Die in Südamerika beheimateten Weissbüschelaffen unterscheiden sich markant von anderen Primaten: Sie werden nur etwa 20 Zentimeter gross und gebären fast nur Zwillinge. Ein internationales Forscherteam mit Schweizer Beteiligung konnte nun die genetischen Ursachen dafür identifizieren.
Ein Forschungskonsortium um die Humangenetikerin Kim Worley vom Baylor College of Medicine (USA) hat das gesamte Erbgut der Weissbüschelaffen (Callithrix jacchus) entschlüsselt. Daran waren auch Experten von der Universität Genf und dem Schweizerischen Institut für Bioinformatik in Genf beteiligt.
Sehr kleine Tiere
Genetisch sind diese zu den «Neuweltaffen» gehörenden Tiere vom Menschen deutlich weiter entfernt als Menschenaffen oder Makaken, deren Genom bereits sequenziert wurde, wie das College am Montag mitteilte. Zu ihren Besonderheiten gehört, dass die Tiere sehr klein sind, was bei Primaten üblicherweise zu Problemen mit dem Stoffwechsel und der Temperaturregulation führt.
Auch ihr Sozial- und Fortpflanzungsverhalten sei für Primaten einzigartig, schreiben die Forschenden im Fachjournal «Nature Genetics» vom Sonntag. Sie pflegen die «kooperative» Jungenaufzucht: Innerhalb einer Gruppe pflanzt sich nur das dominante Paar fort, wobei alle anderen Gruppenmitglieder bei der Aufzucht des Nachwuchses helfen.
Zudem gebären die Äffchen fast ausschliesslich Zwillinge, die zudem im Uterus Blutstammzellen untereinander austauschen. Deshalb stammen 10 bis 50 Prozent aller Blutzellen jedes Individuums vom Geschwister-Zwilling.
Hinweise auf Kleinwuchs und Zwillingsgeburten
Aufgrund dieser Besonderheiten erhoffen sich die Forscher, in der DNA der Tiere Hinweise auf allgemeine Ursachen für Kleinwuchs und Zwillingsgeburten - auch beim Menschen - zu finden.
Tatsächlich förderte die Erbgut-Analyse eine Gruppe von Wachstumshormon-Genen namens «GH-IGF» zu Tage, die vermutlich für den Kleinwuchs der Affen verantwortlich ist. Auch weitere Gene, die für den Stoffwechsel und die Regulation der Körpertemperatur mitverantwortlich sind, dürften mit der geringen Grösse der Tiere in Verbindung stehen.
Ausserdem identifizierten die Forschenden das «WFIKKN1-Gen», das mit der Neigung zu Zwillingsgeburten in Zusammenhang stehen dürfte.