Ratten, die durch Elektroden in ihren Köpfen miteinander verbunden sind, können über Kontinente hinweg miteinander kommunizieren und gemeinsam einfache Aufgaben lösen. Dies ergab ein Experiment von brasilianischen und US-Forschern.
Das Team des Neurobiologen Miguel Nicolelis vom Institut für Neurowissenschaften im brasilianischen Natal hatte Ratten zunächst eine einfache Aufgabe beigebracht: Um etwas Wasser zu bekommen, mussten sie auf einen Hebel drücken, wenn über diesem eine kleine Lampe aufleuchtete.
Superhirn geschaffen
Anschliessend pflanzten die Forscher den Tieren winzige Elektroden in den Teil des Gehirns, der Körperbewegungen steuert, und stellten via Internet eine Verbindung zwischen den Elektroden von jeweils zwei räumlich getrennten Ratten her.
In dem Moment, in dem die erste Ratte den Hebel drückte, wurde ihre Hirntätigkeit in elektrische Impulse verschlüsselt. Diese wurden simultan dem Gehirn der Partner-Ratte übermittelt, die identische Hebel vor sich hatte. Sie wusste nur dank der Signale ihres Partners, welches der richtige Hebel war.
Dank dieser Signale hätten die Ratten in 70 Prozent der Fälle die Aufgabe richtig gelöst, versicherten die Forscher am Donnerstag im Fachblatt «Nature Scientific Reports». «Wir haben eine funktionelle Verbindung zwischen zwei Gehirnen hergestellt und auf diese Weise ein Superhirn geschaffen», sagte der Forscher zur Nachrichtenagentur AFP.
Biologischer Computer
In einem nächsten Schritt könnten die Gehirne mehrerer Ratten mit Hilfe von Elektroden miteinander verbunden werden. Dadurch würde eine Art «biologischer Computer» entstehen, ein interaktives Hirn-Netzwerk.
Nach Überzeugung des Neurobiologen könnte das Experiment eines Tages auch Menschen zugute kommen - etwa Gelähmten beziehungsweise Patienten mit dem sogenannten Locked-in-Syndrom, bei dem Menschen zwar bei Bewusstsein, aber körperlich fast vollständig gelähmt sind.