere Tiere ihrer Herde auf Fotos erkennen und anders auf sie reagieren als auf fremde Tiere.

Kutzer möchte sie nun mit Fotos der gleichen Kuh konfrontieren, wobei sie diese mithilfe von PhotoShop mit und ohne Hörner zeigt. Ausserdem will die Biologin testen, ob behornte und unbehornte Kühe unterschiedlich auf unbekannte Gegenstände und fremde Menschen reagieren. Herzfrequenzmessungen sollen Aufschluss darüber geben, wie gestresst die Tiere in verschiedenen Situationen sind.

Mehraufwand abgelten

Die Besucher des Brüederhofs durften gleich selbst an der Forschung teilhaben: Sie sollten den Gemütszustand von zehn Kühen einschätzen, bei denen nicht zu sehen war, ob sie Hornträgerinnen sind oder nicht. Während des Ausfüllens wurden die Gäste mit einem Apéro und Hornkäse verwöhnt, der aus der Milch behornter Kühe stammt.

Mit dem Verkauf von Hornkäse, Hornmilch und Horn-Fleischprodukten will Kagfreiland die Bauern für den zusätzlichen Aufwand und die Mehrkosten grosser Laufställe entschädigen. Zusammen mit der IG Hornkuh arbeitet Kagfreiland darauf hin, dass die Hornbauern für jede Hornkuh einen Franken pro Tag in Form von Direktzahlungen erhalten. Mit einer Petition an den Bundesrat wollen die Initianten ihrer Idee Nachdruck verleihen.

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