D: Wolfbestand stagniert erstmals

Der Wolfsbestand in Deutschland stagniert erstmals seit Beginn der Wiederbesiedlung vor 25 Jahren. Trotz mehr Territorien bleibt die Zahl der Tiere nahezu gleich – Umweltschützer warnen, Jagdverbände zweifeln die offiziellen Daten an.

Die Anzahl der Wolfsterritorien in Deutschland hat im Monitoringjahr 2024/25 erstmals seit dem Beginn der Wiederbesiedlung Deutschlands durch den Wolf im Jahr 2000 stagniert. Auch die Anzahl der gezählten Wölfe hat sich erstmals kaum verändert. Mit diesem Fazit hat die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) jetzt die zusammengeführten Ergebnisse des Wolfsmonitorings der Bundesländer für den Zeitraum vom 1. Mai 2024 bis 30. April 2025 veröffentlicht.

Demnach gab es im Monitoringjahr 2024/25 deutschlandweit 276 Wolfsterritorien, nach 274 im Jahr zuvor. Das Vorkommen konzentrierte sich weiterhin auf das Gebiet von Niedersachsen über Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bis nach Sachsen. Aber auch in allen anderen Flächenbundesländern ausser dem Saarland wurden Wolfsterritorien nachgewiesen. Das Vorkommensgebiet vergrösserte sich um knapp 5%. Dabei verdichteten sich vor allem die Vorkommen in den bereits bekannten Regionen weiter. Im Süden und Westen des Landes etablierten sich Wölfe zudem in neuen Gebieten.

Strassenverkehr bleibt Haupttodesursache

In den bestätigten Wolfsterritorien lebten im Monitoringjahr 2024/25 laut den Zahlen der DBBW insgesamt mindestens 1'636 Wolfsindividuen. Davon wurden 544 als adulte Tiere eingestuft. Bei weiteren 62 Tieren war laut DBBW nicht eindeutig festzustellen, ob es sich um adulte oder subadulte Tiere handelte. Zusätzlich wurden 183 Jährlinge und 769 Welpen nachgewiesen.

Bei weiteren 34 Individuen war unklar, ob sie Jährlinge oder Welpen waren. Bei 44 Individuen konnte das Alter gar nicht bestimmt werden. Im Berichtsjahr 2023/24 waren in den bestätigten Territorien gemäß der DBBW-Statistik insgesamt 1'601 Wolfsindividuen nachgewiesen worden, darunter 535 bis 600 adulte Wölfe und mindestens 781 Welpen.

Tot aufgefunden wurden im Monitoringjahr 2024/25 der DBBW zufolge landesweit 163 Wölfe. Davon kamen 124 im Strassenverkehr ums Leben. Ausserdem wurden 16 illegale Tötungen nachgewiesen. Drei Tiere wurden im Rahmen des Managements entnommen und in sieben Fällen wurde eine natürliche Todesursache diagnostiziert. Bei zwölf weiteren Individuen konnte die Todesursache nicht festgestellt werden.

Mit Problem allein gelasse

Der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Förderverein der Deutschen Schafhaltung (FDS) zweifeln die DBBW-Statistik an. Sie gehen von einer deutlich höheren Zahl an Wolfsindividuen in Deutschland aus. So errechnete der FDS auf Basis der geborenen Welpen und der Totfunde in den vergangenen Jahren sowie der Anzahl der erwachsenen Tiere im Jahr 2020 einen Bestand von insgesamt mehr als 3'000 Tieren. Mit dieser Entwicklung würden die Weidetierhalter allein gelassen.

Der DJV bezifferte den Wolfsbestand auf mindestens 2'000 Tiere. Grundlage der Berechnung seien offizielle Zahlen, Erfahrungswerte und eine durchschnittliche Rudelgrösse von acht Tieren. Zudem verwies der DJV auf die weiterhin hohe Zahl an Nutztierrissen. Vor diesem Hintergrund begrüsste er die geplante Aufnahme des Wolfs ins Bundesjagdgesetz.

BN unterstellt illegales Töten

Dass der Wolfsbestand laut DBBW derzeit nicht weiter wächst, sorgt bei Umweltschützern für Alarmstimmung. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) warnte, dass der «grundlose Abschuss von Wölfen in einer Jagdzeit und die Schaffung wolfsfreier Gebiete den Wolf gefährden und niemandem helfen» würden. Nötig seien eine realistische Wolfspolitik und eine deutliche Unterstützung der Weidetierhaltung. Weitere Verbesserungen beim Herdenschutz seien machbar.

Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) unterstellte, dass die Stagnation des Wolfsbestands auf illegale Abschüsse und Vergiftungen von Wölfen zurückgehe. Mit der natürlichen Populationsdynamik sei dieser Stillstand nicht erklärbar.

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