Eine Resolution zum Thema Wolfsproblematik adressiert an EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius hat der Obmann der Alpwirtschaft Österreich, Erich Schwärzler, gemeinsam mit Alp- und Bergbauernvertretern aus Südtirol und Bayern in Strassburg übergeben.
Bei dem Treffen mit dem EU-Umweltkommissar wurde von den anwesenden Alpwirtschafts-Vertretern klar kommuniziert, dass die Alpen und die Berglandwirtschaft durch die enorme Zunahme des Wolfsbestandes und der dadurch bedingten Nutztierverluste existenziell bedroht sind.
Herabsetzung des Schutzstatus
Eine weitere Botschaft in Richtung des Kommissars war, dass Herdenschutz aufgrund des meist steilen Geländes, der schwierigen Topografie, der Kleinstrukturiertheit (kleine Herden, viele Auftreiber) weder technisch umsetzbar, noch finanzierbar ist. Diese Argumente wurden anhand von Bildern und Grafiken untermauert. «Es braucht Lösungen auf EU-Ebene wie die Herabsetzung des Schutzstatus und mehr nationalen Spielraum», so die Forderung der Obmänner.
Nachdem die Zuständigkeit für dieses Thema auf EU-Ebene im Wesentlichen beim Umweltkommissar liegt, konnten die Forderungen durch diesen Termin an die höchstmögliche Instanz gerichtet werden. Laut den Alpwirtschaftsvertretern zeigte der Kommissar beim Gespräch durchaus Verständnis für die geschilderten Sorgen der Alpbewirtschafter. Es sei nicht in seinem Sinn, dass wegen des Wolfes die Bewirtschaftung von Höfen aufgegeben werde, erklärte der Kommissar. Für ihn sei jedoch Herdenschutz in unterschiedlichen Formen ein Lösungsansatz, um weiter Alp- und Berglandwirtschaft in Wolfsgebieten betreiben zu können, und er verwies dabei auch auf «scheinbar» erfolgreiche Projekte.
Kommissar sagt Gespräche zu
Von Seiten der Alpvertreter wurde darauf jedoch entgegnet, dass diese Projekte nicht repräsentativ seien: «Die durchschnittlich in der Praxis viel kleineren Herden, oft von mehreren unterschiedlichen Auftreibern, die fehlenden Arbeitskräfte und die immens hohen Kosten machen eine breite Umsetzung unmöglich.» Der Kommissar wies darauf hin, dass es durchaus Möglichkeiten gäbe, in den Ländern Ausnahmen zur Anwendung zu bringen – insbesondere, wenn Gefahr in Verzug ist und Wölfe in Siedlungsgebieten eindringen. Diese Aussage wird von den Agrarvertretern so interpretiert, dass zumindest in Siedlungsnähe auch Entnahmen möglich seien.
Positiv werten die Agrarvertreter, dass der Kommissar für weitere Gespräche mit der Alpwirtschaft offen ist. Die nächste Möglichkeit könnte sich bereits bei einem Besuch in Österreich im heurigen Sommer ergeben. Angestrebt wird, dass mit Sinkevičius dabei die Wolfsproblematik in der Praxis auf einer Hochalp weiter diskutiert wird. Nur so könne er sich tatsächlich ein Bild von den Gegebenheiten machen und eventuell erkennen, dass unter diesen Rahmenbedingungen Herdenschutz keine Option sei, so die Obmänner.
Länderübergreifend auftreten
«Auch wenn der Weg zu praktikablen Lösungen des Problems auf europäischer Ebene wohl noch etwas andauern wird, so sind gerade solche Termine wichtige Schritte in die richtige Richtung», sind die Obmänner und Vorsitzenden der Alp - und Bergbäuerlichen Interessenvertretung im Alpenraum überzeugt.
Wesentlich sei dabei auch, dass man in dieser für die Alpwirtschaft existenziellen Frage länderübergreifend auftrete. Die weitere Vernetzung der europäischen Alp- und Berglandwirtschaft könnte hierbei einer der Schlüssel zu Lösungen sein, so der gemeinsame Tenor.

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