
In der Veterinärmedizin ist der Antibiotikaeinsatz weiter rückläufig.
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Abgenommen habe auch die Verwendung von kritischen Antibiotika, wie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) am Dienstag mitteilte. Die Daten zeigten, dass Tierärzte und Landwirte sich der Bedeutung des verantwortungsvollen Umgangs mit Antibiotika bewusst seien und die in den letzten Jahren eingeführten Massnahmen und Instrumente weitgehend umsetzen.
Rinder: keine Abnahme
Bei Tieren der Rindergattung wurde bei den Verschreibungsdaten die grösste absolute Wirkstoffmenge sowie die grösste Wirkstoffmenge kritischer Antibiotika verzeichnet. Auch die höchste Anzahl Tierbehandlungen pro 1000 Tiere erfolgte bei Milchkühen, gefolgt von Rinderaufzucht und -mast; bei den meisten Rinderkategorien ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen, bei Milchkühen sogar deutlich.
Der Anstieg ist gemäss BLV auf die Verlagerung von unspezifischen Tierkategorien, die seit 2023 nicht mehr gemeldet werden können, zu den Rinderkategorien sowie von «Abgabe auf Vorrat» zu «Therapiemeldungen» zurückzuführen. Die höchsten Zahlen von Tierbehandlungen mit kritischen Antibiotika pro 1000 Tiere waren bei der Rinderaufzucht und -mast sowie Milchkühen zu verzeichnen. «Die Entwicklungen bei der Wirkstoffmenge und den Behandlungszahlen keinen abnehmenden Trend im Antibiotikaverbrauch bei Tieren der Rindergattung», hält das BLV fest.
Schweine: Rückgang
In den letzten beiden Jahren gingen bei den meisten Schweinekategorien die Wirkstoffmenge total, die Wirkstoffmenge bei den kritischen Antibiotika sowie die Behandlungszahlen zurück. Im Gegensatz zum abnehmenden Trend der letzten Jahre stieg die Wirkstoffmenge bei den Schweinen von 2023 auf 2024 erstmals leicht an. Ebenso ist die Zahl der Behandlungen pro 1000 Tiere bei Mastschweinen und Zuchttieren gestiegen.
Bezogen auf die Wirkstoffklassen war die Zunahme besonders bei Penicillinen ausgeprägt. Aber auch die Menge der zu den kritischen Wirkstoffen zählenden Makrolide ist etwas angestiegen. Die Anzahl Tierbehandlungen mit kritischen Wirkstoffen ging insgesamt und insbesondere bei den Ferkeln zurück, stieg dagegen leicht bei Mastschweinen und deutlicher bei Zuchttieren an. «Dies liegt sehr wahrscheinlich an einer Verlagerung der Meldungen von der Eingabe als Abgabe auf Vorrat zu Therapiemeldungen», schreibt das BLV.
Geflügel: Rückgang
Für Geflügel wurden im Vergleich zu Rindern und Schweinen nur geringe Wirkstoffmengen gemeldet. «Allerdings ist der Anteil kritischer Wirkstoffe beim Geflügel der höchste aller Tierarten», so die Bundesbehörde. Der Anteil ist im Vergleich zu den Vorjahren aber deutlich zurückgegangen. Dies zeige sich in einem deutlichen Rückgang der Wirkstoffmenge und der Anzahl Tierbehandlungen mit kritischen Wirkstoffen, so die Behörde weiter. Bei Geflügel ist in den letzten Jahren eine Schwankung der Gesamtwirkstoffmenge zu beobachten, jedoch ist kein klarer Trend erkennbar.
Dieser Effekt führt das BLV auf den zunehmenden Anteil der Sulfonamide an der Wirkstoffmenge zurück. Demgegenüber geht die Wirkstoffmenge kritischer Antibiotika weiter deutlich zurück und bei fast allen Geflügel-Nutzungskategorien wurde ein deutlicher Rückgang der Anzahl Tierbehandlungen pro 1000 Tiere verzeichnet. «Die Zahlen belegen, dass der Einsatz kritischer Wirkstoffe beim Geflügel kontinuierlich abnimmt», hält das BLV fest. Diese werden zunehmend durch Sulfonamide ersetzt, die eine höhere Wirkstoffmenge erfordern, um eine gleichwertige Behandlung zu gewährleisten. Der im letzten Jahr beobachtete starke Rückgang kritischer Wirkstoffe hält an.
Pferde: kein Trend
Bei Hunden, Katzen und Pferden sind die verschriebenen Wirkstoffmengen sowie die Anzahl der Behandlungen insgesamt stabil geblieben, hiess es weiter. Die Wirkstoffmenge bei Pferden nimmt zu, was an der Zunahme der Wirkstoffmenge von Sulfonamiden liegt. «Gleichzeitig nimmt die Anzahl Tierbehandlungen bei Pferden nur sehr wenig zu und es finden sich in den Daten keine Hinweise darauf, dass andere Wirkstoffe seltener verwendet werden», so das BLV. Bei Pferden ist kein Trend sichtbar, die Werte schwanken in einem engen Bereich.
Laut BLV sind seit 2008 Inhaber einer Zulassung für Antibiotika zur veterinärmedizinischen Verwendung verpflichtet, alle ihre Antibiotikaverkäufe zu melden. Seit 2019 müssen Tierpraxen zudem alle Verschreibungen von antibiotikahaltigen Präparaten melden.