Der grösste Fleischimporteur der Schweiz, GVFI, soll Fleisch von gestohlenen Pferden importiert haben. Nun wurde er angezeigt.
Der Tierschutzbund (TSB) Zürich hat die Genossenschaft für Vieh- und Fleischimport (GVFI) angezeigt. Der grösste Fleischimporteur der Schweiz mit Sitz in Basel bezieht Pferdefleisch aus dem argentinischen Schlachthof Lamar. Gemäss einer Mitteilung des TSB werden in diesem Schlachthof systematisch gestohlene Pferde geschlachtet. Ausserdem würden Missstände bezüglich Transport und Haltung der Pferde herrschen.
«Wir weisen die GVFI seit Monaten auf die unkontrollierbaren Umstände bei der Produktion von Pferdefleisch im Schlachthof Lamar hin», so York Ditfurth, Präsident TSB Zürich. «Mit der Klage wollen wir den weiteren Import stoppen.»
Organisiertes Verbrechen
«Kaum ein Transporter erreicht den Schlachthof bei Buenos Aires ohne gestohlene Pferde, das haben uns Polizisten, Regierungsmitarbeiter, Veterinäre und Händler vor Ort berichtet», so Sabrina Gurtner, Projektleitung Pferdefleischimporte beim TSB.
Der Handel mit gestohlenen Pferden in Argentinien sei ein organisiertes Verbrechen. Beteiligt seien Polizisten, Amtsveterinäre, Viehhändler und der Schlachthof Lamar. Für Pferdepapiere gebe es einen Schwarzmarkt, Diebstahlanzeigen würden nicht bearbeitet, und die Polizei verdiene am Geschäft mit.
GVFI nimmt Stellung
Bereits im Februar 2013 berichtete der «Kassensturz» über eine Recherche des TSB Zürich über Qualproduktion von Pferdefleisch in Argentinien, Mexiko, Kanada und den USA.
Auf Anfrage des «Schweizer Bauer» bezüglich der aktuellen Vorwürfe gibt die GVFI wie folgt Auskunft: «Die GVFI importiert wegen geringerer Kundennachfrage und Beschaffungsschwierigkeiten vor Ort seit September 2013 kein Pferdefleisch mehr aus Argentinien.» Die Importmenge seit dem 1. Januar 2013 betrage 43 t, wovon 34,2 t von Lamar stammten. Die GVFI habe über die Medien erfahren, dass der TSB Zürich eine Strafanzeige eingeleitet habe. Falls die Anzeige in den nächsten Tagen eintreffe, werde diese abgewiesen, weil die Anschuldigungen völlig gegenstandslos seien. «Die GVFI hat die Rückverfolgbarkeit im Griff und importiert kein gestohlenes Fleisch in die Schweiz.» Dies habe die argentinische Veterinärsbehörde bestätigt.
Mit Aktien beteiligt
Die Migros gibt auf Anfrage zur Auskunft, dass ihr Importpferdefleisch ausschliesslich aus Kanada stamme. Coop führt nach eigenen Angaben nur Pferdefleisch aus der Schweiz und Frankreich im Sortiment.
Beide Detailhändler sind jedoch direkt und indirekt an der GVFI beteiligt. Die Migros hält 5,7 Prozent der Aktien. Der zu Coop gehörende Fleischverarbeiter Bell besitzt 18,3 Prozent der Aktien.